Alles eine Frage der Prioritäten…

Der ukrainische Kulturminister Oleksander Tkatschenko hat seinen Rücktritt eingereicht. Wegen einer „Welle von Missverständnissen über die Kultur in Kriegszeiten“.

Oleksander Tkatschenko (l.) wollte noch schnell ein paar Milliönchen verballern... Foto: Kharkiv Regional State Administration / Wikimedia Commons / CC-BY 4.0int

(KL) – Der ukrainische Kulturminister Oleksander Tkatschenko ist seiner Entlassung durch Präsident Selenskyj gerade noch zuvorgekommen. Denn, wie Tkatschenko erklärte, gab es eine „Welle von Missverständnissen über die Bedeutung der Kultur in Kriegszeiten“. Sprich: Er wollte weiterhin Millionen Euro in Kulturprojekte pumpen, was einmal mehr ein Geschmäckle in dem Land hat, das vor Kriegsbeginn auf Platz 125 der korruptesten Staaten der Welt lag.

Konkret ging es um zwei Projekte, die Herrn Tkatschenko so sehr am Herzen lagen, dass sie unbedingt umgesetzt werden müssen. Während in den Ländern der Ukraine-Geldgeber Schwimmbäder geschlossen werden müssen und Schulden für die Ukraine aufgenommen werden, wollte Herr Tkatschenko für 12 Millionen Euro ein Museum zum „Holodomor“ fertigstellen und dazu rund elf Millionen Euro in eine neue TV-Serie investieren. Wie viel von diesem Geld in seiner eigenen Tasche gelandet wäre, fragen wir lieber nicht…

Es klingt schon ein wenig seltsam, dass die ganze westliche Welt Opfer für die Ukraine bringen muss, dort aber offenbar die alten Seilschaften weiterhin prächtig funktionieren. In einer solchen Kriegssituation eben mal 23 Millionen Euro für ein Museum und eine TV-Serie ausgeben zu wollen, ist schon starker Tobak. Und dieser starke Tobak wirft erneut die Frage nach der Kontrolle der bereitgestellten Milliarden und Waffensysteme auf, von denen einige bereits in den Händen krimineller Organisationen in Drittstaaten aufgetaucht sind.

Doch ist dieses Verhalten nur die Konsequenz der hartnäckigen Weigerung des Westens, eine echte Strategie zum Ukraine-Krieg zu erarbeiten. Milliarden und Waffen in die Ukraine zu pumpen, ohne genau zu wissen wofür und warum, bringt überhaupt nichts, wie man seit einigen Monaten sieht. Die ukrainische „Gegenoffensive“ ist ein hilfloses Herumgelaufe an der Front, die wie in Verdun im I. Weltkrieg zum festgefahrenen Stellungskrieg geworden ist. Dass der Plan, „alle russischen Soldaten von ukrainischem Territorium zu vertreiben“ aussichtslos ist, erkennen inzwischen sogar Nicht-Militärexperten. Dass es ebenso wenig gelingt, Russlands Verbündete umzudrehen, könnte man inzwischen auch begriffen haben.

Nun, Wolodomyr Selenskyj hat im letzten Moment die Reissleine gezogen, bevor im Westen allzu viele Fragen zur Verwendung der Milliarden gestellt werden, die weiter brav in die Ukraine überwiesen werden. Tkatschenko war zum Risiko geworden, da sein Fall zeigt, dass die Korruption in der Ukraine noch auf demselben Niveau ist wie vor dem Krieg. Nicht nur, dass es Zeit wird, eine Strategie zu diesem aussichtlosen Krieg zu erarbeiten, es ist ebenfalls an der Zeit, genauer hinzuschauen, was aus den Milliarden und den Waffensystemen wird, die in die Ukraine gesschickt werden. Und das sollte man tun, bevor sich das Gerede von NATO- und EU-Beitritt der Ukraine verselbständigt.

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