Frankreichs Finanzminister: Wer ist eigentlich Michel Sapin?

Der 30. Finanzminister der V. französischen Republik gehört zu den Politikern, die man im Ausland nicht besonders gut kennt. Das wollen wir gerne ändern.

Frankreichs Finanzminister Michel Sapin gehört zu den Politikern, die selbst beim Verkünden schlechter Nachrichten gute Laune versprühen. Foto: Ministère du Travail / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 3.0

(KL) – Der Mann scheint immer gut gelaunt zu sein. Dabei sitzt Michel Sapin, der französische Finanzminister, auf einem „Schleudersitz“ der französischen Politik. Denn immer, wenn etwas nicht gut läuft, wird der Finanzminister als einer der ersten ausgewechselt, was auch erklärt, dass die meisten seiner Vorgänger im Schnitt nur jeweils knapp zwei Jahre im Amt blieben, einige auch deutlich kürzer.

Zu den illustren Vorgängern Michel Sapins in dieser Position gehören französische Politikgrößen wie der spätere Präsident Valéry Giscard d’Estaing, der „Rekordhalter“ auf diesem Posten, der es bei einer seiner zwei Amtszeiten schaffte, fünf Jahre Finanzminister zu bleiben, was vor uns nach ihm niemand schaffte. Weitaus weniger erfolgreich als Finanzminister war ein anderer späterer Präsident, nämlich Nicolas Sarkozy, der es gerade mal ein halbes Jahr lang schaffte, diesen Job zu behalten. Maurice Couve de Murville, Raymond Barre, Jacques Delors, Laurent Fabius, Edouard Balladur – eine ganze Reihe späterer Premierminister gehören ebenso zu Sapins Vorgängern wie die beiden bisherigen französischen Chefs des Internationalen Währungsfonds, der nicht mehr ganz so glamouröse Dominique Strauss-Kahn und Christine Lagarde. Und – Michel Sapin, der aktuelle französische Finanzminister, war schon einmal sein eigener Vorgänger – er bekleidete dieses Amt bereits in den Jahren 92/93.

Michel Sapin, der eher dem linken Flügel der Sozialisten zugerechnet wird, hat eine mustergültige Parteikarriere hinter sich, in deren Rahmen er sich klassisch vom lokalen Mandat über das regionale Mandat bis hin in die nationale Politik hochdiente. Seit 1981 sitzt er im französischen Parlament und 1989 wurde er erstmals in den Stadtrat von Nanterre in der Pariser Region gewählt – eine Karriere, die nicht mehr zu stoppen ist.

Er bekleidete verschiedene Posten und Ämter, wie denjenigen des Bürgermeisters von Argenton-sur-Creuse, saß im Rat der Region Ile-de-France, und kegelte 1981 als „Newcomer“ den Konservativen Michel Aurillac aus einem sicher geglaubten rechten Wahlkreis heraus. Kein Wunder, dass ein so erfolgreicher Regionalpolitiker auch schnell in der nationalen Politik eine Rolle spielen sollte.

1991 rutschte er erstmals ins französische Kabinett, wo er so etwas Ähnliches wie ein Staatssekretär im Justizministerium (ministre délégué) unter der damaligen Regierungschefin Edith Cresson wurde. Wenig später wurde er unter Premier Pierre Bérégovoy Wirtschafts- und Finanzminister (92/93), bevor er unter Lionel Jospin das Portefeuille „Öffentlicher Dienst und Staatsreform“ übernahm, ohne dass man sich aus dieser Zeit an bewegende Staatsreformen erinnern könnte.

Nachdem die Sozialisten 2012 wieder an die Macht kamen, wurde Michel Sapin zunächst Arbeitsminister unter Regierungschef Marc Ayrault, bevor ihn dessen Nachfolger Manuel Valls zum Finanzminister machte. Am 2. April 2014. Wenn es so weitergeht, schafft Sapin schon mal ein ganzes Jahr auf diesem Sessel…

Aktuell stellt Eurojournalist(e ) seinen Lesern in Frankreich deutsche Kabinettsmitglieder und den Lesern in Deutschland französische Kabinettsmitglieder vor. Denn Hand aufs Herz – wer kennt sich schon in der Politik des Nachbarlandes aus…?

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