Jetzt geht’s los…

… mit dem französischen Präsidentschafts-Wahlkampf, der tatsächlich bereits seit Monaten tobt. Und zwar auf einem unterirdischen Niveau…

Am Ende geruhte "Jupiter" dann doch, seinen Untertanen mitzuteilen, dass er weitermacht... Foto: DonkeyHotey / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 2.0

(KL) – So, nun ist die Frist abgelaufen, in der die potentiellen Kandidaten und Kandidatinnen für das höchste französische Staatsamt 500 Patenschaften von gewählten Volksvertretern für ihre Kandidatur sammeln und einreichen mussten. Diese seltsame Sitte dient dazu zu verhindern, dass neue politische Kräfte auf der politischen Bühne auftauchen, einer der vielen Anachronismen der V. Republik, der langsam die Puste ausgeht. Wer ist also alles im Rennen für die beiden Wahlgänge am 10. und 24. April?

Die meisten Patenschaften sammelte die konservative Kandidatin Valérie Pécresse ein (2.556), die aber in den Umfragen auf nur noch 11,5 % abgestürzt ist. Titelverteidiger Emmanuel Macron, der tatsächlich auf den letzten Drücker geruhte, seinem Volk schriftlich mitzuteilen, dass er eine zweite Amtszeit durchziehen wird, erhielt 1.974 Patenschaften, liegt aber in den Umfragen bei 30,5 %, da es sein Kommunikations-Team tatsächlich geschafft hat, seine jämmerliche Rolle im Ukraine-Konflikt als „diplomatischen Erfolg“ zu verkaufen. Die drittgrößte Anzahl Patenschaften erhielt, man glaubt es kaum, die Sozialistin Anne Hidalgo (1.387), dabei dümpelt sie in den Umfragen gerade einmal bei 2,5 % vor sich hin.

Ebenfalls für den ersten Wahlgang sind qualifiziert: die rechtsextremen Marine Le Pen (603 Patenschaften, 14,5 % in den Umfragen) und Eric Zemmour (721 Patenschaften, 13 % in den Umfragen); der linksextreme Jean-Luc Mélenchon (873 Patenschaften, 12 % in den Umfragen), der Grüne Yannick Jadot (689 Patenschaften, 7,5 % in den Umfragen), der Kommunist Fabien Roussel (619 Patenschaften, 4 % in den Umfragen). Dazu kommen noch einige Kandidatinnen und Kandidaten, deren Ergebnis im Bereich von 1 % liegen dürfte – Jean Lassalle (620), Nicolas Dupont-Aignan (582) und Nathalie Arthaud (570).

Beunruhigend ist, dass das französische Wahlsystem einzig darauf ausgerichtet ist, politische Innovation zu verhindern, damit diejenigen, die immer schon in Amt und Würden waren, dies auch weiterhin sind.

Momentan profitiert Amtsinhaber Emmanuel Macron von der sehr guten Kommunikation seines Teams, das es immer wieder schafft, auch die größten Misserfolge des Präsidenten in Wundertaten zu verwandeln, vor denen seine Jüngerschaft dann andächtig in die Knie geht, um „Jupiter“ zu lobpreisen. Nichtsdestotrotz haben mehr als zwei Drittel der Franzosen in den letzten fünf Jahren verstanden, mit wem sie es zu tun haben und werden nicht für eine zweite Amtszeit stimmen. Diese wird dennoch immer wahrscheinlicher, da Macrons Gegenkandidaten derart schwach sind, dass sie im Grunde keine Alternative darstellen.

Der Wahlsieger steht allerdings bereits heute fest – die Nichtwähler. In einer abgewirtschafteten V. Republik beteiligt sich nur noch rund ein Drittel der Wahlberechtigten an den Wahlen und das führt dazu, dass der oder die Präsident(in) letztlich von rund 12 bis 18 % der wahlberechtigten Stimmen gewählt wird. Die V. französische Republik führt die Konzepte der Demokratie ad absurdum – die Einführung der VI. Republik wird eine Notwendigkeit, bevor Frankreich seine nächste Revolution erlebt.

Und nun heißt es einen Monat lang Slogans herausposaunen, die politischen Gegner diffamieren, mit markigen Sprüchen und leeren Versprechen die Wählerschaft an der Nase herumführen. Zwischen Pandemie und Ukraine-Krieg ist dieser Wahlkampf die nächste Belastung für die französischen Nerven…

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