Die Verzweiflung der Völker

Argentinien hat gewählt und der höchst seltsame Javier Milei ist der neue Präsident des Landes. Wieder einmal übernimmt eine schillernde Persönlichkeit die Macht, was viele Fragen aufwirft.

Am 10. Dezember wird Javier Milei als Präsident Argentiniens inthronisiert. Foto: Vox Espana / Wikimedia Commons / CC0 1.0

(KL) – Was wählen sich die Völker der Welt nur für seltsame Gestalten an die Macht! Dieses Phänomen muss dringend analysiert werden, denn mit so seltsamen Gestalten wie Javier Milei an der Spitze eines wichtigen Landes wie Argentinien, das am 1. Januar bei der BRICS-Organisation einsteigen wird, entstehen Entwicklungen, auf die man sehr aufpassen muss.

Die Liste der Mächtigen, die man am liebsten belächeln würde, ist lang. Boris Johnson, Jair Bolsonaro oder Donald Trump sind nur einige Beispiel für Politiker, die an die Macht gespült wurden, weil die jeweiligen Völker jegliches Vertrauen in ihr politisches Establishment verloren haben und sich sagen „viel schlechter können die das auch nicht machen“. Doch diese Haltung ist nicht nur gefährlich, sondern kann schon bald Nachahmer auch bei uns finden.

Schuld an dieser Entwicklung ist die Hilflosigkeit und Schwäche eines politischen Establishments, das angesichts der eigenen Unfähigkeit, Dinge zum Besseren zu wenden, eben den Weg der Korruption geht. Frei nach dem Motto „Wenn wir das System nicht ändern können, dann profitieren wir eben davon, so lange es geht“, schleichen sich Korruption, Amtsmissbrauch und andere Phänomene ein, die wiederum dazu führen, dass nur noch Extremisten und eben solche Politclowns an die Macht kommen. Wir alle werden diese Entwicklung noch teuer bezahlen.

Auch die nächsten Wahlen in unseren Breitengraden werden vergleichbare Überraschungen bringen. Ob die nächste Wahl in den nächsten Tagen in den Niederlanden, bei denen einmal mehr die politische Landschaft durcheinander gewirbelt werden wird, ob die Europawahl 2024, die Landtagswahlen in Thürigen oder auch die Wahlen in Frankreich 2027 – bei all diesen Wahlen kann es zu Ergebnissen kommen, die für die nähere Zukunft gefährlich sind. Für diesen Absturz sind die „traditionellen“ Parteien verantwortlich, die es in den letzten Jahrzehnten versäumt haben, sich auf die Realitäten und Probleme des 21. Jahrhunderts einzustellen und so sehr mit sich selbst beschäftigt sind, dass sie gar nicht mitbekommen haben, wie die Realitäten sie einfach abgehängt haben. Doch vor der Einstellung „viel schlechter können die es auch nicht machen“ sollte man sich hüten, denn leider können Extremisten und Politclowns es eben doch schlechter machen. Und zwar noch sehr viel schlechter.

Dass die Menschen das Vertrauen in die Politik verloren haben, kann man ihnen wirklich nicht vorwerfen. Während wir unsere ohnehin schon wackeligen sozialen Gleichgewichte über Bord werfen, um weltweit Kriege zu finanzieren, während die Korruption in den höchsten Instanzen selbst bei Entdeckung straffrei bleibt, während sich die Armut ausbreitet und niemand mehr das Handeln der Politik nachvollziehen kann, weigern sich die politisch Handelnden, sich, ihre Parteien und die Institutionen zu reformieren und andere Wege zu gehen. Da haben es die Extremisten und Politclowns einfach, denn das ist genau das, was sie versprechen. Dass sie gar nicht in der Lage sind, diese Versprechen zu halten, das merken die Menschen erst dann, wenn es zu spät ist.

Die Häufung der Machtübernahme durch so seltsame Personen wie Milei ist nicht etwa eine „witzige“ Begleiterscheinung unruhiger Zeiten, sondern ein Signal, dass die Dinge mehr und mehr aus dem Ruder laufen. Was dann passiert, hat die Welt bereits mehrfach erlebt und sie erlebt es momentan wieder. Es ist, zumindest in unseren demokratischen Ländern, unsere Aufgabe, die Machtübnernahme solcher Personen durch unser Wahlverhalten zu verhindern. Und es ist Aufgabe der traditionellen Parteien, ihre Nabelschau zu beenden, die Korruption zu bekämpfen und endlich eine Politik zu machen, die ins 21. Jahrundert passt.

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