Der Widerstand organisiert sich

Die Stimmen in Straßburg, die eine Schließung der Neonationalisten-Bar „Arcadia“ fordern, werden immer lauter. Die Haltung des Präfekten ist allerdings völlig unverständlich.

Die Stimmen, die eine sofortige Schliessung des "Arcadia" fordern, werden immer lauter. Foto: Eurojournalist(e)

(KL) – Seit Wochen sorgt eine neue Bar in Straßburg für Ärger. Ultrarechte Kräfte, die sich stolz unter der Fahne der griechischen Neofaschisten der „Goldenen Morgenröte“ zeigen, haben im Quartier Esplanade eine Bar eröffnet, eine Art Basis für ultrarechte Wirrköpfe – und in Straßburg wollen alle, dass diese Rechtsextremen schnell wieder verschwinden. Es gibt Demonstrationen, OB Roland Ries fordert in einem Brief an den Präfekten die Schließung des “Arcadia”, die Bewohnerinnen und Bewohner des Quartiers sind empört – doch einen stört die Anwesenheit der Ultrarechten nicht: Der Präfekt ließ OB Ries wissen, dass er keinerlei Anlass sieht, diese Bar wieder zu schließen. Selbst die aus dieser Bar heraus begangenen Gewalttaten scheinen ihn nicht weiter zu beunruhigen. Staatlicher Schutz für den rechtsextremen und gewaltbereiten Nachwuchs?

Über 600 Demonstranten und fast ebenso viele Polizisten trafen sich am Samstag zur zweiten Demonstration, auf der die sofortige Schließung dieses Nests für rechtextreme Kräfte gefordert wurde. Dabei interessierten sich die Polizeikräfte mehr dafür, wer da demonstriert – gefilmt wurden die Demonstranten, nicht aber die Rechtsextremen, die während der Demonstration wie Besatzer im Quartier patrouillierten – die Sympathien des Staats scheinen eindeutig verteilt zu sein.

Ebenso wie am Abend der Eröffnung des „Arcadia“ kam es auch am Samstagabend zu gewalttätigen Übergriffen aus dieser neuen rechtsextremen Struktur heraus. Wurde am Abend der Eröffnung noch ein Algerier in der Innenstadt zusammengeschlagen, traf es gestern einen Tramfahrer, der den Ärger der Rechtsextremen abbekam. Doch das scheint weniger zu beunruhigen als die Demonstranten, die friedlich für die sofortige Schließung dieses Schandflecks für Straßburg auf die Straße gehen.

„Hört auf, darüber zu berichten“, sagt man uns, „ihr macht doch nur Werbung für die…“ – diese Kritik kommt vor allem aus den Reihen derjenigen, die am Samstagnachmittag im Warmen sitzen und in aller Ruhe abwarten, dass sich die den Neofaschisten nahe stehenden Kräfte in der Europahauptstadt etablieren. Nein, man muss darüber berichten, laut und deutlich, denn andernfalls gibt es keinen Widerstand mehr gegen den Einzug dieser Kräfte in der Stadt. Dank umfangreicher Berichterstattung aller Medien aus der Region wächst der Widerstand. Am Samstag waren es bereits doppelt so viel Demonstranten als bei der ersten Demonstration.

Wer weiß, wenn dieser Widerstand weiter wächst, dann entschließt sich vielleicht auch irgendwann der Präfekt, seine schützende Hand über den Rechtsextremen wegzunehmen. Damit dieses ultrarechte Krebsgeschwür endlich aus der Stadt entfernt werden kann. Und vielleicht auch, bevor sich die Bewohner des Quartiers Esplanade selbst darum kümmern.

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