Frankreichs Grüne wollen sich neu erfinden

Seit die französischen Grünen sechs der zehn größten Rathäuser Frankreichs erobert haben, geht nicht mehr viel in der grünen Partei. Nun wollen die Parteioberen eine „Revolution von oben“ starten.

Selbst der grüne Präsidentschaftskandidat Yannick Jadot ist für eine Neugründung der französischen Grünen. Foto: Greenbox / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 4.0int

(KL) – In einem offenen Brief haben rund 600 führende grüne Angeordnete, Parteiobere und exponierte Mitglieder gefordert, die Partei möge sich neu erfinden. Das ist eine gute Idee, denn in den zwei Jahren, in denen sechs der zehn größten französischen Städte von den Grünen regiert werden, ist die Partei auf dem absteigenden Ast – allgemein wirft man den Grünen Arroganz, Entfremdung von der Zivilgesellschaft und eine knochentrockene Ideologie vor, die häufig und schlecht kommuniziert an den Menschen vorbeigeht.

Der Offene Brief, der im „Journal du Dimanche“ erschien, hat es in sich – die grünen Parteispitzen wollen mit der Vergangenheit brechen. „Wir schlagen vor, gemeinsam an der Gründung einer neuen ökologischen Bewegung zu arbeiten.“, steht in dem Brief, „Wir wünschen uns, dass sich ‘Europe Ecologie – Les Verts’ neu gründet, zusammen mit seinen Partnern aus dem ökologischen Spektrum und mit allen, die daran mitarbeiten wollen.“

Zu den 600 Unterzeichnern dieses offenen Briefs gehört fast die ganze Parteispitze, angefangen beim grünen Präsidentschaftskandidaten Yannick Jadot, über die aktuellen Bürgermeister von Grenoble und Strasbourg, bis hin zu Europaabgeordneten. Bei so viel Einigkeit, dass man dringend etwas an der Ausrichtung der französischen Grünen ändern sollte, stellt sich allerdings die Frage, warum man unbedingt eine „Neugründung“ braucht – anstatt die Dinge, die in der bisherigen Partei falsch laufen, zu verändern.

Immerhin, anders als deutsche Parteien, inklusive der deutschen Grünen, haben die französischen Grünen verstanden, dass sie, seit sie in Machtpositionen sind, viele Fehler gemacht und sich von der Zivilgesellschaft entfernt haben. Diesen Fehler will man durch die „Neugründung“ beheben und der Zivilgesellschaft mehr Gewicht im politischen Diskurs geben.

Dass bei den Unterzeichnern dieses Offenen Briefs auch zahlreiche grüne Bürgermeister sind, ist ein eindeutiges Eingeständnis der in den letzten beiden Jahren begangenen Fehler. Das ist bemerkenswert und zeigt, dass man die Dinge nicht etwa „aussitzen“, sondern der Partei eine neue, bürgernahe Ausrichtung geben will. Dass beim ökologischen Umbau der Gesellschaft, zu dem es keine Alternative gibt, auch Fehler passieren, ist eine Sache. Diese Fehler zu erkennen und zu versuchen, sie zu beheben, ist eine andere Sache. Ein solches Verhalten könnte als Beispiel für andere Parteien dienen, die es nicht schaffen, sich zu hinterfragen oder gar zu reformieren.

Man darf gespannt sein, was bei der „Neugründung“ der französischen Grünen am Ende konkret herauskommt.

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.

*



Copyright © Eurojournaliste