Und mal ‘ne gute Nachricht…

… allerdings auch nicht für alle. Nachdem die bolivianische Polizei eine riesige Menge Kokain sichergestellt hat, dürften die Preise für das weiße Pulver steigen.

Ein Rekordfund in Bolivien zeigt vor allem, wie riesig der weltweite Kokain-Markt ist. Foto: U.S. Department of Justice / Wikimedia Commons / PD

(KL) – Es war auf einer Straße in den Anden, wo die bolivianische Polizei einen Transport stoppte, der angeblich Holzparkett für die Niederlande transportierte. Nur, in den Stapeln aus Holz waren 8,7 Tonnen Kokain eingebaut, mit einem Marktwert von fast einer halben Milliarde Euro. Es handelt sich um den größten Drogenfund des Landes aller Zeiten und in den Machtzentren Europas, wo man immer wieder Politiker hysterische Reden mit pechschwarzen Pupillen halten sieht, geht nun das große Schwitzen los, denn die Preise für Kokain dürften nun erst einmal steigen.

Der riesige Fund in Bolivien trifft die Kartelle empfindlich, auch, wenn er natürlich nicht das Ende des weltweiten Kokainhandels bedeutet. Dieser beläuft sich laut UNODC-Chef Antonio Mario Costa auf sage und schreibe 266 Milliarden Euro, was bedeutet, dass dieser Markt mehr Umsatz macht als das Bruttoinlandsprodukt (BIP) von 90 % aller Staaten dieser Welt. Dazu lässt dieser Einzelfund Rückschlüsse auf die transportierten Mengen zu und es wird immer deutlicher, dass Kokain eine absolut gängige Droge geworden ist, die in Europa und den USA an jeder Straßenecke erhältlich ist.

Und dennoch ist dieser Fund in Bolivien eine gute Nachricht, denn er ist eine Nachricht an die Kartelle, dass man sie aktiv verfolgt. Für den einen oder anderen Politiker, der seine Tagesform mit dem bolivianischen Marschierpulver boosten will, könnte dieser Fund zu einem kurzfristigen Lieferengpass führen, doch keine Sorge, dort, wo diese 8,7 Tonnen herkamen, gibt es noch mehr.

Interessant ist ebenfalls, dass die gesamte Menge für die Niederlande und von dort zur Weiterverteilung in ganz Europa bestimmt war. Europa und die USA sind und bleiben die wichtigsten Absatzmärkte für die Kartelle, die in Europa tatkräftig von der sizilianischen Cosa Nostra unterstützt werden, wie der kürzliche Prozess in Kalabrien zeigte, bei dem über 300 Mafiosi zu insgesamt 4700 Jahren Gefängnis verurteilt wurden, insbesondere aus dem Mancuso-Clan, dessen Umsatz im Kokain-Handel auf rund 50 Milliarden Euro geschätzt wurde.

Wenn solche Funde die Kartelle verunsichern, ist das bereits eine gute Sache. Und ebenso wichtig ist, dass diejenigen korrupten Beamten, die solche Transporte überhaupt erst möglich machen, nun auch anfangen zu verstehen, dass sie geschnappt werden können.

Drücken wir den Behörden die Daumen, dass sie dieses Jahr noch viele weitere Rekordfunde machen und dass der „Krieg gegen die Kartelle“ erfolgreich gestaltet wird. Dies erfordert neue Landwirtschafts-Programme in den Anbauländern, eine konsequente Verfolgung der Unterstützer (wie deutscher Chemiekonzerne, deren Filialen in Städten wie Medellin die erforderlichen Chemikalien für die Herstellung der Koka-Paste liefern) und das Austrocknen der Zielmärkte in Europa und den USA. Denn es kann nicht angehen, dass der Kokain-Handel mächtiger als 90 % der Länder der Welt ist. Also – Glückwunsch den bolivianischen Behörden und weiter so!

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