Die Wähler sind weniger blöd als die Politiker das denken…

Im thüringischen Nordhausen stoppten die Wählerinnen und Wähler den hoch favorisierten AfD-Kandidaten bei der OB-Wahl. Zusammen mit diesem verliert auch CDU-Chef Friedrich Merz.

Welchen Teil dieser einfachen Aussage versteht Friedrich Merz nicht? Foto: Leonhard Lenz / Wikimedia Commons / CC0 1.0

(KL) – Nach dem ersten Wahlgang der OB-Wahl im thüringischen Nordhausen am 10. September führte der AfD-Kandidat Jörg Prophet noch mit deutlichem Vorsprung. Mit 42,1 % der Stimmen im ersten Wahlgang sah es so aus, als wäre die Stichwahl am letzten Sonntag gegen den parteilosen Amtsinhaber Kai Buchmann nur noch eine Formsache, nachdem dieser nur 23,7 % verbuchen konnte. Doch dann machten die Wählerinnen und Wähler dem AfD-Mann einen Strich durch die Rechnung. In der Stichwahl erzielte Buchmann 54,9 % der Stimmen und Jörg Prophet verpasste überraschend mit seinen 45,1 % den OB-Sessel.

Der Slogan der AfD war, wie so oft, denkbar simpel. „Den Wechsel wählen“, riet die AfD den 32.900 Wahlberechtigten und hoffte dabei, dass die jüngsten Wahlerfolge der Rechtsextremen in Nordhausen ihre Fortsetzung finden würden. Doch verspüren eben doch nicht alle Thüringer Lust auf einen Wechsel zur AfD, die in Thüringen vom Wessi Björn Höcke geleitet wird, der sich selbst als „Faschist“ bezeichnet. In Thüringen ist das Ergebnis von Nordhausen fast so etwas wie die Emanzipation der Wählerschaft, die dafür sorgt, dass der AfD-Erdrutsch gestoppt werden kann.

Das Ergebnis von Nordhausen ist zwar ein echter Mutmacher, speziell vor den Landtagswahlen Anfang Oktober in Hessen und Bayern, doch muss man festhalten, dass in beiden Wahlgängen in Nordhausen mehr als 40 % der Wählerinnen und Wähler für eine Partei gestimmt haben, die vom Verfassungsschutz beobachtet werden muss.

Der Erfolg von Kai Buchmann ist somit sehr erfreulich, doch nur eine Momentaufnahme, ein Aufbäumen eines großen Teils der Wählerschaft gegen die Erfolge einer Partei, deren Programm sich auf den Nenner „Hass“ bringen lässt.

Verlierer der Wahl von Nordhausen sind nicht nur Jörg Prophet und die AfD, sondern auch CDU-Chef Friedrich Merz, der immer mal wieder gedanklich die Zusammenarbeit mit den Rechtsextremen anregt (um dann schnell wieder zurückzurudern), und was das Merz’sche Gedankengut für Konsequenzen hat, sah man neulich im thüringischen Landtag, als CDU, FDP und AfD gemeinsam einen Gesetzentwurf gegen die linke Minderheitsregierung durchbrachte.

Nicht die traditionellen Parteien zeigen, wie man die rechtsextreme AfD bekämpft, sondern die Wählerinnen und Wähler. Eine wichtige Lektion für Friedrich Merz, dessen Kokettieren mit der AfD mit dafür gesorgt hat, dass sich diese inzwischen fest als zweitstärkste politische Formation in Deutschland etablieren konnte.

Und auch für die Wählerschaft im übrigen Deutschland ist das Ergebnis von Nordhausen wichtig, zeigt es doch, dass es reicht, wählen zu gehen und sein Kreuzchen anderswo als bei der AfD zu machen. Der aktuelle Erfolg der Rechtsextremen kann so und nur so gestoppt werden, nicht aber mit öffentlichen Gedankenspielen eines Friedrich Merz.

Bei allen kommenden Wahlen sollte es viele Nordhausens geben! Deutschland bewegt sich wie viele andere europäische Länder immer weiter auf ein „Weimar 2.0“ zu (da hat Markus Söder tatsächlich Recht…) und die einzigen, die das verhindern können, sind nicht etwa die Apparatschiks in den anderen Parteien, sondern denkende Wählerinnen und Wähler.

Glückwunsch an Kai Buchmann und der ehemalige Blackrock-Manager Friedrich Merz sollte überlegen, ob er nicht seinen Platz für jüngere CDUler frei macht, denn seine Auffassung von Politik ist offensichtlich ïberholt. Es sei denn, Merz wünscht sich insgeheim, dass die AfD seine CDU in den Umfragen auch noch überflügelt.

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