Das Elsass und Baden rücken näher zusammen…

Entlang der deutsch-französischen Grenze werden bis 2024 mehrere, seit Jahren stillgelegte Bahnlinien wieder aktiviert. Damit der Austausch zwischen beiden Ländern reibungsloser verläuft.

Bahnhof Breisach - hier mussten Reisende zwischen Colmar und Freiburg bisher umsteigen. Foto: User Chriusha / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 3.0

(KL) – Genau in einer Zeit, in der Deutschland und Frankreich unter der Covid-Krise ächzen, die Grenze jeden Tag ein Stückchen mehr schließt, der tägliche Austausch zwischen dem Elsass und Baden praktisch zum Stillstand gekommen ist, gibt es eine richtig gute, grenzüberschreitende Nachricht: Die Bahnlinie Colmar – Freiburg wird 2024 als Direktverbindung wieder geöffnet und damit rücken die beiden regionalen Oberzentren deutlich näher zusammen. Auch andere, vor Jahren stillgelegte Verbindungen wie Haguenau – Rastatt sollen wieder aktiviert werden. Die deutsch-französische Agenda für die Post-Covid-Zeit sieht also gar nicht so schlecht aus. Und das Beste – das Projekt wird durch Mittel der EU finanziert.

Wo ein Wille ist, ist auch eine Verbindung. War bisher das Hindernis die unterschiedliche Spurbereite zwischen dem deutschen und französischen Schienennetz, so hat man hierfür eine Lösung gefunden: Triebwagen, die auf beide Spurbreiten eingestellt werden können und somit aus der „kleinen Weltreise“ zwischen Colmar und Freiburg eine Pendelentfernung machen. Die entsprechenden Triebwagen sind bereits in der Produktion und da die Finanzierung des Projekts mit dem seltsamen Namen „Corodia Polyvalent“ (unglaublich, dass es Menschen gibt, die dafür, dass sie sich solche Namen einfallen lassen, auch noch gut bezahlt werden…) durch Mittel der EU sichergestellt ist, können sich jetzt alle freuen.

Doch das ist noch nicht alles. Da man offenbar erkannt hat, dass die schlechten Verbindungen zwischen Colmar und Freiburg ein echtes Problem im täglichen Austausch zwischen beiden Städten darstellen, finanziert die EU mit 1,4 Millionen Euro bis 2024 eine direkte Busverbindung zwischen beiden Städten, die anders als bisher nicht mehr jede Milchkanne anfährt, eine eigene Busspur erhalten soll und die Fahrtzeit bereits jetzt auf rund eine Stunde reduzieren wird.

Dieses Projekt ist aus mehreren Gründen sehr wichtig. Zum einen fördert „Corodia Polyvalent“ die ökologische Mobilität in der Regio, wodurch auch Arbeits- und Ausbildungsmarkt enger verzahnt werden; für Reisende aus dem Elsass wird der Zugang zum deutschen ICE-Netz wesentlich schneller (sowohl Freiburg als auch Rastatt für die Linie Haguenau – Rastatt verfügen über einen ICE-Bahnhof); und die Symbolik genau dieses Projekts genau zu diesem Zeitpunkt ist perfekt. Anstatt tatenlos zuzusehen, wie das Elsass und Baden in der Pandemie immer weiter auseinander driften, setzt man nun eine Agenda auf, die genau das Gegenteil zum Ziel hat.

Ganz überraschend kommt diese Entwicklung allerdings nicht – die Reaktivierung dieser Bahnverbindung steht auf der Liste der „15 Leuchtturm-Projekte“, die explizit im „Aachener Vertrag“ aufgeführt sind. Man kann also festhalten, dass die weitere Entwicklung der deutsch-französischen Beziehungen in der Grenzregion nicht etwa in Frage gestellt wird, wie man das momentan befürchten könnte, sondern ganz im Gegenteil, dass sich die politisch Verantwortlichen ins Zeug legen, um dieser Entwicklung mit solchen Projekten entgegen zu steuern. In den düsteren Zeiten, die wir gerade erleben, ist das ein echter Lichtblick!

 

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