Die schönsten Wochen des Jahres…

… sind die Wochen im Urlaub. Doch dieses Jahr könnte vor allem die Rückkehr zäh werden, wenn es nach den Plänen von Gesundheitsminister Spahn geht. Der will die Regeln für Rückkehrer verschärfen.

Gibt es künftig eine allgemeine Testpflicht für ALLE Reiserückkehrer? Foto: P.Fisxo / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 4.0int

(KL) – Gesundheitsminister Jens Spahn schlägt vor, künftig ALLE Reiserückkehrer systematisch zu testen, auch diejenigen, die nicht per Flugzeug nach Deutschland zurückkehren. Abgesehen von einer schier nicht zu bewältigenden Test- und Kontroll-Logistik, trifft der Vorschlag von Jens Spahn auf heftige Kritik. Wäre es da nicht einfacher gewesen, nicht monatelang zu erzählen, dass bis zu den Sommerferien alles OK sei und die Menschen auf Reisen quer durch die Welt zu schicken?

Laut einem Bericht der generell gut informierten Funke Mediengruppe will Spahn künftig alle Reiserückkehrer testen lassen, gleich, ob diese per Flug, Zug, Fahrrad, zu Fuß oder mit dem Auto aus dem Urlaub zurückkehren. Angesichts der explodierenden Inzidenzen in den meisten Urlaubsregionen ist das zwar nachvollziehbar, doch stellt sich erneut die Frage, warum man die Menschen in den Urlaub schickt, wenn man weiß, dass die Inzidenzen in den Urlaubsgebieten dramatisch ansteigen. Aktuell werden die Risikogebiete wöchentlich neu definiert, wobei selbst die Einstufungen durch das Robert-Koch-Institut (RKI) nicht immer nachvollziehbar sind. Allerdings sind diese Einstufungen ausschlaggebend für die Maßnahmen, die danach auf politischer Ebene getroffen werden.

Dass Urlaub in Regionen mit Massentourismus nicht „sanitär sicher“ organisiert werden kann, dürfte wohl jedem klar sein. Ballermann-Orgien führen ebenso zu Masseninfektionen wie Diskothekenbesuche und andere Großveranstaltungen, was man momentan täglich aus den verschiedenen Ländern mitbekommt. Es mag nachvollziehbar sein, dass die Regierungen keine Lust verspürten, ihren Bürgerinnen und Bürgern das Reisen in diesem Sommer zu untersagen, da man Ausbrüche von Massenwut befürchtete. Nur – mit der Strategie, alle erst einmal in Urlaub zu schicken und dann zu schauen, wie sich die Lage entwickelt, haben wir alle zusammen eine „vierte Welle“ losgetreten, die auch nur das Vorspiel zur „fünften“, „sechsten“ und „siebten“ Welle ist.

Dazu kommt, dass sich bereits ein reger Handel mit gefälschten Test-Zertifikaten gebildet hat, was die Zuverlässigkeit dieser Strategie massiv in Frage stellt. Und ebenfalls unklar ist, warum man solche Ideen, Vorstöße und Strategien nicht europaweit bespricht und dann auch europaweit umsetzt. So entsteht nicht mehr als ein Patchwork aus hilflosem Aktionismus, der kaum dazu beitragen kann, diese Pandemie zu bekämpfen.

Selbst in der Regierungskoalition sind die Pläne Spahns hoch umstritten. So scheint sich Justizministerin Christine Lambrecht nicht mit diesem Vorschlag anfreunden zu können. Nicht etwa, weil auch diese Maßnahme die Pandemie weder stoppen, noch eindämmen kann, sondern weil sie eine solche Test-Strategie für „unverhältnismäßig“ hält. Angesichts der politischen Streitereien um die richtige Vorgehensweise auf nationaler Ebene versteht man, warum es keinerlei Hoffnung gibt, diese Pandemie auf europäischer Ebene wirkungsvoll bekämpfen zu können. Doch der Flickenteppich von Restriktionen, lokalen Maßnahmen, hilflosen Appellen zeigt nur, dass wir alle zusammen die Kontrolle über die Situation verloren haben. Verantwortlich für diese falschen Ansätze wird am Ende niemand sein, höchstens die Impfzweifler, denen man die Verantwortung für alles aufbürden wird, was nun passiert. Der Rest ist nicht mehr als politische Kommunikation in Wahlkampfzeiten.

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