Die UEFA regiert jetzt Europa

Nun geht auch Großbritannien vor der UEFA in die Knie und hebt die Covid-Maßnahmen für die VIPs der UEFA bei den Finalspielen auf. Was zählen schon Menschenleben, wenn es um Werbeeinahmen geht?

Das Wembley-Stadion in London, der perfekte Ort für drei Superspreader-Events. Findet die UEFA. Foto: Jonmolo / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 4.0int

(KL) – An diese EURO 2021 werden wir uns noch lange erinnern. Nicht nur, dass der Kontinentalverband diese Europameisterschaft im Reisezirkus-Format organisiert, als gäbe es keine Pandemie, nein, die UEFA zwingt auch die Regierungen, ihre Covid-Maßnahmen für die finanzierenden Geldsäcke dieses Spektakels außer Kraft zu setzen. Doch für solche Vorgehensweisen braucht es immer zwei – einen, der erpresst und einen anderen, der sich erpressen lässt. Wie Boris Johnson seinen Landsleuten erklären will, warum sie seit anderthalb Jahren sanitäre Maßnahmen und Lockdowns ertragen müssen, die dann aber für 2500 Ehrengäste der UEFA aufgehoben werden, wird spannend.

Gerade erst musste Großbritannien geplante Lockerungen verschieben, da werden die VIPs der UEFA von den Quarantäneregeln auf der britischen Insel ausgenommen. Damit verlieren alle zusammen auch den letzten Rest an Glaubwürdigkeit. Die UEFA, die sich seit Jahren vor allem durch Korruptions-Skandale auszeichnet, braucht sich um das Thema „Glaubwürdigkeit“ ohnehin nicht zu kümmern – sie hat keine mehr. Sie organisiert gerade einen wochenlangen Superspreader-Event in ganz Europa, der zwangsläufig in vollen Stadien zu zahlreichen Ansteckungen und in der Folge wahrscheinlich zu Todesfällen führen wird. Der britischen Regierung hingegen werden ihre Landsleute wohl nie wieder etwas glauben, es sei denn, Boris Johnson könnte nachweisen, dass Ehrengäste der UEFA per Definition gegen das Virus immun sind. Vor allem gegen die Delta-Variante, die gerade auf der Insel grassiert.

Dass Geld die Welt regiert, ist nicht neu. Doch dass man jetzt Menschenleben und seit 17 Monaten andauernde solidarische Maßnahmen außer Kraft setzt, damit sich die UEFA die Taschen füllen kann, das geht definitiv zu weit. Ein Abbruch dieser jämmerlichen Veranstaltung, bei der Neonazi-Hooligans in Stadien geduldet werden, aber eine Kapitänsbinde in Regenbogenfarben zu einem Ermittlungsverfahren führt, wäre die einzig richtige Entscheidung.

Aber so bekommen wir das, was uns die Regierungen und die UEFA zugedacht haben: Zwischen zwei Lockdowns gibt es ein wenig Brot und Spiele, danach wird man ganz erstaunt feststellen, dass die Pandemie wieder mit voller Wucht losgeht und dann wird bedauernd alles wieder auf Null gefahren. Egal, Hauptsache, die UEFA hat dann Kasse gemacht und die Menschen konnten sich ein paar Wochen hemmungslos austoben. Wie die 60.000, die sich dann im Wembley-Stadion drängeln werden.

Prima. Künftig brauchen wir kein RKI und in Frankreich keine ARS und in Großbritannien keinen NHS mehr – wenn die Regierungen wissen wollen, wie mit der pandemischen Entwicklung umzugehen ist, kann man sich ja an die UEFA wenden. Die trifft dann schon die richtigen Entscheidungen…

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.

*



Copyright © Eurojournaliste