Die Bibel – vulgär und gewalttätig?

Ein Schuldistrikt im US-Bundesstaat Utah, eigentlich eher bekannt als fundamentalistische Mormonen-Hochburg, verbietet die Bibel in Grund- und Mittelschule.

Nee, echt jetzt? Die Bibel eine pornographische Schrift? Foto: Joshua Keller / Wikimedia Commons / CC-BY 2.0

(KL) – Vielleicht sollten wir doch etwas genauer hinschauen, wessen Leitkultur wir um Westen kritiklos übernehmen. Die USA, unser „großer Bruder“, ist aus so vielen Gründen alles andere als ein Vorbild und jetzt kommt noch ein weiterer Grund hinzu. Im Bezirk Davis County im Mormonen-Staat Utah lässt die Bibel aus den Schulbüchereien in Grund- und Mittelschulen entfernen. Grund: Einige Eltern hatten sich beschwert, dass die Bibel „eines der sexgeladendsten Bücher überhaupt“ sei.

Die um die moralische Unversehrheit ihrer Kinder besorgten Eltern (von denen sicherlich viele Schußwaffen daheim haben…) haben entdeckt, dass die Bibel ein ganz schön scharfes Buch ist, in dem sie „Inzest, Masturbation, sexuelle Handlungen mit Tieren, Prostitution, Genitalverstümmelung, Oralverkehr, Dildos, Vergewaltigung und sogar Kindsmord“ entdeckt haben.

Das man einfach so Bücher aus Schulbüchereien entfernen kann, ist in Utah seit 2022 möglich, als ein entsprechendes Gesetz erlassen wurde. Doch sollte sich dieses Gesetz wohl eher auf den „Playboy“ als auf die Bibel beziehen. Zwar kam eine Kommission zu dem Ergebnis, dass man die Bibel dann doch nicht komplett verbieten kann, da sie nicht pauschal als pornographische Schrift eingestuft werden kann, doch soll künftig das Buch der Bücher erst Jugendlichen ab der High School zugänglich gemacht werden.

Die amerikanische Gesellschaft, die auch noch eine der gewalttätigsten Gesellschaften der Welt ist, dreht nun immer weiter ab. In den bigotten USA, in denen ganze Landstriche Namen wie „Bible Belt“ tragen, ist es unerhört, dass Kindern und Jugendlichen der Zugang zur omnipräsenten Religion verwehrt wird, weil das dieser Religion zugrunde liegende Buch als „am Rande zur Pornographie“ betrachtet wird. In einem Land, in dem die Lehrer in etlichen Staaten gehalten sind, die Darwin’sche Lehre zu verschweigen, sondern stattdessen nur die christliche Schöpfungsgeschichte zu lehren, könnte das problematisch werden. Denn diese Schöpfungsgeschichte steht in der Bibel. Und die ist ja pfui für Kinder.

Wo man Bücher verbietet und verbrennt, gehen in der Folge die jeweiligen Gesellschaften vor die Hunde. Man muss nicht selber gläubiger Christ sein, um zu verstehen, dass unser jüdisch-christlicher Kulturkreis auf diesem Buch beruht, der Grundlage des christlichen Glaubens. Die Menschen in den USA werden verrückt, die Menschen in Utah noch mehr und um die Menschen im Davis County sollte man lieber einen großen Bogen machen. Damit niemand aus Versehen in diese Gegend fährt – das Davis County liegt im Norden der Mormonen-Metropole Salt Lake City. Schönen Sonntag.

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.

*



Copyright © Eurojournaliste