Neue Initiative für mehr Integration – und den Arbeitsmarkt

Die Idee ist nicht ganz neu, aber deswegen nicht schlechter: Arbeitgeberpräsident Ingo Kramer schlägt vor, Asylbewerbern einen schnelleren Zugang zum Arbeitsmarkt zu ermöglichen.

Wenn Asylbewerber arbeiten dürfen, kann sich dies nur positiv auf die Integration auswirken. Foto: S. Hofschlaeger / www.pixelio.de

(KL) – Wer in Deutschland Asyl beantragt, darf erst einmal nicht arbeiten. Das führt dazu, dass neu in Deutschland ankommende Menschen zur Untätigkeit verdammt sind, obwohl viele von ihnen davon träumen, sich so schnell wie möglich ins Gastland integrieren und ihr eigenes Geld verdienen zu können. Die Untätigkeit, die das tägliche Los der Asylbewerber ist, kostet nicht nur viel Geld, sondern gehört zu den Dingen, die eine schnelle Integration praktisch unmöglich machen.

Bei der Aussage des Arbeitgeberpräsidenten Ingo Kramer, dass man Asylbewerbern einen zügigen Zugang zum Arbeitsmarkt ermöglichen soll, spielt sicher auch der demographische Wandel in Deutschland eine Rolle – uns gehen perspektivisch schlicht und ergreifend die Arbeitskräfte aus, während gleichzeitig eine ständig steigende Anzahl von Rentnern versorgt werden muss. Um diese sich unaufhaltsam öffnende Schere zu schließen, müssen alle verfügbaren Potentiale genutzt werden.

Noch weiter geht Erik Schweitzer, der Präsident des DIHK (Deutscher Industrie- und Handelskammern-Tag), der fordert, dass Asylbewerber mit Bleibeperspektive und jugendliche Asylbewerber, die in Deutschland eine Ausbildung beginnen, diese ohne Furcht vor einer eventuellen Abschiebung beenden können sollen. Das sind Forderungen, die in die richtige Richtung gehen. Und für alle Beteiligten einen Rahmen schaffen könnten, der sowohl den Asylbewerbern, als auch der deutschen Wirtschaft nutzt.

Das Argument, dass viele Asylbewerber über keine ausreichenden Sprachkenntnisse verfügen, geht am Thema vorbei. Zum einen bringen etliche Asylbewerber bereits Grundkenntnisse mit, zum anderen gibt es zahlreiche Sprachunterricht-Programme für Asylbewerber, an denen diese sicher mit deutlich höherer Motivation teilnehmen, wenn sich dadurch die Möglichkeit eröffnen kann, dass der Zugang zum Arbeitsmarkt aufgeht. Dabei sollte man nicht vergessen, dass das Thema der Sprachkompetenz auch keine Rolle gespielt hat, als das Land Baden-Württemberg 5000 junge Spanier ins Ländle verfrachtete, damit diese dort Ausbildungen beginnen und Jobs übernehmen. Das hätte sogar klappen können, hätte man sich im Vorfeld ein wenig intensiver mit der Fragestellung beschäftigt, wie man diese jungen Leute empfängt und unterbringt.

Asylbewerber und deren Motivation, sich in ihrem neuen Gastland zu integrieren, sollte man nicht durch etwas Anachronistisches wie ein Arbeitsverbot ausbremsen. Und die Unternehmen, die in vielen Ausbildungsberufen bereits händeringend nach Azubis suchen, haben offenbar auch nichts gegen motivierte Zuwanderer, doch wünschen sich alle Beteiligten verständlicherweise einen sicheren Rechts- und Handlungsrahmen.

Angesichts der (nachvollziehbaren) Bereitschaft der deutschen Wirtschaft, einen Beitrag zur Integration zu leisten, der auch ihr selber nützt, ist nun die Politik gefordert, entsprechende Rahmenbedingungen zu schaffen. Denn mit solch einer Maßnahme könnte man tatsächlich mehrere Probleme auf einen Schlag lösen.

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