Straßburg richtet sich konsequent grenzüberschreitend aus

Mit der gestern für den Zeitraum 2016 – 2018 unterzeichneten Kooperationsvereinbarung mit der „Caisse des Dépôts“ gelingt der Eurometropole und der Stadt Straßburg ein ganz großer Wurf. Auch über die Grenze.

Roland Ries, Pierre-René Lemas und Robert Herrmann bei der Unterzeichnung des richtungsweisenden Abkommens. Foto: Eurojournalist(e)

(KL) – Wer Angst hatte, dass nach der französischen Gebietsreform die regionale Zusammenarbeit zwischen dem Elsass und Baden einen Rückschlag erleiden könnte, hat sich geirrt. Denn die Region ist nicht der einzige Akteur der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit, ganz und gar nicht. Die Führung in diesem Bereich übernimmt immer mehr die Eurometropole Straßburg und nachdem ihr Präsident Robert Herrmann zum Jahresbeginn angekündigt hatte, dass sich die Eurometropole ganz klar am Oberrhein und nicht an nationalen Grenzen orientiert und dass es jetzt darum geht, auch bei leeren Kassen mit intelligenten Finanzierungskonzepten die Weichen für die Entwicklung der nächsten 35 Jahre zu stellen, lässt er nur einen Monat später Taten folgen. Mit der Unterzeichnung eines Kooperationsabkommens mit der „Caisse des Dépôts“ wurde nicht nur ein potenter Investor für öffentliche Projekte an Bord genommen, sondern auch ein aktiver Projektpartner, der ebenso wie Eurometropole und Stadt Straßburg eine grenzüberschreitende Perspektive verfolgt.

Die in Deutschland kaum bekannte „Caisse des Dépôts“ ist ein schon 1816 gegründetes staatliches Finanzinstitut, das Spareinlagen und Rentengelder verwaltet und in öffentlichen Vorhaben investiert. Auch, wenn es sich also nicht um eine Bank oder einen Investmentfonds im klassischen Sinn handelt, ist die „Caisse des Dépôts“ einer der großen Akteure der französischen Wirtschaft – ihre Bilanzsumme von rund 300 Milliarden Euro spricht Bände. Diesen potenten Partner hat Straßburg nun als Partner zunächst für den Zeitraum 2016-18 gewinnen können, wobei bei der gestrigen Pressekonferenz sowohl der Präsident der Eurometropole Straßburg Robert Herrmann, als auch OB Roland Ries und der Vorstandsvorsitzende der „Caisse des Dépôts“ Pierre-René Lemas unterstrichen, dass dieses Engagement als Investor und Projektpartner per Definition auch die grenzüberschreitende Entwicklung der Europahauptstadt betrifft.

„Die grenzüberschreitende Realität ist einer der großen Trümpfe für die Dynamik der Eurometropole“, sagte Pierre-René Lemas, und wies darauf hin, dass sein Institut erst vor zwei Wochen eine Kooperation mit der deutschen Kreditanstalt für Wiederaufbau (KFW) unterzeichnet habe, einem ebenfalls staatlichen Finanzinstitut, und dass der Gegenstand dieser Kooperation selbstverständlich grenzüberschreitende Investitionsprojekte sind.

In welchen Projekten diese neue Partnerschaft zwischen Straßburg und der Eurometropole Straßburg als erstes zum Tragen kommt, erläuterten OB Roland Ries und Präsident Robert Herrmann: Neben der Tramlinie Straßburg – Kehl werden auch die alten Straßburger Bäder renoviert, Verwaltungsgebäude wie das Verwaltungszentrum am Place de l’Etoile thermisch auf den aktuellen Stand gebracht, die ehemalige COOP kurz vor dem Rhein wird zu einem Bürger- und Kulturzentrum, die „Achse der zwei Ufer“, also die neuen Viertel zwischen Innenstadt und Rhein, das Zusammenachsen mit Kehl, soll weiter ausgebaut werden und nicht zu Unrecht sprach OB Ries von einer „Metamorphose der Stadt“. Robert Herrmann unterstrich, dass diese Zusammenarbeit durch die Investitionen, aber auch aktiven Projektleistungen der „Caisse des Dépôts“ die pragmatische Umsetzung nachhaltiger Ziele ermöglicht: Eine Wende in der Gebietsverwaltung, eine Energie- und Umweltwende, eine nachhaltige Stadtentwicklung im Bausektor und auch die Stärkung des Status der Stadt als europäische Hauptstadt.

Zwar sagte Robert Herrmann auf Nachfrage, dass noch keine Investitionssummen festgelegt seien, doch ist diese Partnerschaft von vornherein dynamisch ausgelegt und sowohl die Höhe der Investitionen als auch die Art und der Umfang der in die Projekte eingebrachten Leistungen noch nicht definiert sei, sondern von Projekt zu Projekt festgelegt würde. Und es war positiv zu sehen, wie eindeutig grenzüberschreitend die Straßburger Entwicklung im grenzüberschreitenden Bereich bis 2050 geplant ist – die Grenzen in den Köpfen verschwinden immer weiter.

Die Oberrhein-Partner in Deutschland und der Schweiz müssen jetzt langsam in die Gänge kommen, wenn sie in der grenzüberschreitenden Entwicklung nicht abgehängt werden wollen. Denn das Tempo, dass die Eurometropole und die Stadt Straßburg in diesem Bereich gerade an den Tag legen, ist beeindruckend.

1 Kommentar zu Straßburg richtet sich konsequent grenzüberschreitend aus

  1. Goulet Vincent // 17. Februar 2016 um 23:31 // Antworten

    Merci pour l’article. Tout n’est pas frontalier dans ces projets d’investissement (bains douches, isolation thermique de la Cus). La caisse des dépôts peut-elle intervenir aussi de cette manière dans d’autres villes comme Mulhouse, par exemple ? Pourquoi Strasbourg en particulier ?

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