Der Schengen-Raum wächst weiter

Anfang Januar wird Kroatien um 200 % europäischer. Das Land tritt der Euro-Zone und dem Schengen-Raum bei. Dafür, dass dies nicht für Rumänien und Bulgarien möglich ist, zeichnet Österreich verantwortlich.

Der kroatische Weg führte mitten hinein nach Europa. Foto: Lucyqwq / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 4.0int

(KL) – Für Kroatien ist der 1. Januar 2023 ein wichtiges Datum. Denn ab diesem Tag gilt in Kroatien der Euro und für EU-Bürger gehen die Grenzen auf – und Kroatien wird als gleichberechtigter Partner immer tiefer in die EU eingebunden. Das ist erfreulich, doch in Sofia und Bukarest gab es lange Gesichter. Einzig Kroatien wurde mit der so lähmenden Einstimmigkeit in den Schengen-Raum aufgenommen, Rumänien und Bulgarien wurden durch das österreichische „Nein“ ausgebremst.

Die Einbindung Kroatiens macht viel Sinn – so kommen in Kroatien 80 % der Waren und 75 % der Touristen aus der EU und das Land liegt auch auf keiner der großen Flüchtlingsrouten. Das war auch das Argument Österreichs, dessen Innenminister Gerhard Karner erklärte, dass Österreich in diesem Jahr bereits 100.000 illegale Grenzübertritte von Flüchtlingen verzeichnet hat, die zuvor nicht von den Ländern registriert worden waren, in denen sie die EU betreten hatten. Diese Flüchtlingsrouten durchqueren teilweise Bulgarien und Rumänien und beide Länder können dieses Phänomen nicht in den Griff bekommen.

Speziell Bulgarien befindet sich mit seiner Grenze zur Türkei unter ständigem Druck, nämlich jedes Mal, wenn Erdogan in Ankara hustet und Europa damit droht, die Grenzen für die Flüchtlinge zu öffnen. Dafür, dass er es nicht tut, zahlt ihm die EU Milliarden, aber das hält Erdogan nicht davon ab, häufig weiter mit Flüchtlingswellen zu drohen.

Dass Rumänien den Eintritt in den Schengen-Raum (noch) nicht geschafft hat, dürfte ebenfalls an der Geographie liegen. Rumänien befindet sich als Nachbar Moldaus in einer brenzligen Lage, denn mit den Spannungen um Transnistrien erinnert man sich daran, dass auch Rumänien unmittelbar vom Ukraine-Konflikt betroffen ist. Angesichts weiterer zu erwartender Flüchtlingsströme ist die Aufhebung von Grenzkontrollen vielleicht wirklich nicht die richtige Maßnahme in einer solchen Situation.

Die Freude in Zagreb ist regelrecht wohltuend zu einer Zeit, in der die EU an zahlreichen Stellen und leider zurecht in Frage gestellt wird. Diese kroatische Freude und der Stolz, Europäer zu sein, erinnert uns daran, dass die europäische Idee eigentlich großartig ist. Dass die europäischen Institutionen gerade dabei sind, diese Idee an die Wand zu fahren, werden die Kroaten schnell merken und wer weiß, vielleicht ist ihre Freude über Europa auch ein wenig ansteckend. Wünschenswert wäre das.

So sehr einen dieser Termin für Kroatien freut, ein durch und durch europäisches Land, so sehr muss man sich die Frage stellen, ob die Brüsseler Beamten eigentlich momentan nichts Wichtigeres zu tun haben als die Ausgestaltung der letzten und nächsten EU-Erweiterungen. Aber so oder so, herzlich willkommen, Kroatien, in der Euro-Zone und dem Schengen-Raum!

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