Äh, wofür braucht man zwanzig Vizepräsidenten?

Robert Herrmann hat vor seiner Wahl zum Präsidenten der CUS eine "Koalition des guten Willens" mit der UMP geschmiedet.

"'Cause I'm happy, happy, happy..." - Robert Herrmann (PS) gestern nach seiner Wahl zum Präsidenten der CUS. Foto: © Claude Truong-Ngoc / eurojournalist.eu

(KL) – Robert Herrmann hat es geschafft. Gestern wählte ihn der neue Rat der Stadtgemeinschaft Straßburg (CUS) zu ihrem neuen Präsidenten. Damit ist das Wahlkampfkalkül des Straßburger OB Roland Ries praktisch voll aufgegangen. Aber warum diese wichtige Verwaltung, bestehend aus der Stadt Straßburg und den 27 Umlandgemeinden, unbedingt 20 Vizepräsidenten braucht? Mit so einem Kader bestreitet mancher Sportverein eine ganze Saison…

Nach den Kommunalwahlen, bei denen die PS mit Roland Ries zwar die wichtigste Stadt im Elsass gewonnen hatte, dafür im Umland ziemlich unter Druck geriet, waren die Mehrheitsverhältnisse im neuen Rat der CUS nicht so eindeutig. Robert Herrmann machte aus der Not eine Tugend und schmiedte in nur einer Woche tatsächlich eine Absprache mit seinem konservativen Konkurrenten Yves Bur (UMP). Dafür verzichteten die Konservativen auf einen eigenen Kandidaten, erhielten aber im Gegenzug sieben der 20 Vizepräsidenten-Posten.

Nach seiner Wahl erklärte Herrmann, dass dies ein Signal sei, dass man die wichtigen, den Großraum Straßburg betreffenden Themen gemeinsam und über die Parteigrenzen hinweg bearbeiten wolle. Was nach einer Art „großer Koalition des guten Willens“ klingt. Wenn dies wirklich die Zielsetzung ist, dann stehen der Straßburger Agglomeration einige prächtige Jahre bevor. Denn an der Spitze der Verwaltungen der Stadt Straßburg und des Großraums Straßburg steht erneut ein eingespieltes Team. Schwieriger wäre es geworden, hätte ein Konservativer die Spitze der CUS übernommen – ein Dauerkonflikt zwischen der Stadt und dem Großraum wäre vorprogrammiert gewesen, was auch negative Auswirkungen auf die Zusammenarbeit in zahlreichen grenzüberschreitenden Gremien hätte zeitigen können.

Roland Ries’ Konzept ist aufgegangen. Alles, was er sich mit seinem mitunter abenteuerlichen Timing hat einfallen lassen, hat er buchstabengetreu umgesetzt. Offensichtlich hat politischer Erfolg doch etwas mit Erfahrung zu tun. Er hat seinen Posten erfolgreich verteidigt, was in Straßburg schon lange niemand mehr geschafft hat, er hat seinen „Kronprinzen“ Alain Fontanel zum Ersten Bürgermeister gemacht, er hat Robert Herrmann zum Präsidenten der CUS gemacht, was auch sicherstellt, dass die gesamte Straßburger PS wieder zusammenarbeiten wird – und Jacques Bigot wird er auch noch in den Senat bringen.

Damit ist nun die Zeit der lokalen Wahlen erst einmal vorbei und in Zeiten großer politischer Instabilität haben sich die Straßburger eine äußerst stabile Struktur gewählt. Beide wichtigen lokalen Gremien sind in der Hand der PS, die Opposition ist so mit eingebunden, dass ihr gar nichts anderes übrig bleibt, als konstruktiv mitzuarbeiten, die Kontinuität in den grenzüberschreitenden Gremien ist gesichert – das klingt doch erstmal gut.

Bleibt nur noch eine Kleinigkeit – jetzt muss geliefert werden. Wie zuvor mit dem Tandem Ries / Bigot verfügt die PS weiterhin über die Möglichkeit, Dinge anzupacken und umzusetzen. Ähnlich wie in Paris verfügt man über einen großen Handlungsspielraum. Dies gibt Anlass zu Hoffnung und an dieser Hoffnung und den damit verbundenen Erwartungen werden sich Straßburg und die CUS messen lassen müssen. Ach ja, und warum brauchte man 20 Vizepräsidenten?

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