Frankreich kommt auf den Hund…

Mit dem Rechtspopulisten Eric Zemmour hat sich der nächste Kandidat für die Präsidentschaftswahl 2022 in Frankreich erklärt. Diese Kandidatur ist symptomatisch für den Zustand der französischen Politik.

Dass eine Person wie Eric Zemmour überhaupt für das höchste Staatsamt kandidieren kann, zeigt, in welchem politischen Zustand sich Frankreich befindet. Foto: Alexoumerde / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 4.0int

(KL) – Das Video, in dem Eric Zemmour seine Kandidatur für das höchste französische Staatsamt erklärte, zeigte die ganze Misere, die diesen Mann und seine Anhänger umgibt. Mit einer geradezu lächerlichen Inszenierung plapperte Zemmour unter Einblendung von Fotos und Filmszenen großer Franzosen wie Charles de Gaulle oder George Brassens (der sich im Grab umdrehen würde…), wobei das Team des neuen Kandidaten derart amateurhaft vorging, dass der neue Kandidat zum Start seiner Kampagne als erstes eine Klage wegen Urheberrechts-Verletzungen am Hals hat. Doch das wird Zemmour kaum stören, er ist eine Art „Dauergast“ in den Gerichten, wo er sich zumeist mit dem Vorwurf der Volksverhetzung auseinandersetzen muss.

Aber wer oder was ist Eric Zemmour. Als Publizist kommentierte der Rechtsaußen lange Zeit auf dem Sender CNews die Aktualität, wobei er sich immer wieder zu abenteuerlichen Behauptungen hinreißen ließ und genau das tut er jetzt auch, denn schon lange, bevor er nun seine Kandidatur offiziell erklärte, befand er sich bereits im Wahlkampf. Der Mann, der fordert, dass in Frankreich alle Kinder französische Vornamen tragen sollten (sein eigener Vorname stammt aus dem Norden Europas…), ist ausgewiesener Rassist und behauptete kürzlich, dass Marschall Pétain, der Chef des mit den Nazis kooperierenden Vichy-Regimes, die „Juden retten wollte“. Fakt ist, dass das Vichy-Regime bei der Verfolgung der jüdischen Mitbürger derartig aktiv war, dass sich selbst die in Paris befindliche SS in Berlin beschwerte, dass sie die von der Vichy-Miliz verhafteten Juden kaum noch in Richtung der Konzentrationslager transportieren könne.

Ansonsten ist Zemmour wohl der Albtraum jeder Feministin. Öffentlich bedauert er, dass das „Raubtier Mann“ nicht mehr instinktmäßig agieren könne, dass Männer Frauen im Bus nicht mehr so einfach an den Hintern greifen können und irgendwie ist das Weltbild dieses Extremisten in den Zeiten der Neandertaler stehen geblieben.

Zemmour beschränkt sich, ähnlich wie die andere rechtsextreme Kandidatin Marine Le Pen, auf die Beschreibung des Zustands der französischen Gesellschaft. Das hier, wie in vielen anderen Ländern, einiges im Argen liegt, ist nicht neu. Wie alle Populisten ist die Zustands-Bilanz von Zemmour an vielen Stellen richtig (würden Populisten nur haarsträubenden Quatsch erzählen, wären sie keine Populisten…), was ihn in Teilen der Bevölkerung Kopfnicken einbringt – „da hat er aber Recht!“ Lösungen für die zahlreichen gesellschaftlichen Probleme bietet Zemmour nicht an.

In den Umfragen rutscht die seltsame Persönlichkeit Zemmour allerdings gerade ab, aktuell liegt er bei 13 % für den ersten Wahlgang der Präsidentschaftswahl, während ihn Marine Le Pen zum ersten Mal seit einigen Wochen mit 18 % wieder überholt. Amtsinhaber Macron liegt bei 23 % und viele Franzosen befürchten nun, dass sich die beiden rechtsextremen Kandidaten zusammentun und Macron rechtsaußen überholen.

Doch noch beunruhigender als die Kandidatur Zemmours ist, dass 13 % der Franzosen in den Umfragen angeben, für einen solchen Kandidaten stimmen zu wollen – dies ist ein Zeichen für eine extreme Leere der französischen Politiklandschaft, in der sich seit drei Jahrzehnten die gleichen Personen tummeln, ohne dass sie jemals etwas Bedeutendes auf die Beine gestellt hätten. Für die meisten Franzosen stellt sich das Superwahljahr 2022 als ein Jahr der Wahl zwischen Pest und Cholera dar. Und das erklärt dann auch den extrem hohen Anteil der Nichtwähler, die sich in diesen Kandidaten nicht wiedererkennen.

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