30 Mai 2020 – Sturm auf die Passerelle…

Gestern beließen es die Samstags-Demonstranten für die sofortige Grenzöffnung nicht beim Winken über den Rhein hinweg – sie trafen sich auf der Passerelle des Deux Rives!

Von beiden Seiten wurde gestern die Passerelle des Deux Rives "gestürmt"! Foto: Eurojournalist(e) / CC-BY-SA 4.0

(KL) – Na ja, es war zwar nicht genau so wie am 14. Juli 1789 in Paris beim Sturm auf die Bastille, aber was die deutsch-französischen Beziehungen anbelangt, so war der gestrige „Sturm auf die Passerelle“ ein sehr symbolträchtiger Akt. Zahlreiche Demonstranten von beiden Ufern des Rheins setzten sich über Verbote und die Polizeipräsenz hinweg und trafen sich in der Mitte, hoch über dem Rhein, auf der Plattform der Passerelle des Deux Rives.

Sich für die gute Sache über Verbote hinweg zu setzen, das gibt einem gelegentlich ein großartiges Gefühl der Freiheit. So auch gestern, als sich die Demonstranten von der badischen und der elsässischen Seite über das Verbot des Überquerens der Passerelle des Deux Rives hinwegsetzten und sich für eine halbe Stunde auf der Plattform der Passerelle des Deux Rives zwischen Straßburg und Kehl trafen. Die meisten mit Masken, unter Beibehaltung des Sicherheitsabstands. Selten verlief eine Revolution friedlicher und unter Beachtung behördlicher Vorgaben. Allerdings war das Happening auf der Plattform weder angemeldet noch geplant – und gerade das machte die deutsch-französische Begegnung über dem Rhein so authentisch.

Der Initiator der samstäglichen Demonstrationen an den Rheinufern, Peter Cleiss, verlas eine Erklärung, die mit den verschiedenen Vereinen und Initiativen abgesprochen war, die inzwischen diese samstäglichen Aktionen mittragen und die immer mehr werden. Die Forderung ist klar und deutlich formuliert – Weg mit der Grenze! Besonders enttäuscht zeigte sich Cleiss von der Sitzung des „Deutsch-Französischen Parlaments“ am Vortag, das sich nicht dazu hatte durchringen können, ebenfalls die sofortige Öffnung der Grenze zu fordern. Da stellt sich die Frage, wozu man ein solches Parlament braucht – wenn es sich nicht einmal der zurzeit wohl brennendsten Frage im Verhältnis zwischen beiden Ländern stellt.

Aber auch diese Überlegungen konnten der Freude über das spontane Treffen über dem Rhein nicht mindern. Und da sich die Teilnehmer an die sanitären Vorgaben hielten, war dieses deutsch-französische Happening eine tolle Sache. In der Aufarbeitung der Ereignisse 2020 gebührt diesem 30. Mai ein besonderer Platz in der kollektiven Erinnerung – als „Tag des Sturms auf die Passerelle“. Das wäre doch Grund genug, diesen Tag in den kommenden Jahren mit einem deutsch-französischen Picknick auf der Plattform der Passerelle zu feiern!

Nüchtern betrachtet, werden die Verantwortlichen die Grenze bis zum 15. Juni geschlossen lassen. Bis dahin wird es weiter samstags entsprechende Aktionen geben und irgendwann einmal wird man sagen, dass es die Politiker waren, die diese Grenze geschlossen lassen wollten, nicht aber die Bürgerinnen und Bürger. Die protestierten nämlich gegen diese geschlossene Grenze, die unserem grenzüberschreitenden Lebensplan am Oberrhein völlig zuwider läuft. Und eine der beeindruckendsten Demonstrationen in diesem Zusammenhang fand am 30. Mai 2020 statt – „Der Sturm auf die Passerelle“!

Unter diesem Link finden Sie die Forderungen der Demonstranten – auf Deutsch und Französisch! WEG MIT DER GRENZE

Fast sind wieder alle zusammen... Foto: Eurojournalist(e) / CC-BY-SA 4.0int

Fast sind wieder alle zusammen… Foto: Eurojournalist(e) / CC-BY-SA 4.0int

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