Das war es dann wohl für die Freien Demokraten

Die FDP darf zwar noch einmal drei Abgeordnete ins Europäische Parlament schicken, doch ist die Partei nun wohl endgültig am Ende.

Dies ist eine Implosion. So ziemlich genau das, was der FDP passiert. Foto: Imperator3733 / Wikimedia Commons

(KL) – Am Wahlabend versuchte Parteichef Christian Linder noch, seiner arg dezimierten Truppe mit Durchhalteparolen Mut zu machen. Doch das wird nichts mehr nützen – die FDP hat sich Bertolt und Schlemmer noch als das Wahlergebnis selbst (3,1 %) ist eine Umfrage, nach der die Bundesbürger der FDP in keinem Themenfeld mehr eine noch messbare Kompetenz zusprechen. Die FDP hat sich selbst überflüssig gemacht und mittlerweile in der AfD eine Konkurrenz, der die klassische FDP-Klientel scharenweise zuläuft.

Früher einmal stand die FDP für den mittelständischen Unternehmer, der sich heute aber bei der AfD-Truppe mit ehemaligen Konzernchefs (Henkel), honorigen Professoren (Starbatty, Lucke) und Adligen (Beatrix von Storch) viel besser aufgehoben fühlt. Aber wofür steht die FDP heute? Der Umstand, dass praktisch niemand mehr diese Frage beantworten kann, erläutert auch, warum die FDP nun wirklich am Ende ist.

Sie hießen Möllemann, Westerwelle oder Rösler, zeichneten sich vor allem durch ein großes Bedürfnis zu Selbstdarstellung und weniger durch Fachkompetenz aus und sie fuhren die FDP, diese einstmals große liberale Partei (die schon liberal war, als liberal noch kein Schimpfwort, sondern ein Adjektiv war, das man eher mit freiheitlichem Denken als mit Wild West-Kapitalismus assoziierte), gemeinsam an die Wand. “Spitzenkandidaten” wie Rainer Brüderle taten ihr Übriges und auf einmal gab es absolut keinen Grund mehr, die FDP zu wählen. Das dachten sich die Wählerinnen und Wähler auch und warfen die FDP aus zahlreichen Landesparlamenten und dem Bundestag. Dass die FDP jetzt noch drei Abgeordnete ins Europäische Parlament schicken darf, ist dem Wahlmodus geschuldet. Nichts, worauf man stolz sein kann.

Die vielen Versuche, doch noch zurück zu kommen, waren vergeblich. Der Partei fehlen Inhalte, Köpfe, Orientierung. Und die AfD trifft wohl eher den konservativen Nerv der klassischen FDP-Klientel als das Original. Das Erbe großer Liberaler wie Thomas Dehler, Karl-Herrmann Flach, Walter Scheel oder Hans-Dietrich Genscher wurde verprasst und nach diesen großen Namen kam in der FDP nichts mehr.

Wählten früher noch viele Menschen die FDP als eine Art Regulativ für die großen Volksparteien, man denke an die Koalitionen, mal mit der CDU/CSU, mal mit der SPD, so ist diese Funktion in einer vielfältigeren Parteienlandschaft überflüssig geworden.

Schade für Europaabgeordente für den umtriebigen Michael Theurer, der sich in der letzten Legislaturperiode des Europischen Parlaments durch gute Arbeit hervorgetan hat, beispielsweise in der Donau-Strategie oder in der Handelskommission. Doch auch, wenn Theurer wieder den Sprung ins Parlament geschafft hat, wird seine Arbeit kaum autrichien, um der Partei wieder in die Spur zu verhelfen. Neue Köpfe wird die FDP ebenfalls kaum noch gewinnen können – was dann wohl endgültig das Ende einer der wichtigen Parteien des Nachkriegs-Deutschlands bedeutet. Resceat in pacem.

 

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