Die Lösung! Der „selektive Brexit“!

Nachdem die neue britische Europaabgeordnete Ann Widdecombe (Brexit Party) den Brexit als den „Aufstand der Sklaven gegen ihre Besitzer“ bezeichnet hat, bleibt nur noch der „selektive Brexit“ als Lösung.

Auf der Karte schön zu erkennen - Wales, das künftige, von Brexiteers bewohnte "Kleinbritannien", der Rest der Insel bleibt in der EU. Heureka! Foto: Wikimedia Commons / CC-BY-SA 3.0

(KL) – Das ist die Lösung! Nach drei Jahren des Herumgestochers in ihrem selbst angerichteten Brexit-Drama, aus dem die Briten einfach nicht mehr herauskommen, obwohl die Umfragen zeigen, dass inzwischen rund 60% der Briten für einen Verbleib in der EU wären, können wir heute den Briten endlich den richtigen Weg aufzeigen. Den „selektiven Brexit“, bei dem Wales (Wales war schließlich der einzige Landesteil Großbritanniens neben England, der für den Brexit gestimmt hatte) für alle reserviert wird, die unbedingt die EU verlassen wollen, mit einer hohen Mauer rings herum (finanziert von der Donald Trump Inc.) und der Rest Großbritanniens bleibt einfach in der EU. Zack, Problem gelöst. Im beiderseitigen Einvernehmen.

Es gibt inzwischen Briten, die möchte man auch gar nicht mehr in der EU sehen – deren Ausstieg aus der EU wäre also sogar richtig wünschenswert. Leute wie Theresa May, David Cameron, Nigel Farage, auch Jeremy Corbyn und Ann Widdecombe wollen wir in Europa tatsächlich nicht mehr haben. Ann wer? Ann Widdecombe, Europaabgeordnete der Brexit Party, gehört zu den geifernden Furien, der man am liebsten jemanden wie Beatrix von Storch als Reisepartnerin in den Himalaya mitgeben würde. Wer sich im Europaparlament hinstellt und behauptet, der Brexit sei wie der „Aufstand von Sklaven gegen ihre Besitzer“, dem fehlt es nicht nur an historischen Kenntnissen darüber, was der größtenteils von Briten organisierte Sklavenhandel war, sondern auch an Respekt für ihren Arbeitgeber, die 500 Millionen Europäerinnen und Europäer und deren gewähltes Parlament.

Wer gedacht hatte, die Briten hätten uns mit der verstörenden und verstörten Theresa May bereits das Schlechteste kredenzt, was die britischen Inseln zu bieten haben, der sieht sich angesichts von Ann Widdecombe eines Besseren belehrt. Das, was aus Großbritannien zu uns herüberschwappt, lässt einen wirklich an der geistigen Verfassung unserer britischen Freunde zweifeln. Immerhin, irgendjemand muss diese schreckliche Person ja gewählt haben!

Aber – zurück zur Lösung, zum „selektiven Brexit“. Wales ist groß genug, um die rund 40 % Brexit-Verfechter aufzunehmen und eine Hauptstadt hätte dann das neue „Klein-Britannien“ auch: Cardiff! Rund um Wales herum baut dann die Donald Trump Inc. eine Mauer, gerne sehr hoch, und an ein paar Stellen richten wir zusammen eine neue EU-Außengrenze ein. Der Rest des früheren „Großbritanniens“ bleibt dann in der EU, während die kleinbritannischen Nationalisten zusammen lauwarmes Bier schlürfen und Nieren in Pfefferminzsauce genießen können.

Damit sollten dann alle zufrieden sein und die wirtschaftlichen und politischen Schäden des Brexit könnten reduziert werden. Klar, schade um Wales, aber irgendwo auf den britischen Inseln muss ja Platz für die Brexiteers sein und da drängt sich Wales geradezu auf. Erstens kann man weder den Engländern, noch den Schotten und schon gar nicht den Iren diese Meute nationalistischer Fanatiker zumuten, also sollte man den Landesteil nehmen, der ohnehin mehrheitlich für den Brexit gestimmt hat. Und Wales ist ja auch nicht aus der Welt! Es reicht dann, rechtzeitig bei der kleinbritannischen Botschaft (klar doch, wir werden mit denen auch diplomatische Beziehungen unterhalten…) ein Visum zu beantragen und dann kann man weiterhin die neolithischen Überbleibsel in Bryn Celli Ddu oder die beiden einzigen Römerstädte in Wales, Caerwent und Carmarthen besuchen. Ein gutes Rugby- und Fußball-Team haben die künftigen Kleinbritannier auch und unter Brexiteers wird man sich sicher darauf verständigen können, den walisischen Löwen durch den Union Jack zu ersetzen.

Einreiseverbot in die EU wird es dann für die oben genannten Personen geben und man darf gespannt sein, wie lange sich Kleinbritannien mit ein paar Kohletagwerken und Salatplantagen über Wasser halten wird. Doch die kleinbritannischen Brexiteers sind harte Burschen und Mädels und werden sich sicher eine Weile mit Kohle, Salat, Fischen und Regenwasser durchschlagen können.

Das wäre doch eine faire Lösung. Wer ‚raus will aus der EU, der wird eben Kleinbritannier und wer lieber in der EU als dem größten Friedensprojekt in der Geschichte unseres Kontinents bleiben will, der bleibt eben in Großbritannien und der EU. Also ehrlich, dass da noch niemand vorher drauf gekommen ist!

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