Was Deutsche und Franzosen miteinander anfangen wollen

Eine repräsentative Umfrage zeigt, was sich Deutsche und Franzosen von der Zusammenarbeit erwarten, erhoffen und wünschen.

Die deutsch-französische Freundschaft hat manchmal seltsame Symbole - aber Hauptsache, sie funktioniert. Foto: Aschroet / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 4.0

(KL) – Die beiden Umfrageinstitute infratest-dimap (D) und TNS-Sofres (F) haben im Auftrag des Saarländischen Rundfunks und des Deutsch-Französischen Journalistenpreises eine Umfrage in beiden Ländern durchgeführt, die zeigt, dass die deutsch-französischen Beziehungen stabiler sind, als man das allgemein so denkt. Was allerdings nicht bedeutet, dass es keine Potentiale zur Weiterentwicklung des Verhältnisses zwischen beiden Ländern gibt.

Das Thema, das die Menschen in beiden Ländern momentan am meisten bewegt, ist die innere Sicherheit. Und in beiden Ländern wünscht man sich, dass Deutschland und Frankreich enger im Bereich der Terrorismusbekämpfung zusammen arbeiten – das zumindest gaben 58 % der Befragten in Deutschland und 57 % in Frankreich an. Doch neben Gemeinsamkeiten gibt es auch viele Unterschiede.

So spielt die Flüchtlingspolitik in Deutschland (57 %) eine deutlich höhere Rolle als in Frankreich (24 %), während umgekehrt die Arbeitsmarktpolitik in Frankreich (59 %) als wichtigeres Thema als in Deutschland (34 %) betrachtet wird. Kein Wunder, wenn man sich die Arbeitsmarktzahlen in beiden Ländern anschaut.

Ansonsten hat sich die Wahrnehmung der deutsch-französischen Beziehungen in den letzten 12 Monaten kaum verändert. 60 Prozent der Befragten in Deutschland und 59 Prozent in Frankreich empfinden das Verhältnis zwischen beiden Ländern als stabil. Doch Stabilität bedeutet nicht, dass das Verhältnis als ausgeglichen und auf gleicher Augenhöhe gesehen wird – 75 % der Franzosen und 47 % der Deutschen meinen, Deutschland gebe in dem Verhältnis zwischen beiden Ländern den Ton an.

Als besonders wichtig wird das Erlernen der Sprache des Nachbarn betrachtet. Und zwar in beiden Ländern – 58 % der Befragten in Deutschland und 60 % in Frankreich halten es für sehr wichtig oder wichtig, dass die Sprache des Nachbarn gesprochen wird. Dabei handelt es sich um Umfragewerte aus dem ganzen Land, nicht nur aus Grenzregionen, wo das Erlernen der Sprache des Nachbarn als noch wichtiger angesehen wird – so gaben im Saarland 65 % der Befragten an, es sei sehr wichtig oder wichtig, die Sprache des Nachbarn zu sprechen.

Da die Umfrage unmittelbar vor den aktuellen Terroranschlägen in Lyon und Sousse in Tunesien durchgeführt wurde, dürften sich die Prozentsätze inzwischen noch einmal verschoben haben – besonders im Bereich der inneren Sicherheit. Erstaunlich ist dabei, dass man sich hier eine stärkere Zusammenarbeit wünscht und dass die Enthüllungen, dass Deutschland jahrelang im Auftrag der USA den französischen Nachbarn bespitzelt hat, dem bestehenden Grundvertrauen keinen Schaden zugefügt hat.

Das Verhältnis zwischen Deutschland und Frankreich wird also von den Menschen in beiden Ländern als gut nachbarschaftlich empfunden. Das ist gut und wichtig und eigentlich ist es erfreulich, dass die politischen Fehler, die in diesem Verhältnis begangen werden, das gewachsene Vertrauen der Menschen in ihre Nachbarn nicht mehr erschüttern können. Damit stellt diese Umfrage eine deutliche Mission für die Regierungen in Berlin und Paris, aber auch der regionalen und lokalen Strukturen dar – macht mehr miteinander, stärkt die Zusammenarbeit auf allen Ebenen!

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