Frischzellenkur für die AfD

Jörg Meuthen verlässt die AfD, die ihm zu rechtsradikal geworden ist, doch die Partei hat gleich eine neue Hoffnungsträgerin an Land gezogen: Erika Steinbach (78) soll frischen Wind bringen...

Toll! Auch mit 78 Jahren findet man noch ein Plätzchen bei den Rechtsextremen... Foto: Thomas Künzl / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 4.0int

(KL) – Erika Steinbach. Da war doch was? 17 Jahre saß sie für die CDU im Bundestag, kritisierte immer wieder ihre Parteichefin Angela Merkel für deren Flüchtlingspolitik und war so etwas wie der verhärmte Rechtsaußen der CDU. Im Herzen bereits damals mittendrin im AfD-Sumpf, macht sie jetzt Nägel mit Köpfen, tritt in die AfD ein und komplettiert dort die Riege der alten Herren.

Nachdem Jörg Meuthen das Handtuch geworfen hatte, weil seiner Ansicht nach die AfD nicht mehr auf dem Boden der freiheitlich-demokratischen Grundordnung zu verorten ist (wozu Meuthen in den letzten Jahren maßgeblich beigetragen hatte), war dies das Signal für die Dynamik versprühende 78jährige Steinbach, sich erneut ins politische Getümmel zu stürzen, nachdem sie seit ihrem Austritt aus der CDU jahrelang ihr Gnadenbrot bereits in der Desiderius-Erasmus-Stiftung, die der AfD nahesteht, geknabbert hatte. Aber wenn es darum geht, eine Partei zu unterstützen, die sich einen feuchten Kehricht um die freiheitlich-demokratische Grundordnung schert, dann ist das eine Herausforderung für Erika Steinbach, da bekommt die Dame Lust, nochmal richtig Gas zu geben.

Die geriatrische Führungsriege der AfD wird es freuen, die rechtsextremen Damen und Herren haben beim Tausch Meuthen-Steinbach Rückenwind erhalten. Dem einfachen Bürger ist zwar nicht so richtig nachvollziehbar, ob der Parteieintritt von Erika Steinbach unter dem Motto „Gib der Jugend eine Chance“ oder „Zurück in die Zukunft“ steht, aber das ist egal. Der offiziell gar nicht mehr existierende „Flügel“ um die neofaschistischen Parteivertreter wie Björn Höcke wird es freuen. Die Positionen von Steinbach entsprechen ihrem Weltbild und da macht es nichts, dass sich die Dame im mittleren Greisenalter befindet.

Die Frage lautet nun: Wird die AfD ein Mehrgenerationen-Haus eröffnen, wo dann die Seniorenriege um Alexander Gauland und Erika Steinbach den rechtsextremen Nachwuchskräften von der „guten, alten Zeit“ berichten kann? So oder so, die AfD ist nunmehr die Partei, die ein echtes, inklusives Konzept anbietet. Greise Neofaschisten bekommen ein warmes Plätzchen am AfD-Ofen und dürfen ungebremst über Ausländer herziehen, ihre kruden Covid-Theorien verbraten und sich von sauber gescheitelten Jünglingen aus Ostdeutschland den Tee reichen lassen.

Für den Rest der Republik ist der Parteieintritt von Erika Steinbach eigentlich eine gute Nachricht. Denn wer jetzt nicht sieht, dass die Rechtsextremen auf dem letzten Loch pfeifen und auf verschrobene Politik-Dinosaurier wie Erika Steinbach zurückgreifen müssen, der wählt vermutlich selbst AfD…

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