Was für eine Erfolgsstory!

Die Straßburger Tramlinie D, die zwischen dem Kehler Rathaus und der Europahauptstadt pendelt, ist unglaublich gut ausgelastet – 3,2 Millionen Fahrten im Jahr 2022!

Die Tramlinie D - nicht mehr wegzudenken! Foto: Smiley.toerist / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 4.0int

(KL) – Der eine oder andere mag sich daran erinnern, dass es in Kehl zahlreiche Widerstände vor der Einrichtung der Tramlinie D gab. Man befürchtete, dass die Straßburger Unterwelt dieses Verkehrsmittel für Plünderungszüge durch die besseren Wohnviertel Kehls nutzen würde, während andere die Besorgnis äußerten, dass diese Linie wenig genutzt würde und somit ein finanzieller R(h)einfall würde. Beides hat sich nicht bewahrheitet und heute wäre der Kehler Einzelhandel ohne diese Tramlinie ziemlich aufgeschmissen. Im letzten Jahr verzeichneten die Straßburger Verkehrsbetriebe CTS nicht weniger als 3,2 Millionen Fahrten auf dieser Linie!

Damit ist die Auslastung dieser Tramlinie wieder auf dem Niveau vor der Covid-Pandemie, als nicht nur die Grenze am 15. März 2020 geschlossen, sondern auch der Trambetrieb eingestellt wurde. Und so, wie die Entwicklung läuft, könnte schon bald wieder an der 4-Millionen-Fahrten-Grenze gekratzt werden, die im ersten Betriebsjahr geknackt worden war.

Der grenzüberschreitende Austausch in beide Richtungen hat dank dieser Tramlinie eine großartige Dynamik erhalten. Zwar nutzen Straßburger und Kehler diese Linie aus unterschiedlichen Gründen, die Kehler überwiegend zum Besuch kultureller Veranstaltungen in der Europahauptstadt, die Straßburger vor allem zum Einkaufen in der Ortenau, doch ist es unter dem Strich egal, warum die Menschen ins Nachbarland fahren. Bemerkenswert ist, dass diese Tramlinie ein Element einer echten deutsch-französischen Integration geworden ist.

Zum Erfolg dieser Tramlinie trägt auch die katastrophale Parksituation in Straßburg bei. Viele Besucher der Stadt parken hinter dem Bahnhof Kehl und nehmen dann die Tram für einen Besuch auf der anderen Rheinseite. Umgekehrt sind die in Deutschland günstigeren Lebensmittel- und Tabakpreise ein triftiger Grund für viele Straßburger, einen Ausflug nach Kehl zu machen.

Rückblickend kann man also festhalten, dass diejenigen, die einst diese Tram planten, absolut richtig lagen. Während Paris und Berlin die deutsch-französischen Beziehungen immer weiter an die Wand fahren, während Ministerpräsident Kretschmann die Ansicht vertritt, dass man die Sprache des Nachbarn nicht erlernen muss, haben die Väter und Mütter dieser Tramlinie einen gewichtigen Beitrag zu eben diesen Beziehungen geleistet. Dass diese Annäherung von den Menschen gewollt wird, das zeigen 3,2 Millionen Fahrten im Jahr. So etwas nennt man „Abstimmung mit den Füssen“. Weiter so!

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