Macron – er kann auf dem Wasser laufen!

Der Mann hat gute Chancen, der nächste französische Präsident zu werden. Zwar weiß man nicht genau, wofür er steht, aber seine Fans folgen ihm wie einem neuen Messias.

Emmnauel Macron eilt Frankreich zu Hilfe... so sehen ihn viele seiner Anhänger. Foto: Distant Shores Media / Sweet Publishing / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 3.0

(KL) – Die Begeisterung vieler Franzosen für den Kandidaten Emmanuel Macron kennt keine Grenzen. Daran ändert auch nicht viel, dass niemand so genau sagen kann, wofür der ehemalige Rothschild-Bankmanager und erfolglose Wirtschaftsminister eigentlich steht. Die Ansage „ich werde alles anders machen“ scheint seinen Anhängern zu genügen und jegliche Kritik an Macron wird mittlerweile als Blasphemie interpretiert.

Emmanuel Macron und seine Bewegung „En Marche“, das ist eine Glaubensfrage geworden. Da viele seiner Programmpunkte sehr schwammig gehalten sind und selbst unter seinen Anhängern lebhafte Debatten laufen, was er denn jetzt eigentlich gemeint habe, ist irgendwie für jeden etwas dabei. Was auch erklärt, warum Macron Unterstützung von rechten wie von linken Politikern erhält. Alle hoffen, etwas vom Glanz des neuen Hoffnungsträgers abzubekommen, im Idealfall in Form eines Pöstchens, von denen es ja in einer neuen Partei einige zum Verteilen gibt. Das wiederum stellt Macron vor die heikle Aufgabe, sich einerseits genügend Unterstützung zu sichern, gleichzeitig aber Wort zu halten und eventuelle Posten nicht an Politiker zu vergeben, die beispielsweise schon einen Ministerposten innehatten. Man darf gespannt sein, ob die Unterstützung durch den früheren Ministerpräsidenten Manuel Valls tatsächlich so uneigennützig war, wie es behauptet wird. Oder ob man Valls dann doch in exponierter Stellung wiederfindet, sollte Macron gewählt werden.

Wie es gerade in den Umfragen steht, ist eigentlich uninteressant. Denn der „Zufall“ will, dass 5 der 6 großen Umfrageinstitute Finanzgruppen gehören (wie beispielsweise Bolloré), die den Kandidaten Macron unterstützen. Angesichts teilweise deutlich voneinander abweichenden Umfragewerten ist zumindest die Frage erlaubt, ob und wie das Instrument der Wahlumfrage als Mittel im Wahlkampf verwendet wird.

Viele der begeisterten Macron-Anhänger warten mit dem Argument „wer denn sonst?“ auf und das kann man verstehen. Nur bleibt die Frage, wofür oder wogegen Macron wirklich steht. Viele sehen in ihm einen verkappten Konservativen, der von den großen französischen Börsenwerten an der langen Leine geführt wird. Sein politisches Credo „nicht links, nicht rechts“, beweist er auf jeden Fall in zwei Videos, die im Internet kursieren. Im ersten dieser Videos erklärt er bei einem öffentlichen Auftritt „Natürlich bin ich Sozialist“ – auf dem zweiten Video, einer Wahlkampfveranstaltung, sagt er im gleichen Brustton der Überzeugung „ich muß es der Ehrlichkeit halber zugeben, ich bin kein Sozialist…“. Und so ist dann eben für jeden etwas dabei, ob man nun Sozialisten mag oder nicht. Na dann.

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