Die kalten Füße der Theresa May

Die britische Premierministerin Theresa May organisiert am 8. Juni vorgezogene Neuwahlen in Großbritannien. So ganz sicher scheint sie sich mit dem „Brexit“ doch nicht zu sein.

Kein Wunder, dass Theresa May langsam kalte Füsse bekommt... Foto: Phulvar / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 3.0

(KL) – Die britischen Populisten sind, eigentlich wie alle Populisten überall, ziemliche Schwachköpfe. So haben die britischen Populisten für ihren „Brexit“ alles auf eine Karte gesetzt, davon ausgehend, dass die EU nicht merkt, wo der Hase langläuft. Der „Erfolg“ des „Brexit“ hing vom Timing ab. Hätte die EU, wie von den britischen Populisten geplant, den britischen Zeitplan akzeptiert, hätte es mit dem „Brexit“ klappen können. Doch da hat die EU nicht mitgespielt. Und nun werden die Karten neu gemischt.

Hätte, ja hätte die EU akzeptiert, die Verhandlungen zum „Brexit“ parallel mit den Verhandlungen über ein neues Freihandelsabkommen zwischen Großbritannien und der EU zu führen, dann hätten May, Farage & Co. ihr Ding durchziehen können. Doch der Europäische Rat hat dieses Manöver durchschaut und sich geweigert, diese Verhandlungen parallel zu führen. Erst die Verhandlungen über den Brexit und dann – schaun mer mal. Und schon stürzte das Kartenhaus des „Brexit“ in sich zusammen.

Denn – ohne ein neues Freihandelsabkommen mit der EU droht die britische Wirtschaft einzubrechen. Das britische Finanzministerium selbst hat ein entsprechendes Szenario erstellt, aus dem hervorgeht, dass beim „Brexit“ ohne ein neues Freihandelsabkommen die britische Wirtschaft um 7,5% schrumpfen wird. In Zeiten, in denen „Wachstum“ und „Beschäftigung“ Hand in Hand gehen, würde das für Großbritannien eine deutlich höhere Arbeitslosigkeit, höhere Sozialausgaben und eine echte Wirtschaftskrise bedeuten.

Neben diesen „Kleinigkeiten“ hat wohl inzwischen auch Theresa May gemerkt, dass sie gerade dabei ist, das Vereinigte Königreich in seine Bestandteile zu zerlegen. Schottland könnte unabhängig und Mitglied der EU werden, die irische Frage flackert wieder auf und da bei all diesen Problemen eigentlich kein einziger Vorteil eines „Brexit“ erkennbar ist, braucht Theresa May eine ganz andere Unterstützung für ihre Pläne als sie heute hat.

Und plötzlich geht die Tür für all diejenigen in Großbritannien auf, die gegen den „Brexit“ gestimmt haben – es reicht, am 8. Juni die Konservativen abzuwählen, um den „Brexit“ zu verhindern. Das wäre dann der richtige Zeitpunkt, gemeinsam mit den Briten ein neues europäisches Modell zu entwickeln, ein gemeinsames Europa, das auf gemeinsamen Werten basiert und in dem all diejenigen dabei sind, die bereit sind, diese Werte zu teilen. Eine gute Nachricht – der „Brexit“ ist noch lange nicht durch…

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