Die TV-Debatte, die keine TV-Debatte war…

Am Montagabend kam es im französischen Fernsehen zu einer TV-Debatte, die gar keine Debatte war, sondern eine Aneinanderreihung arroganter Monologe von 8 Kandidaten.

Selbst den Kameraleuten standen am Montagabend die Haare zu Berge... Foto: Holger.Ellgaard / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 3.0

(KL) – Der französische Präsidentschafts-Wahlkampf findet auf einem Niveau statt, der den Begriff „Niveau“ eigentlich nicht mehr verdient. Doch beginnen wir mit dem Positiven an der „TV-Debatte“ am Montagabend. Anders als bei den üblichen französischen TV-Debatten wurde eben nicht debattiert, gebrüllt und sich gegenseitig übertönt, sondern jeder der acht eingeladenen Kandidaten hatte ein Zeitfenster, in dem er oder sie alleine auf die Fragen der Journalisten antwortete. Untereinander wurde nicht diskutiert. So kam zwar jeder zu Wort, doch die Art und Weise, wie sich diese acht Kandidaten (warum eigentlich wurden 4 Kandidaten nicht eingeladen, obwohl sie in den Umfragen auch nicht schlechter als beispielsweise die PS-Kandidatin Anne Hidalgo liegen?) dem französischen Fernsehpublikum präsentierten, spottete jeder Beschreibung.

Alle Vorstellungen der Kandidaten und Kandidatinnen war bis ins letzte Detail durchchoreographiert, Gesten und Mimik hatten etwas Unwirkliches, da jedes Detail klar zu dick aufgetragen war. Die Fragen drehten sich um die Ukraine, um das Renteneintrittsalter und auch um die explodierenden Benzinpreise. Wirkliche Antworten hatte keiner der Kandidaten, dafür gaben sich alle viel Mühe, schlau und sympathisch zu wirken, was aber letztlich keinem gelang. Der politische Diskurs hat in Frankreich einer reinen „Personality Show“ und der weitgehend sinnentleerten Wiederholung von Slogans Platz gemacht. Und diejenigen Fernsehzuschauer, die so mutig waren, die Sendung bis zum Ende anzuschauen, kamen gemeinsam zu der Feststellung, dass der nächste Präsident oder die nächste Präsidentin der Aufgabe in schwierigen Zeiten nicht gewachsen sein wird.

Da machen Politiker von gestern und vorgestern Versprechungen, von denen jeder weiß, dass diese nicht gehalten werden, es sind die immer gleichen Gesichter, die sich nach Jahrzehnten in den verschiedensten Regierungspositionen immer noch als „Hoffnungsträger“ aufführen, wobei jedem klar ist, dass keiner von ihnen das Zeug hat, Frankreich durch die nächsten fünf Jahre zu führen, auch nicht der amtierende Präsident Macron.

Macron feierte sich erneut als wichtigen Staatsmann, der er allerdings nur für die Franzosen ist, die ihn immer noch für einen Weltenlenker halten, während der Rest der Welt begriffen hat, dass es sinnlos ist, mit Macron zu diskutieren, da es diesen offenbar um nicht viel mehr als seine Selbstdarstellung als göttlich inspirierter König von Frankreich, Europa und dem Rest der Welt geht.

Diejenige, die als seine schärfste Herausforderin gehandelt wurde, die Konservative Valérie Pécresse, disqualifiziert sich mittlerweile bei jedem öffentlichen Auftritt weiter und stürzt gerade in den Umfragen ab. Mit ihrer überdrehten Gestik schafft sie es auch nicht, die ihr von den Journalisten vorgehaltenen Ungereimtheiten in ihren politischen Aussagen zu entkräften und da sie ziemlich viel erzählt, muss sie auch sehr viele Ungereimtheiten erklären, was nicht immer gelingt.

Die anderen Kandidaten, die beiden rechtsextremen Marine Le Pen und Eric Zemmour, konnten wenigstens ihre Positionen zum Besten geben, wobei man den Franzosen nur wünschen kann, dass keiner von den beiden Präsident wird, denn dann würde es nationalistisch-chaotisch werden.

Die „linken“ Kandidaten, zwischen dem Grünen Yannick Jadot, der ein ergreifendes Statement FÜR die Atomkraft abgab, dem greisen Jean-Luc Mélenchon, der mit 72 Jahren immer noch denkt, dass er die Zukunft Frankreichs darstellt, der Sozialistin Anne Hidalgo, die in den Umfragen inzwischen bei 1 % angekommen ist, dem Kommunisten Fabien Roussel, bei dessen Ansprache man nicht einmal verstand, wovon er gerade sprach, geben alle zusammen ein Bild ab, das exakt dem aktuellen Zustand der französischen Linken entspricht – jämmerlich.

Das politische Spitzenpersonal Frankreichs ist nicht viel mehr als der Offenbarungseid der V. Republik. Doch für die französischen Wähler bleibt die Gretchenfrage: Wen soll man wählen, wenn kein einziger der Kandidaten das Zeug hat, Frankreich durch die nächsten 5 Jahre zu bringen?

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