Freiburger Bücherbus rollt durch Kroatien

Freiburgs früherer Bücherbus ist jetzt an der Adria in und um Zadar im Einsatz. Foto: Presseamt

Durch Freiburg im Breisgau rollt seit fünf Monaten einen neuen Bücherbus, der als Ableger der Stadtbibliothek die Bewohner städtischer Randbezirke mit Lesestoff versorgt. Den alten Bücherbus hat die Freiburger Stadtbibliothekeine in einem vortrefflichen Beispiel EU-weiter Amtshilfe an die Städtischen Bibliothek in Zadar / Kroatien abgetreten, wo das Lesegfährt nun beste Dienste verrichtet und die schwindende Bevölkerung der vorgelagerten Inseln in der Adria mit auch dank Fährtransports mit Büchern versorgt. In diesem Zusammenhang ist zugleich auch eine außergewöhnliche Bibliothekspartnerschaft entstanden.

Am 4. November 2013 stellten Freiburgs Kulturbürgermeister Ulrich von Kirchbach und Elisabeth Willnat, Leiterin der Stadtbibliothek am Münsterplatz, den neuen Bücherbus vor – ein 17-Tonnen-Gefährt auf modernsten technologischen und ökologischen Stand, das seither Woche für Woche 17 Haltestellen im Stadtgebiet anfährt. Der Dienstvorgänger durfte mangels Feinstaubplakette nicht mehr in Freiburg eingesetzt werden.

Viele private Kaufanfragen hatte die Stadt für das mit 27 Jahren und 168.000 Kilometern betagte Gefährt, aber durchaus noch verkehrstüchtige Fahrzeug erhalten. Von Kirchbach hilet daher fest, dass es der Stadt wichtig sei, “dass der Lesebus weiter für soziale und kulturelle Belange genutzt wird.“ So ermöglichte die Stadt den Verkauf des alten Busses an die Evangelische Pfarrgemeinde Freiburg-Südwest, die ihn technisch überholen ließ und dann der Städtischen Bibliothek in der kroatischen Küstenstadt Zadar spendete.

Die karge, ländliche Region um Zadar ist auf dem Festland immer noch vom Jugoslawienkrieg zwischen den Jahren 1991 und 1995 gezeichnet, während der Archipel vor Zadar seit Jahren unter Bevölkerungsschwund leidet. Elisabeth Willnat, Leiterin der Freiburger Stadtbibliothek, überzeuge sich bei einer Kroatienreise, dass der Bus, nun im neuen Outfit, im Umland von Zadar rege eingesetzt wird.

Speziell auf den Adria-Inseln kommt dem Fahrzeug nun eine wichtige soziale Funktion zu: Weil ihre Bewohner kaum noch Bildungs- oder kulturelle Angebote vorfinden, ziehen viele auf das Festland. Auf Dugi Otok, der langgestreckten äußeren Insel  vor Zadar, lebten zu jugoslawischen Zeiten 4.670 Menschen (1948); bei der letzten Zählung waren es noch 1.772 Einwohner (2001).

Im Rahmen des Besuches von Willnat in Zadar haben die Städtische Bibliothek Gradska Knjižnica Zadar und die Stadtbibliothek Freiburg nun auch eine Partnerschaft vereinbart. Sie soll laut Präambel „Impulse für eine künftige Zusammenarbeit und dem beiderseitigen weiteren Engagement” eine Grundlage geben. Darin wird Bildung auch als „Versöhnungsarbeit zwischen unterschiedlichen Lebenssituationen, Generationen und Menschen unterschiedlicher nationaler Herkunft“ definiert. Neben dem fachlichen Austausch der Bibliotheken wird ein kultureller Austausch angestrebt, etwa durch gegenseitige Besuche.

Für die seit dem 1.Juli 2013 mit Kroatien zur EU gehörende Stadt Zadar an der Adria und die südbadische Metrople Freiburg ist dieses feine Projekt ein schönes Beispiel für gelebte Partnerschaft und interkulturellen Austausch im Rahmen der Europäischen Union.