Die spinnen, die Briten

Queen Elisabeth II. musste gestern vor dem Unterhaus das „Regierungsprogramm“ ihres Regierungschefs Boris Johnson verkünden.

Arme Queen... gestern musste sie faktisch das Ende des Vereinten Königreichs verkünden... Foto: ScS EJ

(KL) – Wie muss sich gestern die Queen gefühlt haben, als sie in vollem Ornat vor dem Unterhaus das Programm des Politclowns Boris Johnson verkünden musste? Das, was sie dort vorlesen musste, war nicht mehr und nicht weniger als die Verkündung des Endes des Vereinten Königreichs. Denn nach dem von ihr wie ein Naturereignis angekündigten Brexit am 31. Oktober wird sich dieses Vereinte Königreich in seine Bestandteile auflösen.

Diese Thronrede vor dem britischen Parlament hat Tradition. Nach der Herbstpause verliest die Queen das Regierungsprogramm und das fällt dieses Jahr ziemlich heftig aus. „Die Umsetzung des Brexit am 31. Oktober hat Priorität für die britische Regierung“, musste sie vorlesen und sie tat dies mit eiserner Miene.

Dieses „Regierungsprogramm“, der wohl größte politische Blödsinn, den der Inselstaat je erlebt hat, ist das Ergebnis der Manipulationen gewissenloser Neonationalisten, durchgeboxt von einem Regierungschef, der nie von irgendjemandem demokratisch gewählt wurde, basierend auf einem von Lügen und Manipulation gefälschten Referendum, das unter illegalen Bedingungen durchgeführt wurde. Doch durch diese Thronrede erhält der Brexit eine Art höhere Weihe, der Brexit scheint inzwischen unumgänglich geworden zu sein.

Selbst die lange erhobene Forderung nach einem „Last Say Referendum“, also einer zweiten Abstimmung, ob dieser Brexit tatsächlich stattfinden soll oder nicht, spricht keiner mehr. Tories und Labour haben Großbritannien in eine Situation manövriert, aus der es wohl keinen Ausweg mehr geben soll. Und nun erreichen wir den Punkt, an dem man die Briten dann eben ziehen lassen sollte, ohne irgendwelche Zugeständnisse und ohne weitere Fristverlängerungen oder Verhandlungen. Diese Briten will ohnehin niemand mehr in der EU haben – die britische Politik hat ihr Land auf lange Jahre hinaus als ernstzunehmenden Partner diskreditiert.

Der Wahnsinn ist zur „Normalität“ aufgewertet worden, die Irreführung der Wählerinnen und Wähler ein anerkanntes Mittel, um politische Ziele durchzusetzen. Das allerdings funktioniert nur, weil alle mitmachen, inklusive der Queen. Der Verweis auf Traditionen nützt wenig in einer Situation, in der Verblendete (mit Erfolg!) versuchen, die Einheit des Vereinten Königreichs zu zerstören und ihrem Land riesigen Schaden zuzufügen.

Es wäre Aufgabe der Briten gewesen, die Camerons, Mays, Johnsons und Corbyns vom Hof zu jagen, doch sie haben es nicht getan. Doch wenn die Briten selbst ihr Königreich nicht vor dem Zerfall retten wollen, dann kann es auch nicht die Verantwortung der EU sein, dies für die Briten zu tun.

Der Schaden, den die Brexiteers bereits angerichtet haben, ist immens. Es wird lange, lange Jahre dauern, bis wieder irgendjemand der britischen Politik traut. Die Brexiteers wollten sich selbst managen, weil sie davon ausgehen, dass sie dies so viel besser ohne die EU können? Dann, Ladies and Gentlemen, viel Spaß dabei! Wer sein Schicksal in die Hände von Politclowns wie Boris Johnson legt, der ist bereits so weit entfernt von Gut und Böse, dass er ohnehin nichts mehr in der EU zu tun hat. Bye, bye, Great Britain and good luck. You’ll be needing it.

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