So kann man dem Sport auch schaden…

Immer häufiger verderben so genannte Sicherheits-Anweisungen der französischen Präfekturen Auswärts-Fans den Spaß am Fußball. Straßburg macht da leider keine Ausnahme.

Wenn der elsässische Storch dem Frankfurter Adler den Mittelfinger zeigt... Foto: Magadan / Wikimedia Commons / PD

(KL) – Eigentlich ist es peinlich, was die Präfektur in Straßburg den anreisenden Fans von Eintracht Frankfurt für das heutige Playoff-Hinspiel bei Racing Straßburg zumutet. In einer Anordnung wird den Auswärtsfans unter anderem Folgendes verboten: „Am Donnerstag, den 22. August 2019 [ist es] von 09:00 bis 24:00 Uhr jeder Person, die sich als Anhänger von Eintracht Frankfurt erkenntlich macht oder sich als solcher verhält, untersagt ist, sich auf den folgenden öffentlichen Straßen aufzuhalten oder zu bewegen: Rund um das Meinau-Stadion, insbesondere Avenue de Colmar, Rue Montessori, Rue de l’Extenwoerth, Rue Staedel, Rue de la Flachenbourg, Piste Georges Speicher und Rue des Ciriers und im Meinau-Stadion, mit Ausnahme des Bereichs, der den Gäste-Besuchern vorbehalten ist. Fan-Schals, Trikots oder andere markante Zeichen Ihrer Mannschaft dürfen im Meinau-Stadion nicht sichtbar getragen werden, außer im Bereich der Gäste-Besucher.“ Ist es wirklich unverzichtbar, Fußballfans unter eine Art terroristischen Generalverdacht zu stellen?

Wer immer diese Anordnung verfasst hat, war noch nie bei einem Auswärtsspiel seines Teams – denn in der Praxis ist diese Anweisung überhaupt nicht umsetzbar. Das Tragen des Trikots seiner Mannschaft zu verbieten, selbst im Stadion und wenn, dann erst, wenn die Fans im Gästeblock angekommen sind, das würde erfordern, dass sich alle Eintracht-Fans in Zivilkleidung den Tag lang in Straßburg bewegen, so ins Stadion kommen und erst dann, im Gästeblock, ihr Trikot und ihren Fan-Schal anziehen dürfen. Das aber setzt voraus, dass alle Eintracht-Fans ein kleines Päckchen mit ihrer Fan-Ausrüstung mit sich tragen, den sie dann gar nicht erst ins Stadion mitnehmen dürfen. Und da sind wir, ehrlich gesagt, schon in den Vororten von Schilda.

Der Volkssport Fußball ist etwas, was über alle sozialen grenzen Menschen miteinander verbindet. Klar, es gibt in der Fan-Landschaft auch üble Zeitgenossen, die den Sport lediglich als Plattform nutzen, um ihr Mütchen zu kühlen, doch sind diese Hooligans eine verschwindend geringe Minderheit. Alle Fußball-Fans unter einen Generalverdacht zu stellen, ist schlicht falsch und vergiftet die Atmosphäre. Ist das eine Willkommenskultur, Gästefans das Tragen des Trikots ihrer Mannschaft zu verbieten? Wenn man heute durch die Stadt schlendert, dann sieht man, dass Fußball-Trikots schon fast ein normales Kleidungsstück sind, das selbst von Nicht-Fans getragen wird. Warum also sollten heute die Eintracht-Fans so tun, als wären sie keine Eintracht-Fans?

Solche unsinnigen Maßnahmen vergiften die Atmosphäre und geben diesem tollen Fußballfest eine ganz andere Dimension. Racing Straßburg gegen Eintracht Frankfurt, ein Fast-Nachbarschaftsduell um einen Platz in der Europa League, das hat doch etwas! Doch statt ein schönes, deutsch-französisches Fußball-Fest feiern zu können, verwandelt die Präfektur diese Begegnung in einen Hochsicherheits-Event. Was bitteschön wird wohl passieren, wenn ein übereifriger Polizist einen Eintracht-Fan ultimativ auffordert, sein Trikot auszuziehen oder ihn gar verhaftet? Abgesehen davon, dass es eine sportliche Respektlosigkeit ist, einen Fußball-Fan zu nötigen, kein Trikot seines Teams zu tragen, startet die Präfektur mit dieser Anordnung eine Spirale der schlechten Stimmung, die sich irgendwann auch in Gewalt niederschlagen kann. Das ist keine offene, weltoffene und freundschaftliche Atmosphäre, die da von der Präfektur geschaffen wird, sondern eine realitätsfremde Stimmung, in der sich niemand wundern darf, dass sie von den Gästefans auch so aufgenommen wird.

Statt einem Fußball-Fest gibt es also heute Abend einen Nordkorea-Kick, bei dem nicht der Sport im Mittelpunkt steht, bei dem es kaum zu einem freundlichen Austausch zwischen den Fans zwei toller Teams kommen kann, und was immer es an Zwischenfällen in und um das Stadion geben wird – dafür darf man sich dann bei den Beamten in der Präfektur bedanken, die offenbar in ihrer Freizeit eher Hallen-Jojo als Fußball spielen. Herzlich willkommen, liebe Eintracht-Fans, und sorry für den lausigen Empfang, den die Präfektur euch bereitet.

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