Was kommt denn da in Thüringen auf uns zu?

Die letzten Umfragen vor der Landtagswahl in Thüringen lassen aufhorchen. Es gäbe, wenn das Ergebnis denn so ausfällt wie prognostiziert, nur noch eine denkbare Koalition ohne die AfD.

Le Parlement Régional de la Thuringe à Erfurt devra se défendre contre les ultranationalistes de l'AfD. Foto: Alupus / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 3.0

(KL) – Klar, Umfragen sind, was sie sind – Umfragen eben. Doch mit der näher rückenden Landtagswahl am 27. Oktober in Thüringen, verdichten sich auch die Umfragen und die sehen den Trend der letzten Wahlen bestätigt – die traditionellen Parteien rutschen weiter in den Keller, während die AfD und die Grünen zulegen. Die SPD wird wohl vergeblich um die 10 %-Marke kämpfen, die FDP dürfte knapp an der 5%-Hürde scheitern. Stärkste Partei im künftigen Erfurter Landtag wird aber die Linke werden. Nun werden schon einmal die Rechenschieber herausgeholt, auch wenn Umfragen eben nur Umfragen sind.

Die zusammengerechneten Ergebnisse von drei großen Umfrageinstituten (Civey, INSA und Infratest dimap) ergeben aktuell 27,3 % für Die Linke, 23,6 % für die AfD, 23,2 % für die CDU, 8,8 % für die Grünen, 8,3 % für die SPD und 4,6 % für die FDP. Sollten sich diese Umfragen bestätigen, gäbe es nur eine einzige mathematisch denkbare Koalition, an der die AfD nicht beteiligt wäre – Die Linke und die CDU müssten zusammengehen. Nicht auszudenken.

Doch die bisherige Rot-Rot-Grünregierung Thüringens käme nur noch auf 43 der 88 Sitze und hätte folglich keine Mehrheit mehr. CDU, Grüne und SPD kämen nur auf 39 Sitze, weit entfernt von einer Mehrheit. Ansonsten hätten auch Die Linke und die AfD oder die AfD mit der CDU eine knappe Mehrheit der Sitze, doch welche Partei würde sich dem Wagnis des Sündenfalls aussetzen? Bleibt die wohl widernatürlichste Koalition im demokratischen Spektrum – Die Linke mit der CDU.

Nur, gerade in Thüringen, wo mit Bernd Höckes „Flügel“ die Ultranationalen in der AfD das Sagen haben, werden die demokratischen Kräfte in Erfurt kaum eine andere Wahl haben, als alles, aber auch wirklich alles daran zu setzen, die AfD auszubremsen. Die Umfragen zeigen es – AfD und Grüne gewinnen ungefähr das, was CDU und SPD verlieren, wobei der Löwenanteil an der Wählerwanderung in Richtung AfD strömt.

Am 27. Oktober werden alle ganz tapfer bleiben müssen – die AfD wird ein monströses Ergebnis einfahren und am Ende wird es zu den seltsamsten Konstellationen kommen, um die Höcke & Co. von einer Regierungsbeteiligung fernzuhalten. Nur – solange die traditionellen Parteien nicht aus ihren jeweiligen Nabelschauen herauskommen, wird sich an diesem Trend nichts ändern. Oder erinnert sich noch jemand daran, wann genau die SPD mit ihrer Kandidaten-Show für den Parteivorsitz begonnen hat? Es ist an diesen traditionellen Parteien, die Abwanderung ihrer Wählerinnen und Wähler zu stoppen und diese durch sinnvolle Politik wieder davon zu überzeugen, den Weg ins demokratische Spektrum der Parteienlandschaft zu finden. In Thüringen braut sich etwas zusammen, das unbedingt gestoppt werden muss.

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