Bricht die Weltordnung gerade zusammen?

Für die einen ist es eine realistische Einschätzung, für die anderen blinder Alarmismus. Wer von beiden am Ende Recht haben wird, werden wir schon bald erfahren.

Solange auf diese Weise Politik betrieben wird, bewegen wir uns weiter auf den Abgrund zu. Foto: Kiwiev / Wikimedia Commons / CC0 1.0

(KL) – Ob es eine gute oder eine schlechte Sache ist, dass die Weltordnung gerade in sich zusammenfällt, das kann heute noch niemand sagen. Es mag sein, dass der endgültige Zusammenbruch korrupter und nicht überlebensfähiger, ungerechter Systeme zu einer gerechteren und umweltverträglicheren Neuordnung führt. Es kann aber genauso gut passieren, dass sich die Zivilisation in einer Orgie der Gewalt selbst zerstört.

Auch, wenn das niemand so richtig wahrhaben will, so implodieren gerade Systeme, die man für solide hielt. Im Iran verlieren die Mollahs gerade die Kontrolle über ein unzufriedenes Volk, das auch unter Androhung von Waffengewalt und Todesurteilen nicht mehr bereit ist, sich von ewiggestrigen religiösen Fanatikern ein Leben im Mittelalter aufzwingen zu lassen. In China gehen Zehntausende gegen den Präsidenten Xi Jinping auf die Straße, ein bis vor wenigen Tagen undenkbarer Affront gegen Partei und Führungselite in China. Dazu polarisiert der russische Angriffskrieg die Welt, wobei wir Europäer uns heftig in die Tasche lügen, in der Annahme, die Welt würde unsere Position zu diesem Krieg teilen. An den Sanktionen gegen Russland beteiligen sich momentan rund 50 Länder, was aber auch bedeutet, dass ca. 150 Länder diese Sanktionen nicht mittragen und diesen Krieg nur als Zuschauer verfolgen.

In Europa selbst setzen sich gerade immer mehr die Neonationalisten durch, gewinnen Wahlen und übernehmen Regierungen und sind dabei, die EU ernsthaft in Frage zu stellen. Das ist allerdings auch nicht sonderlich schwer, denn die europäischen Institutionen sind Hochburgen der Korruption geworden, die auf einer Ebene agieren, von der manche kriminelle Vereinigung nur träumen kann.

Dazu kommt die Pandemie, die nicht nur nach drei Jahren munter weiter wütet, sondern vor allem ein Geschäft geworden ist, in dem Milliarden und Milliarden bewegt werden. Kein Wunder, dass die Familie Von der Leyen plötzlich Lust verspürte, sich ein 320 Millionen Euro schweres Stück vom Kuchen abzuschneiden. Klasse – weil die Diebe dieser europäischen Millionen zufälligerweise die Chefs von Europa sind, wurde großzügig entschieden, dass Herr von der Leyen zwar seinen Posten räumen, das Geld aber nicht zurückgezahlt werden muss.

Nehmen wir dazu die Klimakatastrophe, die von Jahr zu Jahr schlimmer wird, während sich die Verantwortlichen im Aussitzen und Verkünden großartiger Ziele üben. Da Umweltschutz Geld kostet, sind sich immerhin die größten Verschmutzer darin einig, dass man erst einmal nichts tut und schaut, wie sich die Dinge entwickeln.

Angesichts der Häufung dieser Zusammenbrüche ist die Frage, ob das gerade der Beginn des Endes unserer Zivilisation ist, durchaus gerechtfertigt. Erschwerend kommt hinzu, dass mittlerweile eine Politiker-Generation am Drücker ist, die leider nur eine megalomane Selbstdarstellung beherrscht, sich aber ansonsten aufgrund fehlender Kompetenzen auf den Versuch beschränkt, diese multiplen Krisen zu verwalten, statt sie zu bekämpfen. Da aber leider heute ein klares Profil schon ein KO-Kriterium für hohe politische Posten ist, auf denen sich überwiegend aalglatte Hofschranzen tummeln, ist nicht zu erwarten, dass die Politik auch nur eine dieser Krisen wirksam bekämpfen kann.

Vor 200 Jahren hätte es jetzt eine Revolution gegeben und die Verantwortlichen wären von einem Wutsturm hinweggefegt worden. Aber heute haben sich die Bevölkerungen daran gewöhnt, jeden noch so abstrusen Zwischenfall einfach hinzunehmen.

Doch die Katastrophen, auf die wir gerade zusteuern, brauchen zweierlei. Zum einen die Verbrecher in Anzug und Krawatte und zum anderen das Heer der Schweigenden, das sie einfach gewähren lässt. Schlimmer noch ist, dass wir diejenigen, die diesen Planeten zugrunde richten, auch noch bei jeder Gelegenheit wieder in die Schlüsselpositionen wählen.

Ob die Welt noch einmal die Kurve kriegt, ist fraglich. Doch solange die Menschen dem Treiben der Verantwortlichen nur achselzuckend zusehen, steigt täglich die Gefahr, dass diese Entwicklung hin zum Abgrund nicht mehr aufzuhalten ist. Denn es ist nicht etwa fünf Minuten vor zwölf, sondern schon fünf Minuten nach zwölf.

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