Fernando Botero: Hermosa heißt üppig, aber auch schön…

Bis zum 15. Mai 2016 zeigt das Musée Würth in Erstein nahe Straßburg eine großartige Ausstellung des kolumbianischen Malers und Bildhauers Fernando Botero. Die man nicht verpassen sollte!

Der Besuch der Ausstellung von Werken des Kolumbianers Fernado Botero lohnt sich wirklich! Foto: Eurojournalist(e)

(KL) – Auf Spanisch, der Muttersprache des kolumbianischen Malers und Bildhauers Fernando Botero, heißt das Wort „hermosa“ gleichzeitig „schön“ und „vollschlank“ – und diese Wertigkeit springt einen aus den Werken Boteros, die man derzeit im Musée Würth in Erstein bewundern kann, geradezu an. Die Ästhetik der großzügigen Formen ist bei Fernando Botero Programm, wobei seine Werke auch eine klare gesellschaftliche Aussage transportieren.

Bei Botero ist alles üppig, ob das Äffchen in der Zirkusszene, die vielen Bilder und Zeichnungen von Liebenden, die Porträts, die Toreros, ja selbst die Polizisten, die im Werk „Das Massaker der Unschuldigen“ auf hilflose Menschen einknüppeln, sind üppig. Ebenso wie die Opfer, aber auch die Honoratioren seiner Heimatstadt Medellin, die während des Massakers andächtig ihren Sonntagsbraten verzehren. Üppig sind auch Boteros Stillleben und Gemälde, die sowohl wunderbare Ausblicke auf seine Stadt eröffnen, als auch Obst- und Blumenarrangements darstellen, die einen gewissen klassischen Einschlag verraten.

Botero hat seine Heimat genau beobachtet und obwohl seine Werke viel nackte (und üppige) Haut zeigen, ist sein Werk alles andere als pornographisch. Im Gegenteil. „Meine Bilder sollen keine Lust beim Betrachter anregen“, sagt Botero selbst und wenn man die vielen Bordell-Szenen betrachtet, stellt man fest, dass die Protagonisten alle eine Art abwesenden Blick haben, kaum bei der Sache sind und statt Leidenschaft transportieren diese Bilder eher etwas Trauriges, Mechanisches.

Auffallend ist die Farbenpracht der Werke Boteros. Tiefes Rot, schönes Blau, sattes Grün, der Maler packt seinen Darstellungen zum Trotz Lebensfreude und auch Humor in seine Werke. Seine beiden Darstellungen des „Raubs der Europa“ (auf dem, Sie haben es erraten, sowohl der als Stier verwandelte Göttervater als auch die Europa ziemlich üppig dargestellt werden…), ist eine Liebeserklärung an den Kontinent, auf dem Fernando Botero lebt, wenn er nicht gerade in New York oder seiner Heimat ist.

Die Ausstellung ist nicht nur schön anzusehen, sondern bringt auch den Betrachter der Werke dazu, gängige Schönheitsideale zu hinterfragen. Ist das Idealmaß „Kleidergröße 34/36“ wirklich so erstrebenswert? Ein Gedanke, der sich lohnt – in vielen Zivilisationen der Menschheitsgeschichte war Magersein alles andere als „schön“ – üppige, weibliche Formen sind auch heute noch in vielen Ländern der Welt erstrebenswerter als der Wahnsinn des zwangshaften Abmagerns.

Ein Teil der Ausstellung ist für Jugendliche unter 14 Jahren nicht zugänglich – da waren die Kuratoren der Ansicht, dass das dann doch zu viel nackte (und üppige…) Haut für Kinder und Jugendliche ist.

Sie finden alle praktischen Informationen zu dieser lohnenswerten Ausstellung unter www.musee-wurth.fr!

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