Jetzt bloß keinen Brexit…

Da grinsen selbst die Engel - die Arbeitslosigkeit in Frankreich sinkt deutlich! Foto: Victor Grigas / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 4.0int

(KL) – Die Zahlen sprechen für sich – im 2. Quartal ist die Arbeitslosigkeit in Frankreich im Vergleich zum 1. Quartal des Jahres um 0,3 % gesunken. 74000 Arbeitssuchende weniger stehen in den Statistiken des Arbeitsmarkts und die Arbeitslosenquote rutscht zum ersten Mal seit langem unter die magische 10 %-Grenze – und liegt nun bei 9,9 %. Das hatte es seit vier Jahren nicht mehr gegeben und diese positive Entwicklung ist ein sicheres Anzeichen für einen Aufschwung.

Die Zahlen haben selbst das nationale Statistikinstitut INSEE überrascht, das mit einem Rückgang der Arbeitslosigkeit um 0,1 % gerechnet hatte – es geht also definitiv aufwärts mit der Konjunktur in Frankreich. Zumal diese erneute Verbesserung der Lage auf dem Arbeitsmarkt eine Tendenz bestätigt, die 2015 zaghaft eingesetzt hatte – als das Ansteigen der Arbeitslosigkeit gebremst werden konnte. Besonders erfreulich ist, dass die Gruppe, die am meisten von dieser Verbesserung profitiert, die Jugendlichen sind – in dieser Gruppe beträgt der Rückgang der Arbeitslosigkeit 0,4 % im 2. Quartal 2016.

Die vielfach kritisierten Maßnahmen der Regierung scheinen nun doch zu greifen – wie beispielsweise das Programm einer beruflichen Qualifikation für 500 000 Arbeitssuchende oder auch andere Programme wie die Liberalisierung des Marktes für Fernbusse; auch in diesem Bereich sind relativ schnell etliche Arbeitsplätze entstanden.

Für die französische Regierung sind diese Zahlen überlebenswichtig, denn Präsident Hollande hatte eine erneute Kandidatur von der Entwicklung des Arbeitsmarkts abhängig gemacht. Zwar wird er seine beim Amtsantritt 2012 formulierten optimistischen Ziele weit verfehlen, doch wäre bereits eine nachhaltige Umkehrung der Arbeitslosenkurve ein echter Erfolg. Ein Erfolg, den momentan eigentlich nur der Brexit in Frage stellen könnte. Denn die Entwicklung des Arbeitsmarkts hängt natürlich stark vom Wirtschaftswachstum ab und dieses könnte im Falle eines Brexits zwischen 0,2 und 0,7 %, je nach Land, absinken. Und das wäre Gift für diese positive Entwicklung am Arbeitsmarkt in Frankreich.

Und schon gibt es einen Grund mehr, sich in aller Ruhe Gedanken zu machen, ob der Brexit, den gerade so viele in Europa beschleunigen wollen, wirklich so eine gute Idee ist. Auch François Hollande müsste eigentlich zu denjenigen gehören, die auch eher auf die Bremse treten sollten, wenn es um den Brexit geht. Denn sollte dieser tatsächlich schnell eingeleitet werden(was zum Glück nicht der Fall sein wird…), würde er die ganzen Anstrengungen der Arbeitsmarktprofis zunichtemachen.

Der Aufschwung in Frankreich ist ein zartes Pflänzchen, das gehegt und gepflegt werden muss!