Fußball: Tränen in Straßburg, Tränen in Freiburg

Es hätte ein Jubelwochenende für die Fußballfans am Oberrhein werden können. Am Ende gab es nur Tränen in Straßburg und in Freiburg - alleine der KSC hofft noch auf ein Happy End.

Der Ball ist und bleibt rund - auch, wenn die Saison für Racing und den SC Freiburg mit einer Enttäuschung endete. Foto: Eurojournalist(e)

(KL) – 27.000 Zuschauer hofften am Freitagabend in der ehrwürdigen Straßburger Meinau auf das Aufstiegswunder – doch obwohl der Racing Club de Strasbourg sein Drittligaspiel gegen Colomiers mit 2:0 gewann, blieb den Straßburgern am Ende nur der undankbare vierte Rang, da die Konkurrenten des FC Paris und von Bourg-Péronnas ihre Spiele erfolgreich gestalten konnten – und mindestens einer von ihnen hätte sich einen Fehltritt leisten müssen. Noch schlimmer erwischte es die Kicker des SC Freiburg, die am letzten Spieltag der Bundesliga noch vom 14. auf den 17. Platz abstürzten und den bitteren Gang in die 2. Bundesliga antreten müssen. Alleine der Karlsruher SC schaffte es, durch ein 2:0 gegen 1860 München den Relegationsplatz für die Aufstiegsspiele gegen den Hamburger SV zu halten – wodurch der Münchner Traditionsverein in die Abstiegsrelegation gegen Holstein Kiel muss und der 1. FC Kaiserslautern die Saison auch nur auf Platz 4 beendet.

In Straßburg nahm man es mit Fassung. Präsident Marc Keller kündigte an, dass man mit gleicher Besetzung in der nächsten Saison wieder angreifen will, mit einem “leicht erhöhten Budget” – etwas anderes konnte er ja auch gar nicht sagen. Schade, dass Racing etwas zu spät zu seinem Endspurt ansetzte, nachdem man zur Saisonmitte zum Teil jämmerliche Ergebnisse eingefahren hatte. Doch wenn man sieht, welche Begeisterung Racing im Elsass auslösen kann, dann muss dieser Verein einfach aufsteigen. Zweimal wurde in dieser Saison 2014/2015 der französische Zuschauerrekord für die 3. Liga gebrochen – einmal im Derby gegen den SR Colmar und am Freitag beim Spiel gegen Colomiers. Doch man kann es drehen und wenden, wie man will, der 4. Platz ist eben nur die Blechmedaille und eine weitere Saison in der 3. Liga wartet auf Racing.

Für den SC Freiburg wurde am Samstag ein Horrorszenario Wirklichkeit. Von Minute zu Minute rutschte der Sportclub in der Blitztabelle weiter ab. Nach dem frühen 0:1 in Hannover (2. Minute), ging es von Platz 14 auf Platz 15. Was zu diesem Zeitpunkt nicht schlimm war, denn Paderborn war gegen den VfB Stuttgart in Führung gegangen, während es beim Spiel HSV gegen Schalke 04 immer noch 0:0 stand. An diesem Tabellenstand änderte sich für die Freiburger auch noch nichts, als der VfB Stuttgart in Paderborn ausglich. Zur Pause war der SC Freiburg noch in der Bundesliga.

Um 16:34 Uhr begann das eigentliche Drama. Ivica Olic erzielte das 1:0 gegen Schalker, denen man auch den Vorwurf der Wettbewerbsverzerrung machen könnte. Völlig lustlos schlichen sie in Hamburg über den Platz und dem SC Freiburg nützt es wenig, das in der Folge dieses Auftritts Trainer Di Matteo entlassen wurde. Nun standen die Freiburger auf Platz 16, dem Relegationsplatz. Um 16:56 Uhr rutschte der SC Freiburg dann auf den Abstiegsplatz 17 – der VfB Stuttgart war in Paderborn mit 2:1 in Führung gegangen. Doch selbst jetzt war noch Hoffnung der Breisgauer noch nicht erloschen – ein einziges Törchen in Hannover hätte den Freiburgern gereicht, um aus eigener Kraft die Klasse zu halten. Doch der SC spielte in Hannover einfach schlecht, ängstlich, ohne Aufbäumen, ohne Kampf – bis ausgerechnet ein Freiburger das Schicksal seines Teams besiegelte. Nach einem Kopfball des Hannoveraners Briand behinderten sich Keeper Bürki und Christian Günter gegenseitig, Pavel Krmas rauschte heran, um die Situation zu klären und jagte den Ball ins eigene Netz. Beim Stand von 0:2 in der 84. Minute dämmerte es nun auch den Freiburgern, dass dieser Spieltag völlig aus dem Ruder lief. Erst jetzt warfen die Breisgauer alles nach vorne, doch das war viel zu spät – der Anschlusstreffer von Nils Petersen in der 92. Minute schraubte lediglich die unglaubliche Quote von Nils Petersen auf 9 Treffer in 12 Spielen – und war gleichzeitig wohl der letzte Treffer des ausgeliehenen Angreifers für den SC Freiburg. Um ihn an der Dreisam zu halten, wäre der Klassenerhalt Pflicht gewesen.

Nur der Karlsruher SC erfüllte sein Pflichtprogramm an einem nicht minder dramatischen letzten Spieltag der 2. Bundesliga. Souverän bezwangen die Fächerstädter 1860 München mit 2:0 und bis zur 71. Minute lagen sie damit sogar auf dem direkten Aufstiegsplatz – bis Kempe in Darmstadt das 1:0 gegen St. Pauli erzielte und damit Darmstadt 98 den Durchmarsch aus der 3. in die 1. Liga bescherte. Der Karlsruher SC steht damit in der Relegation gegen den Hamburger SV – in einer Auseinandersetzung, die völlig offen ist.

So sah man am Wochenende viele gestandene Männer mit zitternder Oberlippe und Tränen in den Augen – was beweist, dass zumindest am Oberrhein der Fußball noch nicht zum reinen Business verkommen ist. Das sind Emotionen und niemand, dessen Herz für seinen Verein schlägt, muss sich dieser Tränen schämen. Doch jetzt heißt es, die Augen zu trocknen, die Ärmel hochzukrempeln und das neue Projekt anzupacken. In Straßburg heißt das Aufstieg in Liga 2, in Freiburg Rückkehr in die Bundesliga. Was man beiden Teams, bei entsprechender Unterstützung der Fans aus der Regio, auch durchaus zutrauen kann. Auf geht’s!

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