Der G 1+1+1+1+1+1+1 ist vorbei

Das wohl einzige Ergebnis dieser Megashow der politischen Kommunikation ist die Erkenntnis, dass Emmanuel Macron der Bundeskanzlerin Angela Merkel den Rang abgelaufen hat. Das war's auch schon.

Warum die beiden nicht einfach miteinander telefoniert haben? Das wäre deutlich günstiger als die Show in Biarritz gewesen. Foto: ScS EJ

(KL) – Lesen Sie ruhig einmal das Schlussdokument des G7-Gipfels durch, das nach dem Ende des Gipfels vom Elysee-Palast veröffentlicht wurde. Nein, keine Sorge, die Lektüre dauert nicht länger als 10 Sekunden, denn im Grunde gibt es nicht viel zu berichten. Nicht viel? Nichts! Abgesehen davon, dass die meisten Themen auf der Tagesordnung dem politischen Gemächtvergleich zwischen Emmanuel Macron und Donald Trump geopfert wurden, fand im menschenleeren und von weit über 10.000 Polizisten und Soldaten abgeriegelten Biarritz nicht viel statt. Mit deutlich über 30 Millionen Euro Kosten war das ganz schön teuer für eine Show der politischen Kommunikation, die außer den persönlichen Eitelkeiten des französischen und des amerikanischen Präsidenten nicht viel zu bieten hatte. Das allerdings hält die Anhänger des französischen Präsidenten nicht davon ab, ihren Helden zu bejubeln, als habe der gerade das Klima und den Weltfrieden gerettet.

Klimakatastrophe, Flüchtlingsproblematik, Syrien, Mann-Frau-Gleichstellung, wen interessiert’s? Auf jeden Fall nicht den französischen Präsidenten, der drei Tage lang mit breitem Colgate-Grinsen die Mikrophone monopolisierte und sich offenbar als einziger großartig amüsierte. Dass er nebenbei noch einen richtigen Erfolg verzeichnete, war eher ein Zufallsprodukt als beabsichtigt.

Sein Erfolg bestand darin, dass er gegen Angela Merkel einen kampflosen Sieg davon trug. In Biarritz klärte sich die Frage, wer sich künftig als „europäischer Führer“ aufspielen darf. Und das ist eindeutig Emmanuel Macron. Nicht etwa aufgrund irgendwelcher Leistungen oder Ergebnisse, sondern einfach, in dem er das machte, was er auch in Frankreich macht – Reden, in die Kameras strahlen und den Menschen das Blaue vom Himmel versprechen. Angela Merkel, müde, ohne jeden Elan, ohne Ideen und ohne Biss, saß daneben und schaute zu. So hat man die Kanzlerin noch nie erlebt, doch reflektiert ihre Haltung das, was gerade in Deutschland passiert – das Land steht kurz vor einer massiven Politik- und Wirtschaftskrise. Da bleibt man dann lieber still.

Und überhaupt, G7? Dort saßen neben Trump, Macron und Merkel am den Tisch ein Nicht-mehr-Regierungschef aus Italien, der für niemanden sprechen konnte und folglich schwieg, ein Noch-Europäer aus Großbritannien, dessen Anwesenheit ein ausgestreckter Mittelfinger für jeden aufrechten Demokraten war, ein höflich lächelnder Japaner, der vor allem da war, um seine Erdöl-Importe aus dem Iran zu sichern und ein kanadischer Regierungschef, der sich kopfschüttelnd fragte, wo er in Biarritz hineingeraten war.

Beim „Gegengipfel“ in Hendaye, der bis auf einige unmotivierte Polizeiübergriffe friedlich vonstatten ging, wurden die eigentlichen Themen des Gipfels besprochen. Die Themen, für die das Kommunikations-Duell Macron-Trump eben keinen Platz mehr ließ.

Ach doch, ein weiteres Ergebnis als die Wachablösung an der europäischen Spitze hat dieser Gipfel doch gehabt – er hat die bereits abgrundtiefe Kluft zwischen „denen da oben“ und „uns hier unten“ noch ein wenig weiter vertieft. Die 20 Millionen Euro, die man großherzig in die Rettung des Regenwalds investieren möchte, sollte man lieber nicht erwähnen. Wenn die Zukunft dieses Planeten den vermeintlich Mächtigen gerade mal die Hälfte ihres Wochenendes am Meer wert ist, dann sollte man tatsächlich lieber schweigen. Ehrlich, das war der Gipfel…

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