Wenn die Kuh nicht mehr lacht…

Der türkische Präsidial-Diktator Recep Tayyip Erdogan legt sich ausnahmsweise nicht mit Deutschland, sondern dieses Mal mit Frankreich an. Nach seinen Beleidigungen hat Paris seinen Botschafter „zu Konsultationen“ nach Paris beordert.

Den beliebten französischen Streichkäse kann man momentan nicht mehr in der Türkei kaufen... Foto: mwanasimba / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 2.0

(KL) – „La vache qui rit“ ist eine Streichkäse-Sorte, die in der ganzen Welt bekannt und beliebt ist. Doch in türkischen Supermärkten kann man die „lachende Kuh“ in diesen Tagen nicht kaufen – nach den Ausfällen Erdogans gegen den französischen Präsidenten Emmanuel Macron haben die meisten Supermärkte in den türkischen Städten französische Produkte aus ihren Regalen verbannt – französische Waren werden bis auf weiteres boykottiert. Paris reagiert kühl und rufe seinen Botschafter zurück, „zu Konsultationen“, was in der Sprache der Diplomatie eine der höchsten Stufen der Verstimmung bedeutet.

Grund für diese Spannungen zwischen Ankara und Paris war die Ansprache Macrons bei der Trauerfeier für den ermordeten Lehrer Samuel Paty. „Wir lassen uns die Karikaturen von niemandem verbieten“, hatte Macron gesagt, woraufhin Erdogan dem französischen Präsidenten eine Untersuchung seines Geisteszustands anriet. Paris ging nicht weiter auf diese Beleidigung ein, merkte allerdings in einer Erklärung zum Rückruf des französischen Botschafters an, dass Erdogan und die Türkei die barbarische Ermordung Patys nicht kommentiert hatten und es nicht für nötig hielten zu kondolieren. Womit sich Erdogan einmal mehr als islamistischer Hardliner geoutet hat, dessen Land unter dieser Regierung nichts, aber auch gar nichts in der NATO verloren hat.

Nun werden also französische Waren in der Türkei boykottiert. Dass sich die Türkei Erdogans schon lange weit weg von Europa positioniert hat, dass Erdogan einer der schlimmsten und unberechenbaren Kriegstreiber der Region ist, dass er einen Völkermord an den Kurden verübt, dass es keinen Konflikt rund ums Mittelmeer gibt, in den sich Erdogan nicht einmischt, dass Erdogan alles daran setzt, einen offenen Konflikt mit Griechenland loszutreten und dass die Türkei kein zuverlässiger Partner mehr ist, das ist alles bekannt. Die Folge des Boykotts kann nur sein, dass der internationale Tourismus, wenn er dann eines Tages wieder in Gang kommt, einen weiten Bogen um die Türkei macht. Niemand sollte das Erdogan-Regime über den Tourismus finanzieren. Die Türkei als Reiseland wird dann wieder interessant, wenn die türkische Bevölkerung Erdogan aus dem Amt gejagt haben wird.

Die Türkei ist heute ein permanenter Unruheherd im Nahen Osten. Türkische Soldaten stehen unter anderem in Libyen, in Syrien, im Irak in den Kurdengebieten und seit langer Zeit wundert man sich über die Nähe des Erdogan-Clans zum „Islamischen Staat“. Dass Erdogan von einem „Ottomanischen Reich 2.0“ träumt, ein gieriges Auge auf die riesigen Bodenschätze der Turk-Völker in verschiedenen ehemaligen Sowjetrepubliken geworfen hat, macht den Mann nur noch gefährlicher.

Die EU muss endlich aufhören, sich zum willigen Erfüllungsgehilfen dieses Regimes zu machen, das zu einer echten Gefahr geworden ist. Erdogan hat längst die heiligsten Prinzipien der laizistischen Türkei von Kemal Atatürk verraten und solange dieser Mann und sein Regime an der Macht sind, sollten alle touristischen Reisen in die Türkei gestrichen werden. Dazu sollte sich die EU geschlossen hinter Frankreich stellen – es kann nicht sein, dass sich einzelne EU-Staaten von den permanenten Angriffen Erdogans nicht betroffen fühlen. Das schändliche „Flüchtlingsabkommen“ zwischen Brüssel und Ankara sollte umgehend gekündigt und die zugesagten Mittel gestrichen werden. Wenn Europa Erdogan nicht deutlich dessen Grenzen aufzeigt, werden wir noch sehr viel Ärger mit diesem Regime haben. Es reicht – wenn die Türkei Europa boykottiert, dann sollte Europa endlich reagieren und in der gleichen Sprache reagieren. Erdogan hat inzwischen alle roten Linien überschritten und es ist Zeit, dass sich Europa nicht länger vor diesem Mann verneigt.

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