Schnelltests: Hauptsache Business

Während die Länder händeringend auf die bestellten Schnelltests warten, die kostenlos verteilt werden sollen, macht als erstes ALDI Kasse. 5 Schnelltests für 25 €. Ruck-zuck waren die Tests ausverkauft.

Bei ALDI waren die Schnelltests schon am ersten Tag ausverkauft... Foto: https://aldi-sued.de

(KL) – Man kann den Ärger von Manuela Schwesig, der Ministerpräsidentin von Mecklenburg-Vorpommern, gut verstehen. Die Landesmutter zeigte sich verärgert, dass „es der Bund zulässt, dass zunächst ALDI und Co. Selbsttests verramschen können und wir die Selbsttests erst Mitte März geliefert bekommen“. Wenn dann alle Lieferzusagen eingehalten werden. Ansonsten steht es allen frei, sich selbst für 5 € pro Test zu testen. Gesundheit wird also vollends zur Ware. Ganz neu ist das zwar nicht, aber dass selbst in einer Pandemie nicht die Krankheit bekämpft wird, sondern lediglich die Interessen des Kapitals und der Reichen geschützt werden, das ist in der Tat mehr als ärgerlich.

Überhaupt ist momentan zu viel von der Marktwirtschaft und zu wenig von der Volksgesundheit die Rede. Abgeordnete kassieren fette Provisionen für von ihnen geförderte Maskengeschäfte, Selbsttests dienen nicht so sehr der Früherkennung von Virusinfektionen, als vielmehr dem Umsatz der Discounter, das Gerangel um die verschiedenen Vakzine überdeckt völlig den Umstand, dass sich die Staaten immer noch weigern, die Massenproduktion wirksamer Therapien finanziell zu unterstützen – wie soll man da die Bemühungen der offensichtlich überforderten Regierungen ernst nehmen?

Es ist in der Tat erstaunlich, dass es Schnelltests in den Supermärkten zwischen Gemüse und H-Milch für einen stolzen Preis zu kaufen gibt, diese Tests aber nicht in den von den Bundesländern gemanagten Strukturen vorrätig sind. Das chaotische Management in Beschaffung und Logistik der wichtigsten Waffen gegen das Coronavirus und seine Varianten lässt sich kaum noch schön reden, auch nicht mit leeren Versprechungen auf tolle Sommerferien. Der Vertraute von Angela Merkel, Kanzleramtsminister Helge Braun, hat zwar tatsächlich von „Sommerurlaub“ gesprochen, aber aufgepasst, dabei nannte er keine Jahreszahl…

Innerhalb von einer Woche hat sich die Situation rund um die Schnelltests grundlegend verändert. Hatte Gesundheitsminister Jens Spahn zunächst zwei kostenlose Schnelltests pro Woche und Einwohner angekündigt, wurde dieses Versprechen von der Regierung auf einen Test pro Woche reduziert, „der erstattet werden soll“ (was bedeutet, dass man statt einer kostenlosen Abgabe dieser Tests lieber auf einen verwaltungstechnischen Wasserkopf setzt, bei dem die Tests vorzustrecken sind, nur um dann die Kosten über ein Antragsverfahren wieder erstattet zu bekommen – warum auch einfach, wenn es kompliziert geht…) und heute – werden 5 Tests beim Supermarkt um die Ecke für 25 Euro verkauft. Na klasse.

Wir werden schon ganz schön viel Glück brauchen, um aus diesem Virus-Schlamassel wieder herauszukommen. Sollten wir dieses Glück nicht haben, wird es schwierig, denn das Führungspersonal, das wir uns selbst in den Städten, Regionen, Ländern und Kontinenten gewählt haben, zeigt seit einem Jahr, dass es dieser sanitären Krise nicht gewachsen ist. Ein Jahr und keine Strategie, aber jede Menge Zeitgenossen, die dank der Krise richtig Kasse machen. Aber keine Sorge. Immerhin sollen sich ja jetzt Jens Spahn und Andreas Scheuer zusammen um Beschaffung und Verteilung der Schnelltests kümmern. Eine Alternative wäre es noch, nach Papua-Neuguinea auszuwandern…

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