Straßburg will eine Bürgerkonferenz ins Leben rufen

Der Straßburger OB Roland Ries will die dramatische Situation in Frankreich nicht ohne Konsequenzen vorbei gehen lassen.

Der Straßburger OB Roland Ries will eine "Bürgerkonferenz" ins Leben rufen. Das könnte interessant werden. Foto: Eurojournalist(e)

(KL) – Jetzt ist der Moment zum Handeln gekommen, sagt der Straßburger OB Roland Ries. Recht hat er. Denn: „Die Bürger waren geschockt und haben als Republikaner reagiert. Aber wenn in einigen Tagen nichts passiert, werden sie das nicht verstehen. Und das könnte zu neuen Frustrationen führen…“ Daher will er nun eine „Bürgerkonferenz“ ins Leben rufen, in der sich Experten, Vereine, Verbände und engagierte Bürgerinnen und Bürger darüber austauschen können, was zu tun ist, „um den republikanischen Talisman zu bewahren, der sich seit letzten Mittwoch gezeigt hat.“

Das, was Roland Ries gerade in Straßburg initiiert, hat Hand und Fuß. Ja, besser noch – sein Ansatz könnte ein Beispiel für ganz Frankreich sein. Denn er will nun auf beiden Ebenen parallel agieren, auf denen man agieren muss: mit unmittelbaren Maßnahmen, mit denen die Sicherheit verstärkt werden soll und gleichzeitig will er, wie er sagt, an den „Wurzeln des Übels arbeiten“. Dass er dabei auch auf die Bürgerinnen und Bürger setzt, das zeigt, dass seit einigen Tagen ein echter Ruck durch Frankreich geht, wer weiß, vielleicht sogar der Start einer neuen Herangehensweise an die Politik.

Das Einbinden der Zivilgesellschaft könnte das geeignete Mittel sein, um einerseits den weiterhin vor sich hin geifernden Front National im Zaum zu halten und gleichzeitig dafür zu sorgen, dass in Frankreich keine neuen Bewegungen wie die „Pegida“ entstehen. Denn, so Ries, „angesichts der existierenden Bedrohungen kann man keine Spaltung der Bevölkerung akzeptieren“. Eine Gefahr, die speziell in Frankreich droht. Denn neben den zahlreichen antisemitischen Übergriffen in Frankreich in den letzten Monaten, gab es in den letzten Tagen einen Anstieg der islamfeindlichen Anschläge, die glücklicherweise keine schweren Konsequenzen hatten.

Ebenfalls gut: Ries möchte eine Debatte außerhalb der politischen Familien, also ohne parteipolitisches Geplänkel, ohne den Versuch, aus der Tragödie von Paris politisches Kapital zu schlagen.

Dritter Punkt und auch hier beweist Roland Ries, dass er zuhören kann – er will gemeinsam mit der Schulbehörde eine Arbeitsgruppe einrichten, um gesellschaftliche Themen besser in den Unterricht zu integrieren. Genau das wurde am Sonntag bei der großen Demonstration in Straßburg gefordert.

Sollten die schrecklichen Attentate von Paris am Ende der Ausgangspunkt für einen neuen Ansatz in der Organisation des gesellschaftlichen Zusammenlebens gewesen sein? Das wäre sehr wünschenswert. Und ist offensichtlich möglich. Wenn jetzt alle zusammen an diesen Themen weiter arbeiten.

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