Lasst uns endlich Agrabah bombardieren!

Eine (nicht mehr ganz frische) Umfrage des Forschungsinstituts „PublicPolicyPolling“ hat es gezeigt: Rund ein Drittel der republikanischen Wähler in den USA sind für die Bombardierung von Agrabah.

Ein Drittel der Wähler von Donald Trump sind für die Bombardierung von Agrabah... blöd nur, dass es diese Stadt gar nicht gibt... Foto: Peter Burka / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 2.0

(KL) – Zugegeben, die Umfrage stammt bereits aus dem Jahr 2015, aus der Zeit der US-Vorwahlen. Damals ging es in der amerikanischen Debatte vor allem um Sicherheit und Terrorismus. Getrieben von Sendern wie FOX oder ABC sprach sich ein Drittel der republikanischen Wähler dafür aus, Agrabah zu bombardieren. Wenigstens mal präventiv. Doch werden nicht nur Amerikaner Probleme haben, die Stadt Agrabah auf der Landkarte zu finden – denn hier wohnt Aladin im gleichnamigen Disney-Film.

Genau an dieser Stelle beginnen die Probleme mit der gesellschaftlichen Schwarmintelligenz, die ganz offensichtlich eine leichte Beute für Manipulationen aller Art ist. So konnten die britischen Wähler mit der 350 Millionen Pfund-Lüge (diese Summe wollten die Brexiteers nach dem Brexit monatlich in das nationale Gesundheitssystem pumpen…) die Mehrheit der Bevölkerung dazu bringen, mit „Hurra“ eine Art kollektiven Selbstmord zu begehen und wenn man einmal genau hinschaut, dann stellt man fest, dass praktisch alle aktuellen Despoten nicht etwa durch Putsche und Gewalt an die Macht gekommen sind, sondern durch manipulierte, „demokratische“ Wahlen.

Wenn rund ein Drittel der Wählerschaft des aktuellen amerikanischen Präsidenten der Ansicht ist, dass man eine Phantasiestadt bombardieren sollte, die es gar nicht gibt (bei der Umfrage sprachen sich immerhin 13 % gegen diese Bombardierung aus, während sich 57 % nicht so richtig sicher waren), dann muss man leider feststellen, dass man nicht unbedingt auf politische Entscheidungen scharf ist, die von einer solchen Schwarmintelligenz entschieden werden können.

Das Problem ist dabei nicht die Intelligenz des Individuums, sondern die Möglichkeit, den politischen Diskurs zu manipulieren (das nennt man dann „politische Kommunikation“). Was dabei für Folgen entstehen können, sieht man am Brexit. Was Agrabah angeht, wäre es wohl nicht so schlimm, denn die US-Kampfjets würden eine ganze Weile durch die Gegend fliegen müssen, bis sie ihr Ziel gefunden haben. Denn es gibt die Stadt Agrabah nun mal nicht. Auch, wenn 30 % der republikanischen Wählerinnen und Wähler vor Agrabah zittern, heißt es doch im Titelsong des Films „Aladin“ über die Stadt: „[Die Stadt] in der man dir das Ohr abschneidet, wenn ihnen dein Gesicht nicht gefällt“… huh! Dann lieber mal prophylaktisch ein paar Bombenteppiche ausrollen…

Dass die Beteiligung der Zivilgesellschaft ganz anders gestaltet werden muss, darüber sind sich (fast) alle einig. Allerdings muss man darauf achten, das politische System nicht vollständig auf die „Schwarmintelligenz“ auszurichten, denn diese ist leider stark manipulierbar. Wir werden nicht umhin kommen, neue Systeme zu erfinden und in der Praxis zu testen – denn alles, was bisher zu diesem Thema vorgeschlagen wurde, hat einen Haken. Und der fängt dort an, wo Millionen mündiger Bürgerinnen und Bürger für Präventivschläge gegen Agrabah sind…

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