Das Europäische Parlament kämpft für den Wald

Weltweit verschwinden die Wälder, die „grüne Lunge“ des Planeten. Nun hat das Europäische Parlament für einen Text gestimmt, der zum Erhalt der Wälder beitragen soll. Hoffen wir mal, dass es klappt...

Wenn wir weiter den Regenwald abholzen, brauchen wir bald nicht mehr über den Klimawandel zu sprechen... Foto: Yakoo1986 / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 4.0int

(KL) – Die weltweite Vernichtung von Wäldern aus kommerziellen Gründen gefährdet diesen Planeten. Zwischen 1990 und 2020, also in nur 30 Jahren, wurde weltweit eine Fläche abgeholzt, die größer als die ganze Europäische Union ist. Die EU selbst ist dabei für rund 10 % dieses Kahlschlags verantwortlich und daher greift nun das Europäische Parlament ein. Künftig braucht man ein besonderes Zertifikat, um in Europa Produkte wie Vieh, Kakao, Kaffee, Palmöl, Soja, Holz, Kautschuk, Kohle oder Produkte aus bedrucktem Papier verkaufen zu können.

Also wieder ein Zertifikat. Für die Erteilung eines solchen Zertifikats müssen die Anbieter bestätigen, dass die angebotenen Produkte nicht aus gerodeten Wäldern stammen und nicht dazu beigetragen haben, dass weitere Flächen gerodet werden. Dazu müssen die Anbieter erklären, dass die Einhaltung der Menschenrechte und der Rechte der Ureinwohner in den entsprechenden Regionen garantiert werden. Das ist ein ehrenwerter Ansatz, der bei der Abstimmung im Straßburger Parlament von 552 Abgeordneten befürwortet wurde, bei 44 Gegenstimmen und 43 Enthaltungen (wobei Enthaltungen im Europäischen Parlament immer ein Problem darstellen – warum lassen sich Menschen ins Parlament wählen, wenn sie zu wichtigen Themen keine Meinung haben?). Doch wird man sehr genau darauf achten müssen, wie eine solche Regelung vor Ort umgesetzt wird und kontrolliert werden kann.

Zertifikate sind immer ein schwieriges Thema. So ist der erlaubte Handel mit Zertifikaten, die den Inhaber autorisieren, die Umwelt zu verschmutzen, ein Business, mit einer eigenen Börse und einem klaren Ergebnis – so lange stark verschmutzende Industrien die Wahl haben, entweder solche Zertifikate zu kaufen oder entsprechende Filteranlagen einzubauen, entscheiden sie sich häufig für die Zertifikate, da dies billiger ist. Der Nutzen für die Umwelt geht dann stark gegen Null.

Gleiches gilt für viele Bio-Zertifikate, von denen viele einer Überprüfung vor Ort nicht standhalten. Ob im Anbau von Bananen, Kaffee oder anderen Produkten, die über Bio-Zertifikate verfügen, werden häufig selbst die Mindestanforderungen nicht eingehalten, was vom fernen Europa aus nur sehr schwer zu kontrollieren ist. Natürlich betrifft das bei weitem nicht alle „Labels“ und Bio-Bauern, doch muss man festhalten, dass Zertifikate nicht alles regeln können.

Dennoch ist die Abstimmung im Europäischen Parlament ein wichtiges Signal, eine Art Alarmglocke, denn wenn die weltweiten Rodungen in dieser Geschwindigkeit weitergehen, brauchen wir bald nicht mehr über Klimaziele zu sprechen. Insofern handelt es sich vermutlich eher um eine gute, breit angelegte Sensibilisierung für das Thema des Erhalts der Wälder, als um einen entscheidenden Schritt, mit dem den Rodungen Einhalt geboten werden kann.

Zur Kontrolle, so das Europäische Parlament, sollen die Erklärungen der Unternehmen dienen und moderne Methoden wie Satelliten-Überwachung sollen zum Einsatz kommen. Unternehmen, die gegen die Vorgaben verstoßen, sollen mit Strafen belegt werden, die bis zu 4 % des Jahresumsatzes des betroffenen Unternehmens betragen können.

Zur Abstimmung sagte der Berichterstatter Christophe Hansen (PPE, Luxemburg): „Bis heute sind die Regale in den Supermärkten zu oft gefüllt mit Produkten, die auf der Asche verbrannter Wälder und für immer zerstörter Öko-Systeme hergestellt wurden. Dazu entziehen diese Produkte den Ureinwohnern die Lebensgrundlage. Häufig sind sich die Verbraucher gar nicht hierüber bewußt. Ich bin erleichtert, dass die europäischen Verbraucher künftig sicher sein können, dass sie nicht ungewollt zu Komplizen der Zerstörung der Wälder werden, wenn sie Schokolade essen oder Kaffee trinken. Die neue Gesetzgebung ist ein zentraler Baustein im Kampf gegen den Klimawandel und den Verlust der Biodiversität.“

Und wie geht es weiter? Der Europäische Rat muss nun ebenfalls diesem Text zustimmen. Dann wird er im europäischen Amtsblatt veröffentlicht und tritt 20 Tage später in Kraft. Man darf gespannt sein, wie sich das in der Praxis darstellt, doch es handelt sich auf jeden Fall um einen Schritt in die richtige Richtung!

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