Das Erwachen der Schläfer

Erst kam der Aufruf der Hamas zu einer weltweiten Mobilisierung ihrer Unterstützer, dann kamen die Anschläge von Arras in Frankreich und nun in Brüssel und all das ist wohl nur der Anfang.

"Stop terrorism" - diese Nachricht gehört nicht nur in den Sand geschrieben, sondern in Stein gemeisselt... Foto: Manas Sahoo / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 4.0int

(KL) – Alleine in Deutschland, so schätzt das Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV), gibt es 27.480 Personen, die unter die Kategorie „Islamismus / islamistischer Terror“ fallen und entsprechend und im Rahmen der Möglichkeiten beobachtet werden. Diese Personen, und wir sprechen nur über die Gefährungslage in Deutschland, haben alle die Aufrufe der Hamas gehört und man muss leider damit rechnen, dass es nicht bei den Anschlägen in Arras und Brüssel bleiben wird, sondern dass wir erneut und wie 2015/16 vor einer Anschlagswelle stehen.

In Frankreich umfasst die Datei „Fichés S“ rund 30.000 Personen, von denen knapp die Hälfte als potentielle radikalisierte Gefährder betrachtet werden (der Rest dieser Datei besteht aus Namen von Personen, die aus anderen Gründen gesucht werden, die nichts mit Terrorismus zu tun haben). In anderen Ländern ist die Situation nicht anders und genau das macht die Lage so gefährlich.

Diese „Schläfer“ sind gerade dabei zu erwachen. Dadurch, dass es sich zumeist um Einzeltäter ohne direkten Kontakt zu den bekannten Terrorgruppen handelt, ist nicht vorhersehbar, wann diese Personen den Schritt von radikalisiertem Geschwafel zu konkreten Aktionen vollziehen, was es den Behörden fast unmöglich macht, Aktionen wie in Arras oder Brüssel vorherzusehen und zu verhindern. Dazu kommt, dass die entsetzlichen Bilder aus Israel bei diesen Menschen die Gewaltschwelle deutlich absenken – und zu hemmungslosen Nachahmungstaten „inspirieren“, wie es auch der mutmaßliche Attentäter von Brüssel in seinem Video sagte.

Wer heute in Europa die Taten der Hamas bejubelt, was leider immer häufiger passiert, ob diese Kundgebungen nun verboten sind oder nicht, der bejubelt damit auch die Terroranschläge der Vergangenheit und der Gegenwart. Hier werden die Behörden weiter sehr aufmerksam sein müssen, damit die Lage nicht völlig aus dem Ruder läuft.

Die aktuellen und wahrscheinlich künftigen Anschläge in Europa werden ebenso amateurhaft ablaufen wie in Arras und Brüssel. Dass ein Terrorist in einer knallorangen Winterjacke stundenlang mit einer Kalaschnikow auf einem Scooter durch Belgiens Hauptstadt fahren kann, ist unglaublich, doch mit normalen Polizeimethoden fast nicht zu verhindern. Andere „Schläfer“ werden sich durch solche Anschläge und natürlich die Aufrufe der Hamas ermutigt fühlen, ebenfalls aktiv zu werden.

Man wird nicht umhin kommen, künftig aufmerksamer durchs Leben zu gehen. Attentate können und werden überall passieren, ausgeführt von verstörten Radikalen, deren Überwachung schlicht unmöglich ist, es sind einfach zu viele. Dass diejenigen, die in den Straßen der westlichen Welt so begeistert die Gräueltaten der Hamas bejubeln, an dieser Entwicklung mitschuldig sind, und die „Schläfer“ geradezu ermutigen, selbst aktiv zu werden, sollte man nicht vergessen.

Und die Vorstellung, dass in wenigen Tagen Weihnachts- und Adventsmärkte beginnen und dass im Jahr 2024 Veranstaltungen wie die Olympischen Spiele in Paris geplant sind, die alle nicht vollständig gesichert werden können, ist auch nicht gerade beruhigend. Wie man diese Entwicklung stoppen oder in den Griff bekommen will, steht in den Sternen.

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