Wie kann man nur Hilfskonvois blockieren?

Offensichtlich muss man, wenn man Machthaber ist, jeglichen moralischen Kompass über Bord werfen. Wie der syrische Diktator al-Assad, der Hilfskonvois für die Erdbebenopfer blockiert.

Während britische Teams in der Südtürkei helfen, gibt es in Nordsyrien gar keine Hilfe. Foto: Foreign, Commonwealth & Development Office / Wikimedia Commons / CC-BY 2.0

(KL) – Es ist unglaublich. Die schrecklichen Erdbeben im türkisch-syrischen Grenzgebiet haben weit mehr als 16.000 Menschenleben gekostet, die Anzahl verletzter Menschen ist schon gar nicht mehr zu ermitteln und die Hilfsorganisationen gehen davon aus, dass diese Erdbeben 23 Millionen Menschen direkt betreffen. Doch dass sowohl Recep Tayyip Erdogan, der türkische Machthaber und Baschar al-Assad, diese humanitäre Katastrophe nutzen, um ihr innerpolitisches Süppchen zu kochen, ist wohl das Übelste, was ein Machthaber seiner geschundenen Bevölkerung antun kann.

Die Lage vor Ort unterscheidet sich enorm, je nachdem, ob man sich in der Süd-Türkei oder in Nord-Syrien befindet. Während in der Süd-Türkei von vielen Seiten geholfen wird, mit Hilfs-Lieferungen, technischem und medizinischem Personal, gibt es nach Angaben von „Pro Asyl“ in Nordsyrien überhaupt keine Hilfe. Die Menschen dort sind zum Spielball zynischer Machtspiele geworden, da das verbrecherische Assad-Regime keine Kontrolle über die nordsyrischen Städte Aleppo, Hama oder Idlib hat und daher die Hilfs-Lieferungen, die in Syrien ankommen, am Weitertransport in den Norden hindert und gleichzeitig war bis gestern Nachmittag der einzige Grenzübergang zwischen der Türkei und Syrien in dieser Region, Bab al-Hawa geschlossen, so dass auch aus dem Norden keine Hilfe ins Krisengebiet gelangte. Natürlich richtet sich diese Verhinderung von Hilfskonvois nach Syrien gegen die Kurden, weswegen Türkei und Syrien erst unter internationalem Druck einzelne Hilfskonvois durchließen.

Was sind das nur für Menschen, die einerseits um Hilfe für ihre von einer Naturkatastrophe betroffenen Landsleute bitten, gleichzeitig aber die Hilfe für Menschen im Nachbarland, die genauso von dieser Katastrophe betroffen sind, zurückhalten und damit dafür sorgen, dass das Überleben selbst derjenigen bedroht ist, die sich vor den Erdbeben retten konnten.

Es fehlt in Nordsyrien selbst an Geräten für die Bergung Verschütteter, verzweifelte Menschen wühlen im Schutt, um nach Verwandten und Freunden zu suchen. Aber die Zeit tickt gegen die so erneut im Stich gelassenen Menschen – im strengen Winter in der Region sinken die Chancen, noch Überlebende zu finden, gegen Null.

Das Blockieren dieser Hilfskonvois sollte Gegenstand einer Ermittlung und eines Verfahrens vor dem Internationalen Gerichtshof in Den Haag werden. Die zynische Verweigerung der nötigsten Überlebenshilfen in Nordsyrien hat Menschenleben gekostet, die man ansonsten hätte retten können. Im „besten“ Fall ist das unterlassene Hilfeleistung, im „schlechtesten“ Fall kaltblütiger Mord. Den Menschen in Nordsyrien wird nicht geholfen, da sie Kurden sind und nicht unter der Fuchtel des Diktators al-Assad stehen, der bereits Zehntausende seiner Landsleute getötet hat. Wenn diese Katastrophe eines Tages im Griff ist, den Menschen nach Kräften geholfen wurde, müssen die ersten 72 Stunden dieser Naturkatastrophe aufgearbeitet werden. Schreibtischtäter wie Erdogan und al-Assad haben in der internationalen Gemeinschaft genauso wenig verloren wie ihr guter Freund Putin.

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