Können Schnelltests Teil einer Lösung sein?

Zuerst sollten die Schnelltests kostenlos zur Verfügung gestellt werden. Doch Gesundheitsminister Spahn wurde in seinem Elan gestoppt. „Kostenlos“ wird wohl nicht mehr auf dem Beipackzettel stehen...

Schnelltests können ein wichtiges Instrument der Früherkennung von Covid-19 sein. Foto: Superbass / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 4.0int

(KL) – Inzwischen hat wohl jeder verstanden, dass eine einzige Maßnahme nicht ausreichen wird, um die Pandemie stoppen zu können – es wird eine Mischung aus verschiedenen Maßnahmen geben müssen, bestehend aus Impfungen, Therapien, Tests, Barriere-Gesten. Nun sollen also Anfang März die Schnelltests kommen, von denen Gesundheitsminister Jens Spahn gesagt hatte, dass sie „kostenlos“ abgegeben werden. Nur – „kostenlos“ werden die Tests nicht werden. Dafür bereiten sich die Discounter bereits auf den Verkauf dieser Schnelltests vor, die in der Tat ein nützlicher Baustein in einer Gesamtstrategie sein können. Und wie werden diese Tests funktionieren, was werden sie kosten und was kann man damit anfangen?

Bereits jetzt haben die drei ersten Tests eine Sonderzulassung erhalten, damit sie schnell in die Haushalte kommen. Experten schätzen diese Tests als erstaunlich zuverlässig ein und sie ermöglichen, Infizierte schnell zu identifizieren und zu isolieren – ein sinnvoller Ansatz, Infektionsketten zu unterbrechen.

Die Handhabung der Tests ist einfach: Mit einem Stäbchen wird ein Abstrich im vorderen Bereich der Nase genommen, das Stäbchen wird in eine spezielle Lösung getaucht und diese wird dann auf das Schnelltest-Gerät geträufelt. Nach 15 Minuten wird das Ergebnis angezeigt, ähnlich wie bei einem Schwangerschaftstest. Eine richtig gute Idee – doch leider wird diese Idee nur zögerlich umgesetzt werden, denn sie wird, entgegen der Ankündigung von Jens Spahn, Geld kosten. In einer Situation, in der viele Menschen auf eine neue Armut zusteuern, ist die finanzielle Belastbarkeit der Bevölkerung begrenzt. Weniger verfügbares Einkommen, regelmäßige Ausgaben für Masken, Handgel und anderes – und jetzt auch noch Ausgaben für Schnelltests?

Angesichts der Summen, die nach wie vor in die Großunternehmen gepumpt werden, ist es nicht nachvollziehbar, dass der Bevölkerung weitere Kosten aufgebrummt werden. Der Schutz der Bevölkerung gehört ebenso zu den Aufgaben einer Regierung wie die Rettung der Unternehmen. Speziell der Schutz der immer grösser werdenden Gruppe sozial schwacher Menschen sollte an erster Stelle stehen – es kann nicht angehen, dass Familien überlegen müssen, ob sie Nahrungsmittel oder Masken und Schnelltests kaufen sollen. Doch so werden jetzt wohl erstmal die Hersteller von Schnelltests (die übrigens praktisch alle in chinesischer Hand sind…) und die Discounter ein gutes Geschäft mit der Angst machen.

Die drei bislang zugelassenen Schnelltest kommen von „Siemens Healthcare“ – hergestellt werden sie allerdings von einer texanischen Firma (Healgen Scientific LLC) – die ihrerseits zu 100 % der „Zhejiang Orient Gene Biotech“ gehört. Die beiden anderen zugelassenen Schnelltests kommen von „Xiamen Boson Biotech“ und „Lissner Qi“ – auch, wenn diese Schnelltests von europäischen Firmen vertrieben werden, so kommen sie doch alle aus China. Das allerdings bedeutet nicht, dass diese Tests nichts taugen, im Gegenteil, ihre Zuverlässigkeit wird in der Tat als hoch eingeschätzt.

Nur – kostenlos werden diese Tests eben nicht sein. Zwar wird momentan fieberhaft wegen einer möglichen Kostenübernahme durch den Bund verhandelt, doch werden die Tests erst einmal gegen Bezahlung im Handel angeboten werden. Die Preise werden, je nach Test, zwischen 5 und 12 Euro pro Test liegen – da kommt der Kostenübernahme eine besondere Bedeutung zu. Eine vierköpfige Familie, vielleicht sogar noch in Kurzarbeit, wird sich kaum einen Test pro Woche leisten können. Aber vielleicht wird es Lösungen hierfür geben – das Bundesgesundheitsministerium hat 800 Millionen Schnelltests geordert und da sollte es doch möglich sein, diese zumindest an sozial schwache Personen oder Familien abzugeben. Denn letztlich kann es nicht das Ziel sein, die Pandemie nur für Reiche zu stoppen – denn das Virus macht keine sozialen Unterschiede…

Verfügbar werden diese Schnelltests wohl bereits in wenigen Tagen sein – und zusammen mit anderen Maßnahmen entsteht dann vielleicht eine echte Strategie, die zum Erfolg führen kann. Das allerdings setzt voraus, dass sich alle weiterhin an die sanitären Vorgaben halten. Masken, Distanz, Händewaschen – und das ist wirklich nicht zuviel verlangt.

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