Und was kommt nach dem 9-Euro-Ticket?

In einer Woche endet das dreimonatige 9-Euro-Ticket. Das Konzept war ein voller Erfolg, für viele Menschen wurde der Begriff „Mobilität“ eine Realität. Und jetzt?

In einer Woche läuft das 9-Euro-Ticket aus. Und was kommt dann? Foto: Sarang / Wikimedia Commons / Public Domain

(KL) – Begeistert sind alle. Nicht nur die 21 Millionen Bundesbürger, die am Stichtag 1. Juli 2022 ein solches Ticket gekauft hatten, sondern auch die Politiker, die dieses Konzept als eine der Antworten auf die in der Folge des Ukraine-Kriegs explodierten Energie- und Benzinpreise auf den Weg gebracht hatten. „Das war die beste Idee, die wir hatten“, sagt Bundeskanzler Olaf Scholz stolz. Doch wie es in einer Woche weitergeht, das kann niemand sagen.

Für 9 Euro einen Monat die öffentlichen und Reginalbahnen nutzen, das war der Sommer-Hit. Menschen konnten verreisen, die sich das sonst nicht hätten leisten können und viele Autofahrer liessen das Auto stehen und nutzten lieber Busse, Bahnen und die Tram. Genau so, wie man sich das vorher vorgestellt hatte.

Schon nach wenigen Tagen im Juni begann die Diskussion, wie es am Ende des Monats August weitergehen soll, denn die Resonanz auf das Angebot war enorm. Die einen forderten Pauschaltickets für die Bahn im Preisrahmen 29 bis 69 Euro, andere schlugen vor, das 9-Euro-Ticket einfach zu verlängern, wieder andere regten an, ein ganz neues Verkehrskonzept mit einfach zu verstehenden Pauschaltarifen einzurichten. Entschieden wurde allerdings nicht und einer trat ständig auf die Bremse – Porschefahrer Christian Lindner (FDP), der als Bundesfinanzminister nur eine Antwort kannte: Ist nicht zu finanzieren.

Dass Lindner selbst nicht zu den Nutzern des 9-Euro-Tickets zählt, ist klar. Doch macht es sich der Finanzminister zu einfach, denn in der aktuellen Situation ist Mobilität eine Grundvoraussetzung für die soziale Teilhabe, die für immer mehr Menschen gefährdet ist. Es kann nicht Aufgabe der Bundesregierung sein, lediglich Millionen und Milliarden in den Ukraine-Krieg zu pumpen, dafür aber zuzuschauen, wie ganze Teile der Gesellschaft abgehängt werden.

Die gut gemeinten Tipps zum Energiesparen, wie das Benutzen eines Waschlappens oder der Verzicht aufs Duschen, sind eine Sache. Den Menschen konkrete Angebote wie das 9-Euro-Ticket zu machen, eine andere. Der Erfolg dieses Konzepts war bereits nach wenigen Tagen klar, weswegen es schwer nachvollziehbar ist, warum es eine Woche vor Ablauf des Programms nicht möglich ist, eine Nachfolgeregelung zu präsentieren.

Angesicht des Zögerns der Regierung, aber auch angesichts des Mobilitäts-Bedarfs der Bevölkerung, sollte das 9-Euro-Ticket zunächst bis zum Jahresende verlängert werden, damit die Nicht-Porsche-Fahrer auch in den Herbstferien und zu den Festen am Jahresende mobil sein können. Das Programm nun einfach auslaufen zu lassen, wäre ein erneuter politischer Offenbarungseid dieser Regierung.

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.

*



Copyright © Eurojournaliste