Die unglücklichen Remis-Könige aus dem Breisgau

Der SC Freiburg erlebte in der noch jungen Saison schon drei Unentschieden, die sich wie Niederlagen anfühlen.

Seine Dribblings werden fehlen - Vladimir Darida wurde vom DfB für zwei Spiele gesperrt. Foto: © Kai Littmann

(Von Arne Bicker) - Der SC Freiburg hat’s nicht leicht in der Bundesliga-Saison 2014/2015. Mal wieder nicht. Denn die Breisgauer spielen guten Fußball, präsentieren sich defensivstark und taktisch stabil, hadern jedoch mit einer zuweilen dünnen Torausbeute und müssen immer wieder zusehen, wie sich wie von Zauberhand Führungen in fatale Unentschieden verwandeln.

An der Torausbeute lag es am Dienstagabend nicht, dass Freiburg aus Hoffenheim ‘nur’ einen Punkt mitbrachte. Drei Treffer, in diesem Falle erzielt durch Mike Frantz (2) und Vladimir Darida, reichen normalerweise zu einem Sieg. Nur eben nicht bei der TSG Hoffenheim, die schon in der Vorsaison mit insgesamt 142 Treffern (eigenen und Gegentoren) in 34 Bundesligapartien den diesbezüglichen Vogel abgeschossen hatte, vor dem HSV (136), Dortmund (118) und München (117).

Am Ende war dem Action Jackson der Bundesliga auch diesmal der Ausgleich zum 3:3 (das gleiche Ergebnis wie im Vorjahr an gleicher Stelle) gelungen, und Freiburg musste nach dem späten Hoffenheimer Treffer in der 93. Spielminute durch Yannik Vestergaard die Hoffnungen auf den ersten Saisonsieg erneut ziehen lassen wie einen Earl-Grey-Tee.

„Wir werden brutal bestraft“, hielt SC-Trainer Christian Streich nach der Partie fest und ruderte fast schon ein wenig hilflos einem Anlegesteg für interne Kritik entgegen: „Wir haben 2:0 und 3:2 geführt und haben das Spiel nicht gewinnen können. Damit müssen wir kritisch umgehen.“ Streich fühlte sich offensichtlich gefangen in einer Film-Noir-Schleife: Erst vier Tage zuvor hatte seine Truppe nach dem späten Ausgleich durch einen Freistoß in der 96. Spielminute einen so gut wie eingetüteten Sieg gegen Hertha BSC Berlin in die Freiheit entlassen müssen.

„Das ist unfassbar, ich bin geschockt“, hatte Streich dazu gesagt. Die unschönen Befindlichkeiten wiederholen sich. Freiburg blickt mittlerweile auf drei Unentschieden in den ersten fünf Saisonspielen zurück, die eingedenk eines verschossenen Elfmeters beim 0:0 gegen Borussia Mönchengladbach allesamt die gleiche Handschrift tragen: Unglücklich, vermeidbar, ärgerlich, gefühlte Niederlage.

Die nächste denkbare Station im Freiburger Ergebnisgruselkabinett heißt am Samstag Bayer 04 Leverkusen. Nun hatte SC-Kapitän Julian Schuster am Montag dieser Woche, vor dem Spiel in Hoffenheim also, völlig richtig drei Freiburger Treffer für das badische Derby vorausgesagt, weil es ja in dieser Folge gegen Gladbach null, in Dortmund einen und gegen Berlin zwei Freiburger Treffer gegeben habe. Nach Schusters Rechnung müsste Freiburg morgen gegen Leverkusen vier Tore schießen. Und am 34. Spieltag? Nicht auszudenken.

Schade nur, dass Freiburgs Mittelfeldmotor Vladimir Darida  vorerst zwangspausieren muss. Der Tscheche hatte in Hoffenheim einen Geist gefoult, da er den von hinten heranrauschenden Pirmin Schwegler beim Strecken seines Beines gar nicht sehen konnte. Christian Streich kommentierte den roten Schicksalsschlag gegen Darida so: „Dafür gab es keinen Grund. Ich weiß gar nicht, ob es einen faireren Spieler in der Bundesliga gibt als ihn.“

Gegen die von Trainer Roger Schmidt gecoachte Werkself kann „der ganz normale Wahnsinn“ (Homepage SC Freiburg) also munter weitergehen. Für das Duell mit den rheinischen Hurrafußballern (Rang Zwei mit 11:9 Toren) droht das nächste, tendenziell torreiche Unentschieden. Am Freiburger Trainer läge das nicht: „Wir wollen immer gewinnen“, so Christian Streich, „wir fahren auch nach München, um zu gewinnen, so schwierig das ist, aber das macht man so als Fußballer. Jedenfalls wir in Freiburg machen das so, wir können gar nicht anders.“

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.

*



Copyright © Eurojournaliste