Benoît Hamon beendet eine Ära

In der Stichwahl der Vorwahlen der Linken in Frankreich haben die Wählerinnen und Wähler den zurückgetretenen Premierminister Manuel Valls zu seinem Präsidenten geschickt – ins politische Abseits.

Benoît Hamon ist der neue Hoffnungsträger der Linken in Frankreich. Und er könnte Erfolg haben. Foto: Ulysse Bellier / Wikimedia Commons / CC-BY 2.0

(KL) – Und der Sieger heißt – Benoït Hamon! Bei den Vorwahlen der französischen Linken (oder vielmehr dessen, was davon noch übriggeblieben ist…) hat sich der Überraschungssieger des ersten Wahlgangs vom vergangenen Sonntag Benoît Hamon überraschend deutlich gegen seinen Gegenkandidaten Manuel Valls durchgesetzt. Valls hat hoch gepokert und sich dabei etwas vertan – seine politische Karriere dürfte einen enormen Knick erfahren, während der politische Stern von Benoît Hamon gerade erst aufgeht. Denn der Mann steht tatsächlich für „linke“ politische Werte. Doch, doch, das gibt es noch…

Das Votum der linken Wählerschaft, die deutlich zahlreicher als am letzten Sonntag an den Urnen erschien, ist eindeutig. Benoît Hamon erzielt mit 58,65 % der Stimmen (Valls 41,35 %) einen Erfolg, mit dem vor wenigen Wochen noch niemand gerechnet hatte, denn zu Beginn des Vorwahlkampfs lag Hamon bei gerade einmal 8 % in den Umfragen. Das tat der konservative Kandidat François Fillon allerdings auch und – beide haben sich am Ende durchgesetzt. Was unter anderem die Frage aufwirft, wozu Umfragen eigentlich noch gut sind…

Doch viel interessanter als das Thema der unzuverlässigen Umfragen ist das Votum vom gestrigen Sonntag. Denn die Wählerinnen und Wähler nahmen das Angebot von Benoît Hamon dankbar an und zogen einen Schlussstrich unter die Regierungszeit der Sozialisten, die in den Jahren 2012 bis 2017 unter Präsident François Hollande eine desaströse Bilanz aufweisen, geprägt von gebrochenen Wahlversprechen und Skandalen aller Art, die dazu beigetragen haben, dass sich viele Menschen enttäuscht von der Politik abgewandt haben oder den Extremisten in die Falle gegangen sind.

Mit Manuel Valls haben die Franzosen einen Vertreter einer Politikergeneration vor die Tür geschickt, der man kein Vertrauen mehr entgegen bringt und die selbst vor allem kaum noch einen Hehl daraus machen, dass es ihnen einzig und alleine um die persönliche Karriere geht. Zwar ist Valls deutlich jünger als Hollande, doch ist den Franzosen durchaus klar, dass die beiden zusammen beim Versuch gescheitert sind, Frankreich vor allem wirtschaftlich wieder flott zu machen. Da nützte es auch nicht, dass Valls vor einigen Wochen aus der Regierung zurücktrat – denn das wurde als der Versuch gewertet, die Verantwortung für diese schlechte Regierungsbilanz auf andere abzuschieben und in Frankreich mag man keine „Verräter“.

Und so macht sich Benoît Hamon jetzt auf in den Wahlkampf, mit „linken“ Themen, bei denen es zumeist um soziale Gerechtigkeit geht, wie beispielsweise dem bedingungslosen Grundeinkommen. Dabei sollte er sich nicht davon beeindrucken lassen, dass ihn die Umfragen gerade bei 8 bis 9 % für die Präsidentschaftswahl sehen. Da sahen sie ihn auch bei den Vorwahlen und angesichts der Tatsache, dass Hamon bei der Präsidentschaftswahl eine echte Wahl zwischen „linken“, „rechten“ und „rechtsextremen“ Positionen anbietet, könnte es gut passieren, dass der Kandidat Hamon am Ende doch noch weit nach oben gespült wird. Spannung ist im nun beginnenden Wahlkampf für die Präsidentschaftswahl damit auf jeden Fall, garantiert.

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