Wanderer zwischen den Welten

Der ehemalige Premierminister Manuel Valls hat alles falsch gemacht, was man falsch machen kann. Jetzt spendiert ihm sein alter Kumpel Macron ein Gnadenbrot in seiner Fraktion.

Solche Leute wollte man eigentlich in der neuen französischen Nationalversammlung nicht mehr sehen... Foto: Eurojournalist(e)

(KL) – Dass der ehemalige Premierminister Manuel Valls seine Partei, die PS verlassen hat, ist nur konsequent. Immerhin hatte der machthungrige Valls sämtliche Versprechungen gegenüber seiner Partei gebrochen, um sich noch ein Plätzchen an der Sonne zu sichern, nachdem er etwas überraschend bei der Vorwahl der Linken vor der Präsidentschaftswahl gescheitert war. Damit er nicht ganz alleine im Regen steht, spendiert ihm sein alter Weggefährte Emmanuel Macron ein Plätzchen in seiner Fraktion „REM“. Na dann.

Witzigerweise bezeichnet Valls seinen eigenen politischen Amoklauf als „kohärent“ – was insofern stimmt, dass er auf seinem vermeintlichen Weg an die Macht ungefähr jedes Versprechen und jedes Prinzip der Sozialisten gebrochen hatte. Und ganz offensichtlich hat Valls nichts, aber auch gar nichts verstanden.

„Ich stelle mit viel Bitterkeit, viel Traurigkeit fest, was aus der Sozialistischen Partei geworden ist“, jammerte Valls vor der Presse und vergaß dabei geflissentlich, welchen Beitrag er selbst als Premierminister und erfolgloser Kandidat dazu geleistet hat, dass die alte Dame PS tatsächlich implodierte.

Obwohl sich Valls vor der sozialistischen Vorwahl wie alle anderen Kandidaten schriftlich dazu verpflichtet hatte, den Sieger dieser Vorwahlen zu unterstützen, rief er vor dem ersten Wahlgang dazu auf, für Emmanuel Macron und gegen den sozialistischen Kandidaten Benoît Hamon zu stimmen – alleine das wäre bereits ein Grund für einen Ausschluss aus der PS gewesen.

Manuel Valls wird niemandem bei der PS fehlen – doch stellt sich die Frage, warum Emmanuel Macron seinen alten Kumpel mit durchfüttert. Diese „Vetterleswirtschaft“ ist genau der Grund, warum inzwischen fast 60 % der Franzosen nicht mehr wählen gehen. Es wäre konsequent gewesen, Manuel Valls auf einer Hinterbank in der Assemblée Nationale als Fraktionslosen verschimmeln zu lassen, statt seinen Verrat an seiner politischen Familie auch noch zu belohnen. Ist wirklich alles anders geworden in der französischen Politik?

2 Kommentare zu Wanderer zwischen den Welten

  1. “Ist wirklich alles anders geworden in der französischen Politik?”
    Ben non, les français sont avant tout attachés à la forme – qui a changé – pas au fond – qui est rigoureusement inchangée…

  2. Ich verfolge diese Seiten seit längerem mit der Vorstellung, objektive Berichte und Informationen vom Nachbar und der Zusammenarbeit zu bekommen. Leider haben Ihre Berichte immer eine offensichtliche politische Färbung, was objektiv gesehen inakzeptabel ist.

    Warum wird übrigens genau dieser Artikel in Deutscher Sprache verfasst? Die anvisierte Zielgruppe dürfte wohl kaum Deutsch sprechen.

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