Das Eigentor des Alexander Gauland

Im Rausch des Erfolgs der AfD bei der Landtagswahl in Thüringen hat deren Chef Alexander Gauland einen ganz schweren Fehler gemacht.

Für Alexander Gauland steht der gerichtsnotorische Faschist Höcke in der "Mitte der Partei"... Foto: Metropolico.org / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 2.0

(KL) – Im braunen Brei der AfD hat jeder eine spezielle Rolle zu spielen. Björn Höcke ist der Mann für`s Grobe, Jörg Meuthen der weltläufige Intellektuelle und Alexander Gauland gibt den väterlichen Mann der bürgerlichen Mitte, der seine Partei denjenigen schmackhaft machen soll, die zwar stramm deutschnational, aber noch nicht ganz im Sog der Faschisten sind. Doch am Wahlabend in Erfurt machte Gauland einen Fehler, den es sich anzuschauen lohnt.

Von einem Journalisten befragt, ob jetzt nicht mit Björn Höcke und seinem ultrarechten „Flügel“ die ganze Partei weit, weit nach rechts rutscht, sagte Gauland, dass er keinerlei Problem mit Höcke habe und dass dieser, jetzt kommt’s, „in der Mitte der Partei“ stehe.

So, so, Björn Höcke, den man laut Gerichtsurteil des VGH Meiningen als „Faschist“ bezeichnen darf, ist also die Mitte der AfD. Da drängt sich doch die Frage auf, was sich rechts vom Faschisten Höcke in der AfD tummelt. Denn wenn Höcke „die Mitte“ der AfD darstellt, dann gibt es logischerweise auch noch Akteure rechts von ihm in dieser Partei.

Ohne es beabsichtigt zu haben, hat Gauland damit verraten, was viele ahnten – die Parteioberen der AfD arbeiten hervorragend zusammen, die nach außen inszenierten Grabenkämpfe und Parteivorsitz und Ausrichtung der AfD sind lediglich für die Galerie und alle zusammen ziehen sie am gleichen, unsäglich rechtsextremen Strang.

Dass Höcke engste Kontakte zu Neonazigruppen pflegt ist ebenso bekannt wie sein von der Nazi-Terminologie durchsetzter Diskurs. Gerne tritt Höcke bei Veranstaltungen wie dem Kyffhäuser-Treffen auf, wo er sich ungeniert mit Neonazi-Chefs abbilden lässt und auch aus seiner Nähe zur „Pegida“ hat Höcke nie einen Hehl gemacht. Und der Mann, der im Goebbels-Jargon ankündigte, er wolle nicht Schaf, sondern Wolf sein, der Mann, der von „Umvolkung“ und anderen wirren Konzepten aus der Nazizeit spricht, dieser Mann ist also „die Mitte“ der AfD.

Wie gut, dass wir den greisen Gauland haben, der immer dann, wenn ihm das Adrenalin in die morschen Knochen schießt, ziemlich klar sagt, was Sache ist. Man erinnere sich an den Wahlabend der Bundestagswahl, als er zur Jagd auf Angela Merkel aufrief, als er sichtlich erregt zum Besten gab, dass er sich nun „Deutschland zurückholen“ wolle, als ob das Land aus Versehen in die Hände irgendwelcher obskuren und feindlichen Mächte geraten sei. So auch am Sonntagabend, als er vermutlich mit seinen Satz, der Björn Höcke in „die Mitte“ der AfD rückte, die halbe Strategie der AfD ausplauderte.

Schauen wir mal, was sich so links und rechts von Höcke in der AfD bewegt. Alice Weidel und Jörg Meuthen dürften „links“ von Höcke stehen, Gauland und Höcke teilen sich dann wohl „die Mitte“ und rechts von Höcke könnte es eigentlich nur noch Beatrix von Storch und den Abgrund geben.

Die Aussagen Gaulands sollten sich vor allem die 23,4 % der Thüringer zu Gemüte führen, die meinten, mit der AfD tatsächlich eine Alternative für Deutschland zu wählen. Langsam wäre es an der Zeit, dass der Wählerschaft endlich klar wird, dass die AfD alles andere als eine Protestpartei ist, sondern von Menschen geleitet wird, die vom nächsten tausendjährigen Reich träumen, diesem „Vogelschiss der Geschichte“, wie Gauland einst die düstersten 12 Jahre der deutschen Geschichte bezeichnete. Wer heute noch AfD wählt, wird zum Steigbügelhalter für Faschisten und dafür gibt es keine Entschuldigung.

Die AfD muss politisch isoliert werden und es ist die Aufgabe der demokratischen Parteien, endlich mit ihrer selbstverliebten Nabelschau Schluß zu machen und eine Politik anzubieten, die den Menschen wieder das Vertrauen in Staat und Parteien zurückgibt. Wenn ein Viertel der Wählerinnen und Wähler  eine Partei wählt, bei denen ein gerichtsnotorischer Faschist „die Mitte“ darstellt, dann sind alle „roten Linien“ überschritten und dann hat das alles auch mit „Protest“ nichts mehr zu tun. Und sollten diese 23,4 % tatsächlich das Gedankengut eines Björn Höcke gutheißen, dann muss man auch das Stimmvieh der AfD entsprechend bekämpfen. Oh nein, es ist schon lange nicht mehr 5 vor 12 – inzwischen ist es schon halb eins und wenn die Gesellschaft jetzt nicht auf die braune Gefahr reagiert, dann ist es schon bald wieder zu spät. Zu einer Machtergreifung durch Faschisten und anderes rechtsextreme Gesocks darf es nicht kommen – und wer jetzt nicht reagiert, speziell in den demokratischen Parteien, der macht sich mitschuldig an dem, was sich da gerade wieder zusammenbraut.

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