Warum Frankreich den 14. Juli als Nationalfeiertag begeht

Am 14. Juli 1789 stürmten französische Revolutionäre das Stadtgefängnis „Bastille“. Zwar saßen damals nur 7 Gefangene ein, doch das störte den revolutionären Elan nicht.

Am 14. Juli überfliegt auch gerne die "Patrouille de France" die Hauptstadt. Foto: Zen Studio / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 4.0int

(KL) – Wenn die schlechten Lebensbedingungen der Mehrheit eines Volks zu existentiell bedrohlich werden, kippt die Stimmung. So auch im Jahr der Französischen Revolution 1789, als die unzufriedene und notleidende Bevölkerung das politische Establishment wegfegte und das Ende der Monarchie einläutete. Auch heute, mehr als 200 Jahre später, werden die Mächtigen in Frankreich sehr aufpassen müssen, dass es nicht zu einer „Französischen Revolution 2.0“ kommt. Doch bevor es richtig ernst wird, stehen als erstes Feuerwerke und Volksfeste an. Die Revolution kann bis zum Herbst warten.

Es war ein sommerlicher Dienstag, der 14. Juli 1789 und das Volk war aufgebracht. Denn zwei Tage zuvor war der sehr beliebte Finanzminister Jacques Necker entlassen worden, der es geschafft hatte, die Generalstände einzuberufen und dabei das Kontingent des 3. Standes, also der „einfachen Menschen“, zu verdoppeln. Dazu kam die Nachricht, dass vor den Toren der Hauptstadt Paris Söldnertruppen zusammengezogen wurden, um die Aufständischen im Zaum zu halten. Diese beiden Dinge waren es, die das Fass zum Überlaufen brachten. Die ohnehin nur schwach verteidigte Bastille wurde erst belagert, dann besorgten sich die Aufständischen gegen 10 Uhr morgens Waffen aus der Waffenkammer des Hôtel des Invalides, wo die Mannschaften wenig Motivation zeigten, sich einer aufgebrachten Menschenmenge von rund 80.000 Menschen entgegen zu stellen.

Bei der dann folgenden Belagerung der Bastille kam es den ganzen Nachmittag über zu Schusswechseln zwischen den Belagerern und den Verteidigern, bei denen über Hundert Menschen getötet wurden. Als dann am späten Nachmittag der Kommandant der Bastille, Bernard-René Jordan de Launay das Handtuch warf und die Bastille an die Aufständischen übergab, wurde er gelyncht und sein abgeschlagener Kopf im Triumphzug durch Paris getragen.

Genau das feiert Frankreich heute, mit Festen, Paraden und Feuerwerk. Doch sollte man bei den Feierlichkeiten nicht vergessen, dass auch heute die französische Gesellschaft ein Pulverfass ist, das jederzeit explodieren kann, „gesegnet“ mit einer Regierung, die offenbar alles daransetzt, dass es zu einer erneuten Explosion der Wut der Straße kommt.

Auch die „Gelbwesten“, die seit 2018 und bis zum Beginn des ersten Covid-Lockdowns über 50 Samstage hintereinander Paris und andere Großstädte mit gewalttätigen Demonstrationen überzogen, planen für den heutigen Tag eine Demonstration in Paris. Angesichts der wachsenden sozialen Spannungen, der wieder aufflammenden Pandemie und der steigenden Armut im Land, sollte man sich in den Pariser Palästen der Macht daran erinnern, wie 1789 ein politisches System von der Wut der Bevölkerung weggefegt wurde. Denn wenn die Regierung nicht bald etwas Besseres anbietet als die ständige Repression, könnte sie das gleiche Schicksal ereilen wie die Monarchie 1789. Aber, und das ist bei Revolutionen immer so, sie werden es erst dann merken, wenn es zu spät ist. Aber erstmal wird gefeiert…

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