Der Griff in leere Kassen

Die Streikwelle, die Deutschland seit Anfang des Jahres überrollt, geht auch nächste Woche weiter. Doch langsam wird es nervig, denn die Gewerkschaft Ver.di versucht, leere Kassen zu plündern.

Und wieder bleiben nächste Woche Busse und Strassenbahnen in ihren Depots... Foto: burts / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 3.0

(KL) – Dass wir in schwierigen Zeiten leben, das weiß jeder. Das bekommt man nämlich bei jedem Einkauf im Supermarkt mit, wenn man sieht, wie wenig man noch für sein Geld bekommt. Gürtel enger schnallen, heißt es für die meisten, nur nicht für diejenigen, die in Berufen arbeiten, in denen sie das Land lahmlegen können und auch, im Gegensatz beispielsweise zu Pflegepersonal in den Krankenhäusern, bereit sind, dies zu tun, um für sich selbst einen satten Schluck aus der leeren Pulle zu erzwingen. Denn die teilweise unglaublichen Forderungen von Ver.di richten sich an Arbeitgeber, die öffentliche Gelder verwalten, also das Geld von Steuerzahlern, die überwiegend in Berufen arbeiten, in denen sie von Gehaltserhöhungen wie bei der Bahn, bei der Lufthansa oder jetzt im Öffentlichen Nahverkehr nur träumen können.

In der nächsten Woche wird es bundesweit wieder zu Warnstreiks im Öffentlichen Nahverkehr kommen, außer in Bayern, wobei jeden Tag woanders gestreikt werden soll und am 1. März soll es bundesweit rund gehen. Der Öffentliche Nahverkehr ist das Verkehrsmittel der Wahl für Berufspendler und dazu ein ökologischer Weg, um gegen den Klimawandel aktiv zu werden. Diesen nun so zu bestreiken, das ist eine Verantwortungslosigkeit der Gewerkschaft, der Ausdruck der Geringschschätzung anderer Arbeitnehmer und ein Anschlag auf die leeren öffentlichen Kassen.

Angesichts der Forderungen von Ver.di, die getrennt in den Bundesländern verhandelt werden, würde selbst GDL-Chef Claus Weselsky blass werden. Bis zu 20 % Lohn- und Gehalterhöhung werden beispielsweise in Brandenburg gefordert, dazu verkürzte Arbeitszeiten, mehr Urlaub oder Urlaubsgeld und natürlich die beliebte „Inflationsprämie“, in deren Genuss nur kommen kann, wer in der Lage ist, das Land lahmzulegen. Die Steigerung der Lebenshaltungskosten, das ist nur für die Idioten, die den Staat nicht erpressen.

Nur – woher kommt das Geld für diese Forderungen? Richtig, von denen, die unter diesen Streiks zu leiden haben, der Allgemeinheit. Denn weder die Bahn, noch die Lufthansa, noch der Öffentliche Dienst zahlen diese Gehaltserhöhungen und „Bonbons“ aus erwirtschaftetem Geld, sondern sie zwingen die Allgemeinheit, für diese völlig aus der Zeit gefallenen Forderungen aufzukommen.

Ver.di wird aufpassen müssen, um nicht das Image des „Erpressers“ zu erhalten. Denn die Gewerkschaft presst das Geld dort heraus, wo es gar nicht ist. Ein Arbeitskampf macht dort Sinn, wo Geld erwirtschaftet, aber unfair verteilt wird. Doch heutzutage finden Streiks dort statt, wo die Gewerkschaften wittern, dass sie genug Druck ausüben können, damit das Geld der Allgemeinheit an sie ausgeschüttet wird. Dass diese Vorgehensweise dringend benötigte Investitionen in Infrastrukturen verhindert und damit langfristig Arbeitsplätze gefährdet, was kümmert das die Gewerkschaften? Dass dieses Vorgehen inzwischen in der Bevölkerung ein Gefühl von Ungerechtigkeit auslöst, da diese nicht an solche erpressten „Geschenke“ kommt, was kümmert das die Gewerkschaften?

Was ebenfalls bedenklich ist, sind die Folgen für das so wichtige Instrument im Arbeitskampf, den Streik. Denn hier handelt es sich nicht um Arbeitskampf, sondern um Opportunismus und Gier, wie man sie außerhalb dieser Bereiche nicht findet.

Die Arbeitgeber, die solche Streiks eigentlich treffen sollen, werden von diesen kaum belastet. Belastet werden diejenigen, die weiterhin brav zur Arbeit pendeln, die ihre Autos abgeschafft und auf den Öffentlichen Nahverkehr umgestiegen sind, und dazu die Steuerzahler, die diese völlig überzogenen Forderungen bezahlen müssen. Das Vorgehen der GDL und von Ver.di könnte eines Tages dazu führen, dass das wichtige Streikrecht ausgehöhlt wird. Es wird höchste Zeit, dass die Gewerkschaftsführer noch einmal im Lexikon die Definition des Worts „Sozialpartner“ nachschlagen. Denn das sind sie leider nicht mehr.

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